Isselburg. In der Nacht vom 27. auf den 28. März 1945 erreichen die ersten alliierten Truppen Isselburg. Auf militärischen Widerstand treffen sie nicht.
Die Schotten sind da. In der Nacht vom 27. auf den 28. März 1945 erreichen die ersten alliierten Truppen Isselburg. Auf militärischen Widerstand treffen sie im Ort nicht. Lediglich eine Panzersperre ist auf Geheiß des Ortsgruppenleiters, einem Ingenieur der Hütte, am Eingang der Stadt gebaut worden.
Panzersperre ist kein Hindernis
Der große Platz neben der damaligen Wirtschaft Nienhaus soll unpassierbar gemacht werden. Doch wie vieles in den letzten Kriegstagen ist auch dies nur ein ungenügender Versuch. „Während ein Räumpanzer heranbefohlen wird, umfahren einige Panzer die nächstliegenden Häuser über Wiesen, Gärten und Felder und dringen über die Werther Straße in die Stadt ein“, hat der Isselburger Lehrer Friedrich Böhme Jahre später in seinen Aufzeichnungen festgehalten, die heute im Archiv von Fritz Stege lagern.
Briten zunächst bei Familie Nienhaus
Als erstes wird das Haus der Familie Nienhaus von den Schotten durchsucht. Dabei entdecken sie ein Gewehr. Das stammt aber überhaupt nicht von der Isselburger Familie. Vielmehr war zuvor ein deutscher Soldat im Haus einquartiert worden. Als er abrückte, vergaß er die Waffe. Es wird berichtet, dass es den Mitgliedern der Familie Nienhaus viel Mühe kostet, um die britischen Soldaten zu überzeugen.
Am 28. März ist um 6 Uhr morgens Isselburg besetzt. Lediglich auf dem Gelände der Hütte sollen einige deutsche Soldaten noch auf Verteidigungsposten sein.
Auch wenn Isselburg bei dem Alliierten als erobert gilt, wird es noch Todesfälle von Zivilisten geben.
Sorge um das Vieh
Angeblich vermutet der Müller Gerhard Exo, dass sich sein Vieh losgerissen hat. Mit seinem in Bocholt ausgebombten Schwager Heinrich Hormann verlässt er den schützenden Keller an der Neustraße. In dem Moment, als die beiden Männer auf die Straße treten, wird Hormann von einer MP-Salve der anrückenden Schotten getroffen. Er wird zwar von den Soldaten sofort in ein Krankenhaus gebracht. Doch dort stirbt er an einem Lungensteckschuss am 29. März.
Nachrückende Truppen sind feindlicher gesinnt
Die schottische Vorhut, die Isselburg erobert hat, rückt noch am 28. März ostwärts. Die nachfolgenden Truppen aus dem Norden Großbritanniens sind sehr viel feindlicher. Sie plündern in den Häusern. Es herrscht eine Ausgangssperre. Nur von 10 bis 11 Uhr sowie von 15 bis 16 Uhr dürfen die Isselburger ihre Wohnungen verlassen.
Aus Sicherheitsgründen ist es aber auch besser, daheim zu bleiben. Denn Isselburg liegt weiter unter Beschuss. Dieses Mal allerdings durch deutsches Artillerie-Feuer aus der Gegend von Suderwick.
Bei Dachreparatur von Granatsplittern getroffen
Am Nachmittag des 29. März will ein Invalide des Ersten Weltkriegs das beschädigte Dach seines Hauses reparieren. Dabei wird der von Lehrer Böhme nicht namentlich genannte Mann von Granatsplittern in beide Füße schwer verletzt. Nach erster Wundversorgung im Krankenhaus wird er am selben Abend noch von den Briten nach Bedburg gebracht, wo er am 1. Mai 1945 stirbt.
>>> Bauern tauschen Vieh aus
Am 15. März 1945 erging von Wehrmacht und Kreisbauernführer der Befehl an den Ortsbauernführer, alles Rindvieh aus Isselburg, Heelden und Vehlingen für den Abtrieb ins Westfälische in einem Viehtreck aus Holland über Emmerich-Millingen bereitzuhalten.
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„Dem Ortsbauernführer war bekannt geworden, dass die an der Strecke von Holland her wohnenden Bauern ihr schlechtes Vieh während der Nachtpausen gegen besseres aus dem Treck austauschten und ihr Vieh zurückhielten“, fasst Lehrer Böhme die Geschehnisse zusammen. „Da dem Ortsbauernführer die Zwecklosigkeit der Maßnahme einleuchtete, setzte er sich kurz vor dem Durchtrieb der Herde nach Drevenack ab. Als er zurückkam, hatte der Engländer gerade den Hof ‘erobert’.“
Die Alliierten sollen daraufhin den Landwirt im Zickzack-Kurs über die verschiedenen Wege geschickt haben, um so etwaige Minen aufzuspüren.
In Vehlingen hatte derweil ein Oberst Mehnert sein Quartier aufgeschlagen, dessen Wehrmachtstruppen bei den Kämpfen in Bienen im Einsatz waren. Am 29. März rückten die Kanadier ein und machten aus der Dorfschule ein Krankenrevier, in dem zunächst Fremdarbeiter vom Balkan verpflegt wurden.