Emmerich. Das Verkaufsverbot für Feuerwerk in Deutschland und das Feuerwerksverbot in den Niederlanden treffen auch in Emmerich einige Geschäfte hart.
Für die Geschäfte im Grenzgebiet, die Feuerwerk verkaufen, war die Entscheidung von Bund und Ländern, erneut den Verkauf von Böllern und Raketen zu verbieten, ein Schock. Schon im vergangenen Jahr überraschte diese Entscheidung die Branche, die zuvor – wegen eines Verkaufsverbot von Feuerwerk in den Niederlanden – noch mit Rekordumsätzen in der Grenzregion gerechnet hatte.
Schon damals fürchteten einige Händler, wie Margit Lorenzen von der Pusteblume in Emmerich um ihre Existenz und waren gezwungen, ihre Ware einzulagern und auf Umsätze und Gewinne zu verzichten. Das erneute Verbot trifft die Unternehmen daher doppelt hart: Kein Verkauf der Ware, die schon im vergangenen Jahr im Lager landete und erneut ein Ausfall von Umsätzen.
Schwerer Schlag für Feuerwerkproduzenten in Emmerich
Hayo Wolff, Chef der Pyrotechnik-Firma Heron Fireworks in Elten, weiß erstmal gar nicht, was er zu dem erneuten Verbot des Feuerwerksverkaufs sagen soll. „Da wird einfach die ganze Firma kaputtgemacht“, erklärt im Gespräch mit der Redaktion. Ein zweites Jahr ohne Verkäufe, Umsätze und Gewinne. „Wie soll man das überleben?“, fragt er.
„Wir werden natürlich weitermachen“, gibt Hayo Wolff dann aber zu Protokoll. Allerdings weist der umtriebige Niederländer, der in Emmerich wohnt, auch darauf hin, dass er mittlerweile pleite wäre, wenn er beispielsweise mit seinem Imbiss an der Rheinpromenade oder seinem Getränkemarkt in Elten nicht noch weitere Einkünfte hätte.
Entschädigungen für ausgefallene Verkäufe reichen nicht aus
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Denn zwar gäbe es Entschädigungen für die Feuerwerks-Branche, aber die wären längst nicht hoch genug, um auch nur die laufenden Kosten zu decken – von ausgefallenen Gewinnen durch das Verkaufsverbot ganz zu schweigen. „Wir haben schon Entschädigungen bekommen. Aber davon kann man nur die Fixkosten bezahlen“, sagt er.
Für ihn bedeutet das zum Beispiel, dass er auf den Kosten für das 80.000 Quadratmeter Feuerwerkslager seiner Firma mit 22 Bunkern sitzenbleibt. Denn das gilt als Eigentum und wird nicht berücksichtigt. „Es wird schon viel gemacht und es ist alles gut gemeint. Aber es ist eben nicht genug“, sagt er. Denn auch wenn er selbst die Möglichkeit hat, die Produktion einzulagern, entstehen dabei Kosten. Auch das Personal möchte bezahlt werden. Zwar laufe derzeit noch eine Klage gegen das Verbot, aber darauf hofft Hayo Wolff nicht. „Die Chancen sind sehr gering“, sagt er.
Kein Export von Feuerwerk mehr in die Niederlande
Außerdem tut sich für den Niederländer, der 2018 zum Weltmeister der Pyrotechniker wurde, ein weiteres Problem auch für die Zukunft auf: Rund 80 Prozent seiner Kunden sind Niederländer. Und wenn in den Niederlanden das private Feuerwerk verboten ist, strebt das Land an, auch die Einfuhr von Feuerwerk aus Deutschland zu verhindern. „Dann kann man das Feuerwerk zwar in Deutschland verkaufen, aber die Niederländer dürfen es nicht importieren“, sagt er. „Und ich glaube nicht, dass die alle in Deutschland Ferien machen, um zum Jahreswechsel hier das Feuerwerk zu zünden.“
Auch kleinere Feuerwerkskörper, die nach wie vor verkauft werden dürfen, etwa Knallerbsen oder kleinere Fontänen, sind für Hayo Wolff keine Alternative zu seinem normalen Geschäft. „Davon haben wir keine großen Mengen“, sagt er. „Und man macht damit auch nicht so viel Gewinn.“ Zumindest aus unternehmerischer Sicht ist das also keine Möglichkeit, den ausgefallenen Verkauf von Raketen, Feuerwerksbatterien und Knallern zu kompensieren.
Drohnenshow als Alternative zu buntem Feuerwerk
Aber Hayo Wolff hat eben nicht nur das Feuerwerk zum Verkauf. Der Pyrotechniker hat auch ziemlich teures Equipment für professionelle Feuerwerk-Shows. Schon deshalb wird er auch mit der Firma weitermachen. Allerdings plant er schon ein weiteres Standbein als Alternative zu bunten Raketen für die Himmelsshow: Er schafft sich Drohnen an. „Das ist die einzige Alternative zum Feuerwerk“, sagt er.
Er erwartet, im Januar eine Lizenz zu bekommen, um mit den Drohnen europaweit in die Luft gehen zu können. „Das ist vielleicht noch ein lukrativer Markt.“ Denn was das Feuerwerk angeht, befürchtet er, auch für den Jahreswechsel 2022 ein erneutes Verkaufsverbot, wenn Corona bis dahin nicht unter Kontrolle ist und sich die Lage allgemein normalisiert hat.