Emmerich. Das Emmericher Unternehmen Pusteblume bangt um den Feuerwerksverkauf. Bürgermeister Peter Hinze erwartet in der kommenden Woche eine Entscheidung.

Margit Lorenzen macht sich Sorgen um das Silvestergeschäft. Die Inhaberin des Emmericher Deko-Ladens „Pusteblume“ hat auch diesmal wieder einen Feuerwerksverkauf organisiert. Das entsprechende Feuerwerk wurde bereits vor einem Jahr bestellt und liegt auf Halde. „Doch im Moment sieht es danach aus, dass wir nicht verkaufen dürfen“, bangt Lorenzen.

Für die Unternehmerin käme ein harter Lockdown nach Weihnachten einer Katastrophe gleich. Gemeinsam mit ihrem Sohn hat sie den Verkauf schon angestoßen und kräftig investiert: „Mit diesem Geld könnte man ein schickes Häuschen bauen“, sagt sie. Sollte der Verkauf nicht erfolgen können, dann wäre das existenzgefährdend, sagt Lorenzen. Denn auch die entsprechende Werbung in Zeitungen, Internet und Rundfunk sei geschaltet worden.

Anfragen von besorgten Bürgern

Mit dem Thema Feuerwerk respektive Feuerwerksverkauf beschäftigen sich auch die Verantwortlichen im Emmericher Rathaus. In den vergangenen Tagen erreichten Bürgermeister Peter Hinze aus der Bevölkerung vermehrt Anfragen, die sich besorgt, über die zu erwartenden Feuerwerkstouristen aus den benachbarten Niederlanden äußerten. Unter anderem richtete auch der SPD-Ortsverein Elten einen offenen Brief an Hinze.

Der Bürgermeister nimmt wie folgt dazu Stellung: „Die Frage des Verkaufs von Feuerwerk und die damit verbundenen Herausforderungen sind nicht erst seit diesem Jahr ein wichtiges Thema innerhalb der Stadtverwaltung. Bereits in den vergangenen Jahren war die Kontrolle der Verkaufsstellen und die hohe Zahl – insbesondere niederländischer Kunden – ein Aufgabenschwerpunkt für den Fachbereich Bürgerservice & Ordnung. Insofern beobachten wir die Lage und rechtliche Änderungen permanent.“

90 Prozent der Kunden kommen aus den Niederlanden

Lange Schlangen haben sich in den vergangenen Jahren vor den Emmericher Geschäften gebildet, in denen Silvester-Feuerwerk verkauft wurde.
Lange Schlangen haben sich in den vergangenen Jahren vor den Emmericher Geschäften gebildet, in denen Silvester-Feuerwerk verkauft wurde. © NRZ | tt

Wenn die Niederländer in diesem Jahr nicht kommen dürfen, dann wird ein Großteil des Feuerwerksgeschäftes in Emmerich einbrechen. Die niederländischen Käufer machen 90 Prozent der Kundschaft im Silvestergeschäft aus, erklärt Margit Lorenzen. Am 15. Dezember wird das niederländische Kabinett darüber entscheiden, ob es nicht nur ein Böllerverbot gibt (das wurde schon beschlossen), sondern ob auch noch ein Einfuhrverbot erlassen wird. Das dürfte auch viele Niederländer abschrecken, in Deutschland Feuerwerk zu kaufen.

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Bis es in der kommenden Woche in Den Haag zur Entscheidung kommt, müssen die Verantwortlichen in Emmerich mit den Unwägbarkeiten leben. „Wir nehmen die Frage des ‚Feuerwerkstourismus‘ aber keinesfalls auf die leichte Schulter“, sagt Hinze. „Ich habe darum in den vergangenen Wochen an verschiedenen Stellen sehr deutlich auf die Situation der grenznahen Gemeinden hingewiesen – unter anderem in einer Konferenz mit der zuständigen NRW-Ministerin Ina Scharrenbach und in einem Telefongespräch mit dem Bürgermeister von Nijmegen Hubert Bruls, der zugleich auch Vorsitzender des ‘nationale Veiligheidsberaad’ in unserem Nachbarland ist. Ein Gremium, dass die niederländische Regierung in Sicherheitsfragen berät.“

Verkauf auf Hauptwohnsitz des Käufers beschränken

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Laut Hinze mehren sich die Zeichen, dass die Bedenken in Den Haag und Düsseldorf auf offene Ohren stoßen würden. Nach Auskunft des NRW-Gesundheitsministeriums in einer Videokonferenz wird derzeit konkret geprüft, ob man den Kauf von Feuerwerk landesweit auf den Hauptwohnsitz eines Käufers beschränken kann. Ein Kauf wäre dann nur mit Vorlage eines gültigen deutschen Ausweisdokumentes möglich. Sollte der harte Lockdown kommen – vergleichbar zur Situation im Frühjahr dieses Jahres – und im Handel nur noch Artikel der Grundversorgung vertrieben werden, würde der Verkauf von Feuerwerk wohl vollständig entfallen.

„Wir gehen davon aus, dass die Gesetzgeber auf deutscher und auf niederländischer Seite in der kommenden Woche mehr Klarheit bei den Maßnahmen schaffen werden. Dementsprechend werden wir dann unsere ordnungsbehördliche Strategie bezüglich des Feuerwerksverkaufs ausrichten“, erläutert der Bürgermeister.

Problem der Lagerung des nichtverkauften Feuerwerks

Durch den logistischen Vorlauf zum Feuerwerksverkauf ist die Pusteblume mit dem Problem nicht allein: „Mein Großhändler weiß gar nicht, wo er mit den 80 Containern aus China hin soll. Wenn jetzt das ganze Jahr über so viel nicht verkauftes Feuerwerk gelagert werden muss, dann haben wir ein Problem. Das sind ja Bomben. Darüber sollte der Staat auch mal nachdenken“, gibt Margit Lorenzen in der Diskussion zu bedenken.

Lorenzen ist der Meinung, dass man den Kauf von Feuerwerk jedem selbst überlassen sollte: „2020 war so ein blödes Jahr. Wenn die Leute sich sagen ‘Ich schieß dieses Scheißjahr jetzt in die Luft’, dann sollen sie das doch ruhig tun.“ An den drei Tagen um Silvester macht Lorenzen eigentlich das Geschäft des Jahres. Eigentlich. Doch das Bombengeschäft droht in diesem Jahr zu platzen.

>>>Verbotszonen sind aktuell nicht geplant

Die Einrichtung von Verbotszonen für das Abbrennen von Feuerwerk an bestimmten öffentlichen Straßen und Plätzen wurde bereits von der Stadt Emmerich intensiv geprüft. Die Coronaschutz-Verordnung lässt diese Option ausdrücklich zu, mit dem Ziel größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Nach derzeitigen Erkenntnissen und den Erfahrungen aus den letzten Jahren gibt es in Emmerich keine zentralen Orte, an denen in der Silvesternacht größere Menschenansammlungen zu erwarten sind.

Demzufolge werden zum aktuellen Zeitpunkt keine öffentlichen Straßen oder Plätze im Stadtgebiet mit einem entsprechenden Verbot belegt. „Sollten Bürger Hinweise darauf haben, dass größere Treffen auf öffentlichen Straßen oder Plätze in der Silvesternacht geplant sind, ist unser Fachbereich Bürgerservice und Ordnung für eine Weitergabe der Information überaus dankbar“, sagt Bürgermeister Peter Hinze.

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