Emmerich/Rees/Isselburg. Seit einer Woche ist in NRW für Fitnessstudios 2G-Plus-Pflicht. So trifft die Regelung die Fitnessstudios in Emmerich, Rees und Isselburg.

Vor dem Schwitzen kommt das Testen. In NRW gilt für Fitnessstudios die 2G-Plus-Regel. Andreas Ulrich betreibt die Fitbox-Filiale in Emmerich als Franchiseunternehmen: „2G-Plus ist für uns eine Katastrophe, wir haben ganz wenig Neugeschäft und für die bestehenden Mitglieder ist das, da sie bei den Teststellen aktuell extrem lange warten müssen, mit enormem Aufwand verbunden. Ich würde behaupten, dass wir locker 30 Prozent weniger Besucher haben.“ Die Kunden zeigen zwar gegenüber dem Fitbox-Team Verständnis, auf Wunsch kann dort die Mitgliedschaft pausieren, verstehen aber die Maßnahmen der Regierung nicht. Trotz doppelter Impfung oder Boosterung müssen sie sich testen lassen.

Betreiber der Fitbox Emmerich findet 2G-Plus total überzogen

Obwohl die Kunden, durchschnittlich Mitte 40, besonders auf ihre Gesundheit achten und gesundheitsbewusst trainieren, wird ihnen der Zugang zum Training erheblich erschwert. „Unser Fitnessstudio kann nur nach Terminvereinbarung betreten werden, für jeden, der reinkommt, ist der Impfnachweis nachvollziehbar hinterlegt, es sind nie mehr als drei oder vier Personen in einem Raum“, erläutert Andreas Ulrich. 2G kann er noch nachvollziehen, obwohl ihm das schon viel Umsatz gekostet hat, aber 2G-Plus hält er für total überzogen.

Auch Flexxpoint Rees ist deutlich betroffen

Auch Flexxpoint in Rees ist laut Geschäftsführer Matthias Flür deutlich betroffen. Verstehen kann er 2G-Plus nicht: „Ich finde die Regeln sollten für die angepasst werden, die sonst schon alles mitmachen, wie dreifach geimpft, die Geboosterten sollten wenigsten freigestellt werden. Einige sagen, wann und wo soll ich mich neben der Arbeit noch testen lassen, das schaffe ich nicht. Und die melden sich dann für die Zeit ab“, erklärt Flür.

Probleme im Reha-Bereich

Andere Kunden finden die Regelung in Ordnung und fühlen sich dadurch ein wenig sicherer. „Doch die Mehrheit kommt rein, hat da noch nichts davon mitbekommen und regt sich auf. Wir haben deshalb auch schon zwei Kündigungen von Kunden erhalten, die die Maßnahmen für übertrieben halten.“ Bereits im vergangenen Jahr ist Flexxpoint durch die Corona-Einschränkungen arg gebeutelt worden, Flür schätzt den Verlust auf mindestens 20 bis 25 Prozent.

Neuanmeldungen bei Scholly´s Sport- und Freizeitcenter Rees eingebrochen

In den Fitnessstudios von Helmut Scholl (l.), der seit einigen Monaten das Sport- und Freizeitcenter in Rees betreibt, ist die Zahl der Neuanmeldungen stark eingebrochen.
In den Fitnessstudios von Helmut Scholl (l.), der seit einigen Monaten das Sport- und Freizeitcenter in Rees betreibt, ist die Zahl der Neuanmeldungen stark eingebrochen. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Helmut Scholl hat zwar Scholly´s Sport- und Freizeitcenter Rees erst vor einigen Monaten eröffnet, betreibt aber schon länger Fitnessstudios, unter anderem in Hamminkeln. „Der Januar und der Februar sind bei uns die stärksten Monate und die Neuanmeldungen sind dort total eingebrochen“, erklärt Scholl, „dass sind die Leute, die mit dem guten Vorsatz ins nächste Jahr gestartet sind, mehr für ihren Körper zu tun.“

Für die guten Vorsätze regelmäßig ein Fitnessstudio aufzusuchen, ist schon eine größere Herausforderung. Sich vor jedem Besuch testen zu lassen, übersteigt dann wohl den guten Willen. „Die Kunden, die schon länger regelmäßig trainieren, sind froh, dass wir aufhaben, die nehmen auch den Test in Kauf“, ergänzt Scholl. Bereits durch 2G hat er die 30 Prozent der Kunden verloren, die nicht geimpft oder genesen sind. „Über 2G kann man sprechen“, so Scholl, „aber 2G-Plus macht alles kaputt, das halte ich für total überzogen.“

Für Sportpark Isselburg ist 2G-Plus eine Katastrophe

Im Sportpark Isselburg wird Fitness- und Rehasport angeboten. „2G-Plus wirkt sich bei uns als mittelschwer bis katastrophal aus“, erklärt Andreas Klein, Vorsitzender von Gesund und Fit Isselbur. „Die jüngeren Leute haben weniger Probleme mit der Regelung, die haben ihre Apps, gehen damit zu den Testzentren und lassen sich die Ergebnisse relativ problemlos digital übermitteln. Wir haben aber eine große Reha-Sport- und Herzsportabteilung. Für diese ältere Generation ist das Ganze nicht so einfach. Zum überwiegenden Teil tun sie sich sehr schwer mit der modernen Technik. Anstatt sich das mal erklären zu lassen, bleiben die Älteren dann lieber zuhause. Das bedeutet für den Verein große Einbußen, denn der Trainer muss vorgehalten werden, egal ob da 6 oder 15 Teilnehmer sind. Bei den Reha-Maßnahmen erhalten wir auch nur Geld, für die Personen, die auch kommen. Nur die Personen aus dem Fitnessbereich zahlen weiterhin ihre Beiträge.“

„Die Kunden haben“, laut Klein, „wenig Verständnis dafür, dass sie das ausbaden müssen, was die da oben verzapfen. Eigentlich sollte bundesweit die Regelung gelten, dass bei geboosterten Menschen keine Tests mehr nötig sind.“

Andreas Klein findet die 2G-Regelung gut: „Das hat absolut Sinn gemacht, die 2G-Plus-Regel kann ich nur da nachvollziehen, wo es drauf ankommt, beispielsweise in Altenheimen oder Krankenhäusern. Aber was im Moment abläuft ist für uns eine Katastrophe.“ Wenn es nach Klein geht, sollte man dagegen den Impfgegnern, die ohne plausiblen Grund die Impfung verweigern, mit weiteren Repressalien begegnen.

>>> Impfen im Sportpark Isselburg

Am 15. Januar führt der Sportpark Isselburg gemeinsam mit dem Gesundheitszentrum Dr. Subburayalu aus Anholt die zweite Impfaktion durch. Von 9 bis 14 Uhr wird der ganze Sportpark abgesperrt, damit die Menschen nicht in der Kälte oder im Regen warten müssen und erhalten die Booster- oder auch alle anderen Impfungen. Vor drei Wochen, beim ersten Termin, wurden 300 Personen geimpft, sieben davon waren Erstimpfungen.