Kreis Kleve. Über Nacht gestoppte KfW-Förderung für Klima-Wohnhäuser sehen Kreis Klever Bänker eher gelassen. Sie erwarten jetzt ganz schnell Folge-Programme.

Eigentlich eine böse Überraschung für viele Häuslebauer auch in Rees, Emmerich und Kleve: Weil das Bundeswirtschaftsministerium die Förderprogramme für energieeffiziente Mehr- und Einfamilienhäuser wohl sehr abrupt gestoppt hat, könnte bei Bauherren die Finanzierung möglicherweise in Gefahr sein. „Bei uns nicht. Wir haben unsere Kunden rechtzeitig über die geplanten Änderungen zum 31. Januar 2022 informiert“, sagt Peter Schau, Leiter der Kreditabteilung und Prokurist bei der Volksbank Emmerich-Rees eG.

Peter Schau, Leiter der Kreditabteilung und Prokurist bei der Volksbank Emmerich-Rees eG.
Peter Schau, Leiter der Kreditabteilung und Prokurist bei der Volksbank Emmerich-Rees eG. © Volksbank Emmerich-Rees

Wie berichtet, hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Notbremse gezogen. Grund: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW-Bank) ist seit November mit Anträgen für das Effizienzhaus 55 überrollt worden – 16 Milliarden sind wohl beantragt worden, fünf stehen aber nur zur Verfügung. Entstanden ist diese Entwicklung, weil die Vorgänger-Regierung überraschend die Ablauffrist für das Effizienzhaus 55 auf Ende Januar gelegt hatte.

Volksbank Emmerich-Rees hat ihre Kunden rechtzeitig informiert

Habeck hatte jetzt mit sofortiger Wirkung die meisten Programme der „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG), darunter auch Zuschüsse für energetische Sanierungen sowie die gesamte Förderung für das strenge Effizienzhaus 40, gestrichen. Begründung des Klimaschutz-Ministeriums: Energieeffizienz-Standards würden sich sowieso am Markt durchsetzen, die staatliche Förderung dafür fehlinvestiert.

Die Volksbank Emmerich-Rees, im Kreis Kleve nach eigenen Angaben führend, was die Vergabe von KfW-Fördermitteln betrifft, habe schon Mitte Dezember Kenntnis von möglichen zeitlichen Engpässen bei der Bearbeitung der KfW-Darlehen gehabt. „Deshalb haben wir unseren Kunden dazu geraten, das gewünschte Förderdarlehen inklusive Tilgungszuschuss bis spätestens zum 13. Januar zu beantragen“, sagt Schau. Denn sonst hätte die Volksbank nicht garantieren können, dass Häuslebauer noch in den Genuss des Tilgungszuschusses, immerhin bis zu 37.500 Euro, kommen würden.

Weitere energetische Sanierungen sind ja von der Politik gewünscht

Relativ entspannt gibt sich auch Frank Ruffing, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kleverland. „Wahrscheinlich haben es nicht alle geschafft, den Förderantrag rechtzeitig zu stellen“, ahnt er. Die Nachfrage nach Baufinanzierungen sei ja auch riesengroß. Wobei er fest davon ausgehe, dass die Politik sehr schnell ein Folge-Programm auflegen wird, „wohl nicht zu den gleichen Bedingungen“. Es sei ja politischer Wille, dass mehr Neubauten entstehen und nicht zuletzt wegen des Klimaschutzes Altbauten energetisch saniert werden müssten.

Davon geht auch sein Kollege Peter Schau aus. Der nicht glaubt, dass es durch den Stopp der Fördermittel zu einem Einbruch bei Neubauten kommen wird, auch nicht bei Mehrfamilienhäusern. Die würden übrigens pro Wohneinheit beim KfW 55er Standard mit bis zu 26.250 Euro bezuschusst. Bei einem Projekt mit beispielsweise zwölf Wohneinheiten mache das gut 315.000 Euro aus. „Ich glaube aber auch fest daran, dass es jetzt ganz schnell eine Folgelösung für die anderen Förderprogramme geben wird“, ist sich der Prokurist ziemlich sicher.

Bei der Sparkasse Rhein-Waal gab’s sogar vorige Woche noch Bewilligungsbescheide

In Emmerich und Rees gebe es jedenfalls keinen Kunden bei der Volksbank, der seinen Förderantrag für ein KfW-Darlehen inklusive Tilgungszuschuss bis zum 13. Januar gestellt habe, der nicht in den Genuss des Geldes gekommen sei. „Das ist so“, unterstreicht der Prokurist. Wie das für Bauherren aussieht, die jetzt auf eigene Faust den Zuschuss beantragt hätten, und dann vielleicht über eine Online-Bank die Finanzierung abschließen wollen, könne er nicht sagen.

Völlig überrascht von der plötzlichen Bekanntgabe, dass alle KfW-Fördermittel gestoppt werden, war auch Wilfried Röth, Mitglied des Vorstandes der Sparkasse Rhein-Maas. Aber natürlich sei bekannt gewesen, dass der „Renner bei der Förderung, der 55er Standard, bald auslaufen wird“, sagt der Bänker. Auch die Sparkasse hatte deshalb Kunden geraten, bis zum 14. Januar den Antrag zu stellen.

Bänker erwarten jetzt ganz schnell Klarheit, wie es weiter geht

„Und wir haben sogar noch vorige Woche für Kunden die letzten positiven KfW-Bewilligungsbescheide erhalten“, sagt Röth. Seines Wissens gebe es jedenfalls keinen konkreten Fall, wo ein Bauherr leer ausgegangen sei. Jetzt sei wichtig, dass „ganz schnell Klarheit geschaffen wird, wie es weitergeht mit der Förderung energetischer Maßnahmen“. Wobei Röth versteht, dass es keinen Zuschuss mehr fürs „Effizienzhaus 55“ geben soll. „Bei den neuen Bauweisen muss das nicht mehr so sein“, folgt er der Argumentation des Wirtschaftsministeriums.