Emmerich/Rees. Der VRR-Stationsbericht 2021 ist erschienen und darin werden auch die Haltepunkte in Emmerich und Rees beurteilt. So sehen die Ergebnisse aus.

Wer den Zustand des Bahnstation seines Vertrauens in ein Wort fassen müsste, der könnte den Begriff „entwicklungsbedürftig“ in vielen Fällen eher für einen noch zu freundlichen Ausdruck halten. Genau diesen wählt der Stationsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) allerdings für die meisten Haltepunkte an der Bahnstrecke in Emmerich und Rees.

Die Bewertungen basieren dabei auf der Kontrolle der einzelnen Haltepunkte durch VRR-Profitester, die auf der Strecke unterwegs waren, und die Stationen beurteilt haben. Dabei soll der Fokus auf der „Erwartungshaltung des Fahrgastes“ liegen. Als Ausgangspunkt dient dabei eine fiktive „Idealstation“, die mit einer 100-Prozent-Wertung angenommen wird. Die realen Stationen werden mit dieser verglichen und etwaige Mängel, die von herumliegenden Müll über Graffiti bis hin zu baulichen Mängeln und Schäden gehen, werden von dieser „Idealwertung“ abgezogen.

Daraus ergeben sich für die Bahnhöfe dann nicht nur die Gesamtnoten, sondern auch einzelne Noten für Aufenthaltsqualität, Fahrgastinformationen und Barrierefreiheit. So sehen diese Noten für die Bahnhöfe in Emmerich und Rees aus.

So wurden die Bahnstationen in Rees im Test bewertet

Für die Haltepunkte Empel-Rees, Haldern und Millingen gibt es jeweils die Gesamtnote „entwicklungsbedürftig“ und damit die zweitschlechteste von den vier Bewertungsstufen im VRR-Stationsbericht. Allerdings stehen die Reeser Haltepunkte damit nicht alleine da. Denn insgesamt wurde diese Note für 141 Stationen und damit 47,8 Prozent aller Stationen im VRR-Einzugsgebiet vergeben – und damit für die Mehrheit aller Haltepunkte.

Zwar erhalten im Teilbereich der Fahrgastinformationen alle drei Haltepunkte die Bestnote „Hervorragend“, was allerdings auch auf 244 der Stationen im VRR-Gebiet zutrifft und damit auf die überwiegende Mehrheit (82,71 Prozent). Die Aufenthaltsqualität wird für Empel-Rees und Millingen als „verbesserungswürdig“ bewertet. Damit erhalten die beiden Stationen die Note, die auch ein Großteil (54,24 Prozent) der Stationen im VRR-Gebiet erhalten hat. Etwas besser, mit einem „zufriedenstellend“ wird die Aufenthaltsqualität in Haldern beurteilt.

Allerdings fallen alle drei Haltepunkte beim Punkt Barrierefreiheit durch. Diese ist an allen drei Bahnstationen unzureichend. Es besteht also, nach dem VRR-Stationsbericht, „sehr hoher Handlungsbedarf“. Auch damit stehen die Stationen in Rees allerdings nicht alleine. Diese Zustandsbeschreibung trifft auf 105 Stationen und damit 35,59 Prozent im VRR-Gebiet zu.

„Bei 40 Prozent der Bahnhöfe landen Menschen mit Behinderung, Ältere sowie Familien mit Kinderwagen oder Radfahrer sozusagen auf dem Abstellgleis“, kommentierte der Kreisverband am Niederrhein des Sozialverbands VdK mit Blick auf die Stationen in der Region in einer Pressemitteilung diesen Umstand.

So schneiden die Haltepunkte in Emmerich beim Test ab

Einen Glanzpunkt bei den Bahnstationen stellt der Haltepunkt Emmerich-Elten für die Profitester des VRR dar. Die bewerten die Station in Elten mit der Bestnote „ausgezeichnet“. Damit ist der Haltepunkt einer von nur 24 (8,14 Prozent) im VRR-Gebiet, die diese Bestnote erhalten konnten. Sowohl die Aufenthaltsqualität als auch die Fahrgastinformation wurden von den Testern mit Bestnoten bewertet. Abzüge gibt es lediglich bei der Barrierefreiheit, die als „zufriedenstellend“ beurteilt wurde, so dass ein „geringfügiger Handlungsbedarf“ attestiert wird. Und das, obwohl der Haltepunkt derzeit ein Provisorium ist – vielleicht aber auch gerade deswegen.

Der Bahnhof Emmerich-Elten, ist momentan geprägt durch den provisorischen Bahnsteig, hat im VRR-Stationsbericht die Bestnote erhalten.
Der Bahnhof Emmerich-Elten, ist momentan geprägt durch den provisorischen Bahnsteig, hat im VRR-Stationsbericht die Bestnote erhalten. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Den Bahnhof in Emmerich sahen die Tester als „verbesserungswürdig“ an. Neben einer zufriedenstellenden Aufenthaltsqualität und hervorragenden Fahrgastinformationen wurde hier vor allem die Barrierefreiheit als unzureichend kritisiert. Allerdings mit dem Hinweis auf „aktuell umfangreiche Bauarbeiten“ und „daher momentan noch Einschränkungen hinsichtlich der barrierefreien Erreichbarkeit“. Hier dürften die Aufzüge schon zu einer Verbesserung geführt haben.

Auch der Haltepunkt Praest wird von den Testern als „verbesserungswürdig“ eingestuft. Auch hier sahen sie die Aufenthaltsqualität als „zufriedenstellend“ an und die Fahrgastinformation als herausragend. Ebenso wie in Emmerich und bei den Haltepunkten in Rees wurde hier allerdings die Barrierefreiheit als unzureichend kritisiert.

Generell gilt, dass sich an den Haltepunkten auf der Bahnstrecke durch die Umfangreichen Baumaßnahmen für die Betuwe-Linie noch einiges ändern dürfte oder auch schon verändert hat – was auch im Stationsbericht als Bemerkung angeführt wird. Trotzdem dürfte es an den Haltepunkten immer noch Bedarf für die eine oder andere Veränderung geben.