Anholt. Schädlingsbekämpfung Wessels aus Anholt hat in den nächsten vier Wochen alle Hände voll zu tun. Der Eichenprozessionsspinner wird bekämpft.
Wenn die Mitarbeiter von Schädlingsbekämpfung Wessels in diesen Tagen unterwegs sind, ist die Reaktion der Beobachter manchmal verwunderlich. „Die meisten glauben, dass wir wegen des Coronavirus Desinfektionen vornehmen würden“, hat Geschäftsführer Tim Wessels im persönlichen Gespräch festgestellt. Doch dem ist freilich nicht so. Vielmehr begeben sich die Mitarbeiter des Anholter Familienunternehmens in den Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner. Und da ist eben auch schweres Gerät gefragt.
Gewicht mit vollen Tanks: 3,2 Tonnen
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Umgangssprachlich wird ja davon abgeraten, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Doch beim Eichenprozessionsspinner nutzen die Experten in der Tat eine Art Kanone, um die Larven zu besprühen. Auf einem Schwerlastanhänger ist das Gerät montiert. Sind alle Tanks voll, zeigt die Waage 3,2 Tonnen an.
Wenn der Hänger an den befallenen Baum gefahren wird, kann mit einer Fernbedienung die Feinjustierung der Kanone vorgenommen werden – anders als etwa bei der Bekämpfung aus der Luft mittels Hubschrauber, wo es kaum eine Kontrolle über die Verbreitung des Präparates gibt. „Bei Windstille reicht der Sprühstoß unserer Kanone rund 35 bis 40 Meter in die Höhe“, erklärt Tim Wessels, der staatlich geprüfter Schädlingsbekämpfer ist und vor der Gründung des Familienunternehmens beim Weltmarktführer der Schädlingsbekämpfung als Teamleiter arbeitete.
Blattwerk muss am Baum vorhanden sein
Dabei reicht es, den Baum nur von einer Seite zu besprühen. „Der Sprühnebel ist sehr fein und geht durch das Blattwerk“, berichtet Thomas Wessels. Apropos Blattwerk. Bei dieser Methode der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist es unabdingbar, dass Blattwerk an den Bäumen vorhanden ist. Denn das eingesetzte Präparat setzt sich auf die Blätter, die dann wiederum von den Larven gefressen werden.
Präparat als „nicht bienengefährlich“ eingestuft
Die Schädlingsbekämpfer nutzen dann ein besonders Mittel, dass einen schnellen Fraß-Stopp der Raupe herbeiführt. Es ist ökologisch abbaubar und tragt auch die B4-Kennzeichnung, ist demnach als nicht bienengefährlich eingestuft. Das hat seinen Preis: Für 25 Liter des Präparates müssen 2000 Euro auf den Tisch gelegt werden. Die Schädlingsbekämpfer nutzen es dann allerdings auch verdünnt.
Überhaupt wird der Sprühnebel aus der Kanone mit 360 Litern Wasser pro Stunde erzeugt. Etwa fünfeinhalb Stunden kann dann durchgängig gearbeitet werden, ehe die Flüssigkeiten aufgetankt werden müssen.
Auftragsbücher sind voll
Und das ist auch bitter nötig, denn die Auftragsbücher bei Wessels sind voll. 8600 Bäume sind im Vorlauf, die nun besprüht werden müssen. Dafür wird nur noch auf gutes Wetter gewartet. Denn mindestens acht Stunden nach der Besprühung sollte es nicht regnen, damit das Präparat auch wie gewünscht wirkt. Ebenso sollte der Eichenprozessionsspinner noch nicht über dem zweiten Larvenstadium hinaus sein. Deshalb haben die Schädlingsbekämpfer auch jetzt stressige Wochen vor sich, um alle Aufträge abzuarbeiten.
Wobei sich im Familienunternehmen an ein Gefahrenkataster gehalten wird. Sprich: Bäume an Schulen oder Kindergärten werden vorrangig besprüht. „Im Zweifel schauen wir uns jeden Fall vorher an“, so der Geschäftsführer. „Wenn eine Eiche 40 Meter tief in einem Wald befallen ist, dann muss man das auch mal unter Natur abhaken und keine Maßnahmen durchführen.“
Wartungsarmes Gerät
Die Kanone wurde im Übrigen mit der Firma Spraystream entwickelt, die eigentlich im Bereich der Staubbindung tätig ist. „Uns war wichtig, dass die Kanone relativ wartungsarm ist“, berichtet Tim Wessels. Es gebe zwar spezielle Kanonen im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner auf dem Markt zu kaufen. Doch die hauptsächlich in Italien gefertigten Maschinen haben sich in der Praxis als sehr anfällig erwiesen. Nicht auszudenken, wenn in der nur begrenzten Zeit der Bekämpfung die wichtigste Waffe der Schädlingsbekämpfer stumpf bliebe. „Unsere Kanone wurde so konzipiert, dass sie jeder Landtechnik-Betrieb im Bedarfsfall reparieren kann“, erklärt der Geschäftsführer des weiter stark expandieren Familienunternehmens, das auch wieder neue Mitarbeiter eingestellt hat.
>>> Nester absaugen
Privatpersonen sollten nicht selber den Eichenprozessionsspinner im heimischen Garten entfernen. Davon hat unlängst auch die Stadt Emmerich nochmals explizit abgeraten.
Sollten im Verlauf des Sommers Nester an Eichen entdeckt werden, können die von professionellen Schädlingsbekämpfern abgesaugt werden. Der Vorteil: Beim Absaugen werden auch die gefährlichen Brennhaare direkt mit entsorgt.