Rees. Im Sozialausschuss in Rees war Johannes Fockenberg, der Leiter der Einrichtung St. Marien Haldern zu Gast – und gab einen Ausblick auf die Pflege.

Es war die Beschreibung eines kleinen Idylls, die sich die Mitglieder des Sozialausschusses im Bürgerhaus Rees anhören durften. Johannes Fockenberg, Leiter des Seniorenheims St. Marien in Haldern, berichtete über die Veränderungen, die es dort in den vergangenen Jahren gegeben hat.

Das Team um Fockenberg hat, kurz gesagt, das Dorf ins Seniorenheim geholt. „Dorfleben muss in der Einrichtung stattfinden“, erklärt es deren Leiter den Ausschussmitgliedern. Mittlerweile befindet sich seit einigen Jahren nicht nur eine Arztpraxis im Seniorenheim, sondern auch das Pfarrbüro von St. Georg. „Wir haben einen großen Marktplatz von mehreren Anbietern, die mit auf dem Gelände sind“, fasst Fockenberg es zusammen.

Und auch sonst werden die Bewohner mit in einen Alltag eingebunden, wie Fockenberg schildert. Nicht nur, dass zum Schützenfest in Haldern traditionell die Schützen auch bei den Senioren vorbeischauen. Mittlerweile sind auch Quartiersmanager in Haldern unterwegs, die sich um die Belange der Senioren kümmern. „Es war mir wichtig, Angebote zu haben, bei denen Menschen im Gespräch sind“, sagt Johannes Fockenberg.

Düstere Aussichten in Sachen Altenpflege

Den Senioren in Haldern geht es also gut. Doch Fockenberg hatte beim Thema Altenpflege auch einige schlechte Nachrichten für die Ausschussmitglieder in petto. Vor allem, wenn es um die Zukunft geht – vielleicht auch die eigene, wenn man in 20 oder 30 Jahren eventuell selbst auf Pflege angewiesen sein sollte.

„Es wird uns in Zukunft sehr schlecht gehen“, sagt Johannes Fockenberg. „Wir werden bittere Zeiten erleben.“ Schon jetzt sei es schwierig, in der Altenpflege die Stellen zu besetzen. Schließlich könnte man nicht einfach jeden Bewerber nehmen, sofern es überhaupt noch Bewerber gibt. Man bräuchte auch als Arbeitgeber eine Auswahl von Kandidaten, um sich den passenden auszusuchen. Schon jetzt diskutiere man über ein Absenken der Fachkraftquote. „Wir brauchen viele Menschen im System.“

Anzahl der älteren Menschen steigt auch in Rees

In Zukunft noch mehr als heute. Denn der demografische Wandel führt dazu, dass es immer mehr ältere Menschen gibt. „Ich bin erstaunt, wie wenig darüber gesprochen wird“, sagte Fockenberg und zog Parallelen zum Klimawandel. Auch in Rees sind, laut Pflegebedarfsplan des Kreises Kleve, bereits jetzt schon 20,9 Prozent der Einwohner älter als 65 Jahre. Es könnte also in Zukunft eine wesentlich größere Nachfrage für Plätze in der Altenpflege geben.

Der Leiter des Seniorenheims St. Marien in Haldern riet daher den Ausschuss-Mitgliedern dazu, zum einen ganze Quartiere in den Blick zu nehmen, Anreize zu schaffen und das Thema auch bei den Verantwortlichen ihrer Parteien auf Kreis-, Landes- und Bundesebene zu platzieren. „Geht die Wege und kümmert Euch darum“, lautete seine eindringliche Bitte.

Die meisten Entscheidungen in diesem Bereich werden aber nicht in der Gemeinde getroffen, sondern an höherer Stelle – eben auf Kreis- oder Landesebene. „Wir sind eigentlich ein Ausschuss ohne Kompetenzen“, fasste Andreas Mai, Kämmerer der Stadt Rees, das Problem zusammen. „Aber wir können da unterstützen.“ Und so wollten zumindest die Anwesenden dafür sorgen, dass das Thema Altenpflege über Politik und Verwaltung auch auf die höheren Ebenen gespielt wird.

>>>Pflegeplätze in Rees aktuell

Das Pflegeheim St. Marien in Haldern bietet 83 Pflegeplätze an. Weitere 64 Plätze gibt es in der Senioreneinrichtung St. Joseph in Millingen. Weitere 79 Pflegeplätze gibt es im Agnes-Heim in der Reeser Innenstadt.

Eine Tagespflegeeinrichtung gibt es in Rees allerdings nicht. Damit ist Rees eine von vier Kommunen im Kreis (neben Kranenburg, Kerken und Wachtendonk), die keine solche Einrichtung hat.

Mit einem Anteil von 20,9 Prozent an Einwohnern über 65 Jahren zählt Rees zu den Kommunen im Kreis mit dem höchsten Anteil Menschen dieser Altersgruppe.