Elten/Babberich. Eine Treckerschleuse sperrt den Feldhausener Weg zwischen Elten und Babberich für den motorisierten Verkehr. Doch wie effektiv ist das Bauwerk?

Es scheint so, als ob Treckerschleusen die neuen Schlagbäume sind. Zwar sind seit über 25 Jahren mit der Umsetzung des Schengener Abkommens die Grenzen zwischen den Niederlanden und Deutschland nicht mehr überwacht. Freie Fahrt für den Pkw-Verkehr bedeutet das freilich nicht an jeder Stelle.

Die Schilder weisen auf die neue Treckerschleuse auf niederländischer Seite hin.
Die Schilder weisen auf die neue Treckerschleuse auf niederländischer Seite hin. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Denn seit dem 21. Oktober ist der Feldhausener Weg, der vom Emmericher Ortsteil Elten am Erholungsgebiet Kiebitzsee vorbei über die Grenze bis ins niederländische Zevenaar führt, am Grenzübergang dauerhaft für den Autoverkehr gesperrt. Die Gemeinde Zevenaar hat dort in Absprache mit der Stadt Emmerich eine sogenannte Treckerschleuse, die von Autos nicht überfahren werden kann, errichtet.

SUV kommt über die Barriere

Jetzt ist der Begriff Auto weit gefasst. Das zeigt sich beim Vor-Ort-Termin. Denn ein SUV kann relativ problemlos die Treckerschleuse überfahren. Ein Niederländer aus der Grenzregion ist ganz bewusst mit seinem höher gelegten Fahrzeug auf dem Feldhausener Weg unterwegs. „Ein schöner Mist ist das hier“, hat der SUV-Fahrer wenig Verständnis für die Treckerschleuse. Aus beruflichen Gründen muss er mehrmals täglich zwischen Babberich und Elten pendeln. Da er eben ein Sport Utility Vehicle (kurz SUV) steuert, ist die Treckerschleuse für ihn kein Problem. Bei einigen seiner Kollegen sähe das anders aus, die könnten mit ihren Dienstautos oder Privatwagen nicht mehr den Feldhausener Weg nutzen.

Um es klar zu sagen, die Errichtung der Treckerschleuse hat ja eben genau diesen Sinn. Denn Grund für die Maßnahme ist das außergewöhnlich hohe Verkehrsaufkommen auf dem Schleichweg zwischen Elten und Zevenaar, der eigentlich nur für den Anliegerverkehr gedacht ist.

Bis zu 700 Fahrzeuge pro Tag

Beschwerden der Anwohner gibt es dort seit Jahren“, weiß Emmerichs Stadtsprecher Tim Terhorst. Doch gerade bei verkehrstechnischen Fragen muss als Entscheidungsgrundlage für Behörden die subjektive Wahrnehmung objektivierbar gemacht werden. Das war in diesem Fall relativ einfach. Die Gemeinde Zevenaar und die Stadt Emmerich führten Verkehrsmessungen durch. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass bis zu 700 Fahrzeuge täglich den Feldhausener Weg nutzen – erheblich mehr als auf einer Anliegerstraße normalerweise üblich.

Eine effektive Kontrolle, ob tatsächlich ein berechtigtes Anliegen für die Nutzung des Weges vorliegt, hatte sich als schwierig herausgestellt.

Trecker können Sperre überfahren

Deshalb hat die Gemeinde Zevenaar in Abstimmung mit der Stadt Emmerich entschieden, den Weg mit einer Treckerschleuse für den motorisierten Verkehr zu sperren. Von der Gemeinde Zevenaar heißt es dazu: „Die Platzierung der Treckerschleuse wurde mit der Feuerwehr abgestimmt. Im Katastrophenfall kann das Feuerwehrauto über die Treckerschleuse fahren.“

Die Treckerschleuse ist am Rand lediglich 13 Zentimeter hoch, beult sich aber im mittleren Bereich etwa um zwei, drei Zentimeter aus.
Die Treckerschleuse ist am Rand lediglich 13 Zentimeter hoch, beult sich aber im mittleren Bereich etwa um zwei, drei Zentimeter aus. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Die NRZ hat nachgemessen. Die sich mittig auf der Straße befindliche Erhebung ist am Rand lediglich 13 Zentimeter hoch, beult sich aber im mittleren Bereich etwa um zwei, drei Zentimeter aus. „Da kommen wir mit unseren Fahrzeugen drüber“, bestätigt Martin Bettray, Wehrleiter der Emmericher Feuerwehr, auf NRZ-Nachfrage.

Sonderfahrzeuge der Feuerwehr

Grundsätzlich ist es auch so, dass der Löschzug Elten bei einem Einsatz im Bereich Kiebitzsee über den Feldhausener Weg fahren würde. Lediglich Sonderfahrzeuge aus Emmerich wie etwa die Drehleiter hätten in der Vergangenheit die A3 bis Ausfahrt Babberich genutzt, um dann über den Veldhuizenseweg zum Kiebitzsee zu gelangen.

Wobei es durchaus grenzwertig ist, als deutsche Feuerwehr mit Sonderrechten über niederländisches Hoheitsgebiet zu fahren. „Die Rechtssprechung ist da nicht astrein“, sagt Bettray.

Nicht nur Befürworter bei den Anwohnern

Bei der Stadt Emmerich ist man sich im Übrigen durchaus bewusst, dass auch die Nachbarschaft am Kiebitzsee keine homogene Meinung zur Treckerschleuse hat. Denn neben vielen Befürwortern haben sich auch Kritiker gemeldet . Etwa Bruno Langanki, der bei der Stadt Emmerich mehrere Fragen eingereicht hat, die der NRZ vorliegen. Gerade ein Argument der Stadt Emmerich – dass sich für die Anwohner am Kiebitzsee prinzipiell nichts ändern würde – kann er nicht nachvollziehen.

Erneute Verkehrsmessung wird angeregt

Ob die Treckerschleuse ihr primäres Ziel erreicht, also die Verminderung des Verkehrs, möchte Tim Terhorst gerne schwarz auf weiß haben. Deshalb regt der Stadtsprecher an, dass erneut eine Verkehrsmessung durchgeführt wird. Das dafür benötigte Gerät befindet sich im Besitz der Stadt Emmerich und könnte so in naher Zukunft erneut am Feldhausener Weg zum Einsatz kommen. „Auch wenn mit einem Geländewagen über die Treckerschleuse gefahren werden kann, gehen Experten bei uns im Haus davon aus, dass 90 Prozent der auf unseren Straßen fahrenden Fahrzeuge da nicht rüber kommen“, sagt Terhorst.

>>> Treckerschleuse am Rietbroek

Ansicht der Treckerschleuse am Rietbroek in Elten.
Ansicht der Treckerschleuse am Rietbroek in Elten. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Auf Eltener Gebiet gibt es eine Treckerschleuse an der Straße Rietbroek kurz vor der Brücke über die A3. Die Strecke wird von vielen Radtouristen entlang der Eltener Mühle nach Stokkum genutzt.

Das Bauwerk am Rietbroek ist deutlich massiver und größer als das Pendant am Veldhuizenseweg.

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