Emmerich. In der Corona-Zeit ist die Wertschätzung für den Handel in Emmerich gestiegen. Das zeigt das Bürgerbarometer. Was die WfG zur Förderung macht.

Dass Emmerich nicht als die florierende Einkaufsstadt zu sehen ist, steht außer Frage. Entsprechend war die Antwort nicht überraschend. Im Rahmen des NRZ-Bürgerbarometers haben wir gefragt: Wo kaufen Sie – außer Lebensmittel – am häufigsten ein? 37 Prozent der Befragten in Emmerich gaben ihre Heimatstadt an. 31 Prozent nannten Kleve, 11 Prozent Bocholt. Im Städtevergleich im NRZ-Gebiet liegt Emmerich damit nur vor Rees und Rheinberg. Alle anderen Städte liegen mit Werten ab 57 % aufwärts davor. Und trotzdem sind 37 Prozent positiv zu werten...

Warum? Das zeigt der Jahresvergleich. Dieselbe Frage stellte die NRZ schon zweimal. 2011 nannten 55 Prozent der Emmerich zuerst Emmerich. Aber 2014 stürzte der Wert auf 21 Prozent ab. Nun, sechs Jahre, später, ging’s hoch auf 37 Prozent. Und das, obwohl das Einkaufsangebot keine nennenswerte Verbesserungen vorweisen kann.

Durch Corona stieg die Wertschätzung für den örtlichen Handel

Der Grund liegt auf der Hand: Seit der Corona-Pandemie wird der Wert der heimischen Geschäfte stärker unterstrichen und anerkannt. Mehr Emmericher kaufen wieder zuerst in Emmerich ein. Das belegt auch die Antwort auf unsere Frage „Was sticht für Sie persönlich im Alltag mit dem Corona-Virus besonders heraus“, als 81 Prozent die Sorge um den Erhalt der Geschäfte und Gastronomien nannten – Spitzenwert.

Wirtschaftsförderin Sara Kreipe und ihr Team waren stark gefordert, den örtlichen Handel zu unterstützen. „Zahlreiche Händler mussten ihre Verkaufsmodelle umstellen“, erklärt Kreipe. Abhol- und Lieferdienste waren plötzlich gefragt. Die Kunden gingen nicht mehr bummeln, sie kauften gezielt ein oder sie kauften, um gezielt ein Geschäft zu unterstützen: „Das Solidaritätsgefühl war spürbar“, berichtet Kreipe.

Corona: Umsätze waren branchenabhängig sehr unterschiedlich

„Viele Emmericher Firmen haben auch Kurzarbeit angemeldet. Das wirkte sich auch konsumhemmend aus“, so Kreipe. Die Umsatzlage war branchenabhängig sehr unterschiedlich. Lebensmittelhändler oder auch Fahrradgeschäfte verzeichneten gute Umsätze. Auch weiße Elektroware sei gefragt gewesen, so Kreipe. Aber Bekleidungshändler hatten zu kämpfen. Wer braucht zum Beispiel festliche Kleidung, wenn Hochzeiten, Schützenfeste oder Abi-Bälle ausfallen?

Die Wirtschaftsförderung (WfG) richtete für die Unternehmen eine Hotline ein, wo sie etwa zu Soforthilfen beraten wurden. Hier wurde auch vermittelt. Ferner wurde ein Newsletter aufgesetzt. In Kooperation mit Niederrhein Medien wurde zudem eine ganzheitliche Beratung auf die Beine gestellt. Starkes Interesse gab es auch an Webinaren, in denen Social Media-Basiswissen vermittelt wurde.

Die Internetseite als digitales Schaufenster

Peter Hinze, Simon Berntsen und Sara Kreipe (v.l.) stellten die Hometown-T-Shirts für Emmerich vor. Eine schöne Solidaritätsaktion.
Peter Hinze, Simon Berntsen und Sara Kreipe (v.l.) stellten die Hometown-T-Shirts für Emmerich vor. Eine schöne Solidaritätsaktion. © Stadt Emmerich | Stadt Emmerich

Das Stadtmarketing fasste auf der Internetseite Homeshopping-emmerich.de die Unternehmensprofile zusammen, Liefer- und Abholdienste, Webshops wurden verlinkt und die Erreichbarkeit erfasst. „Viele haben über diese Seite auch Neues entdeckt. Etwa wer welche Waren anbietet“, berichtet Kreipe. Mit „Ich wusste gar nicht, dass...“ fing so manche Rückmeldung an. Eine schöne Solidaritätsaktion war der Verkauf der „I love my hometown Emmerich am Rhein“-Shirts.

Einige Händler verstanden immer mehr, dass gute Internetauftritte ein digitales Schaufenster sind. „Die Digitalisierung muss noch stärker gefördert werden“, meint Kreipe. Eine Umfrage im Juni habe da noch Defizite aufgezeigt. „Viele Händler meinen, es müsse der große Wurf sein. Aber manchmal reicht ein Foto und ein kurzer Text bei Facebook mit Preis- und Kontaktangaben. Wichtig ist, dass es authentisch ist“, sagt Kreipe.

Karten-Zahlung wird von den Kunden erwartet

Ein Web-Shop, grenzt Kreipe ein, ist auch nichts für jedes Geschäft: „Ein Warenwirtschaftssystem zu haben, ist die Voraussetzung.“ Auch müsse in der Breite ein interessante Auswahl an Produkten vorhanden sein. Sonst reiche es auch, online auffindbar zu sein.

Auch im stationären Handel kann man optimieren. Etwa in der Schaufenstergestaltung. Zudem könne aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten der Kartenzahlung es gibt. Denn diese werden vom Kunden verlangt.

Neue Stelle im Blick: Jemand, der Handelsunternehmen nach Emmerich lockt

Als nächstes möchte die WfG mehr für die Gastronomie und den Dienstleistungssektor tun. Hier würden Angebote entwickelt, auch Webinare. Und manche Gastronome seien bei Google Maps nicht gelistet. Kreipe sagt es ehrlich: „Ich habe Bauchschmerzen, wenn ich an die Gastronomie denke. Wegen der ganzen wegfallenden Weihnachtsfeiern.“

Die WfG hat langfristig weitere Ziele. In Kooperation mit der Erschließungsgesellschaft Emmerich (EGE), die das Sondervermögen der Innenstadt-Entwicklung verwaltet, und Citymanagerin Lena Börsting soll der Leerstand weiter bekämpft und der Branchenmix verbesser werden. Die EGE ist schon dabei, Leerstände aufzukaufen und sie für junge Start-Ups aufzubereiten. Unter dem Arbeitstitel Zentrenmanagement möchte Kreipe zudem neben der Citymanagerin noch eine Stelle etablieren: „Wir brauchen jemanden, der aktiv Handelsunternehmen anspricht und nach Emmerich lockt. Das ist ein großer Aufwand. Dafür muss man Rahmenbedingungen schaffen und das Ganze muss vermarktet werden“, sagt Sara Kreipe.

Bitte melden, wenn Leerstände entstehen

Über das Citymanagement soll auch ein Fassaden- und Hofprogramm angestoßen werden, mit dem Fördermittel generiert werden können. Außerdem sollen langfristig auch Vermieter sensibilisiert werden: „Zum Teil sind die Mietpreise zu hoch. Manche lassen ihr Ladenlokal auch lieber leer stehen.“ Ferner müsse man „genau hinsehen, welche Lagen sich für den Handel eignen. Von der Steinstraße bis zum Kleinen Löwen ist es zu lang“, so Kreipe.

Einen Appell möchte Sara Kreipe abschließend noch loswerden: „Wenn ein Leerstand entsteht, kann man sich gerne bei der Wirtschaftsförderung melden. Der ständige Austausch ist wichtig.“

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