Rees. Am Ende des Zweiten Weltkriegs finden heftige Gefechte in den Ruinen von Rees statt. Erst nach zweieinhalb Tagen setzen sich die Alliierten durch.
Seit dem 8. Februar 1945 greift die kanadische Armee unter General Crerar die deutsch-niederländische Grenze an. Sie ist mit neun englischen, schottischen und walisischen Divisionen ergänzt und dadurch auf einen Stand von 13 Divisionen gebracht worden. Ziel ist der Rhein zwischen Nimwegen und Moers.
Luftangriffe bei der Operation Veritable
Luftangriffe sollen die Bodentruppen unterstützen. Dies alles gehört zur Operation Veritable. Rees bekommt diese Taktik am 16. Februar zu spüren. Es ist der Freitag nach Aschermittwoch 1945. Die Stadt wird in einem verheerenden Bombardement zerstört.
Häuserkampf in den Reeser Ruinen
Extrem heftige Gefechte auf dem heutigen Reeser Stadtgebiet finden gerade auch in Bienen statt. Aber auch die sturmgeschossene Altstadt bietet sich zum Häuserkampf an – zweieinhalb Tage wird in den Ruinen von Rees gekämpft. Am 23. März bricht die Offensive von der linken Rheinseite los. Um 21 Uhr abends geht eine schottische Division in 150 Amphibienpanzern über den Fluss.
In Richtung Wesel, Hamminkeln und Mehrhoog ist der deutsche Widerstand recht schnell gebrochen. „Bei Rees leistet die Wehrmacht noch länger Widerstand“, schreibt Alexander Berkel in einem Essay zu 75 Jahre Kriegsende, das in der 13. Ausgabe des Reeser Geschichtsfreund erschienen ist. Berkel arbeitet seit vielen Jahren in der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte. Der Autor und Filmemacher ist ein Schulfreund vom Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers.
Hartnäckige Verteidiger
Die Reste von deutschen Fallschirmjäger-Regimentern sind in Rees im März 1945 zusammengezogen. „Die meisten Soldaten dieser Einheiten waren keine richtigen Fallschirmjäger, sondern Luftwaffensoldaten, die man zu Fallschirmjägern erklärt hatte“, so Berkel. „Aber: Diese Truppen gehörten zu den hartnäckigsten Verteidigern. Denn etliche Unteroffiziere und Offiziere in diesen Regimentern waren tatsächlich kampferfahrene Fallschirmjäger und keineswegs bereit den Kampf schnell aufzugeben.“
Heftige Kämpfe in Bienen
In Bienen bricht in diesen Momenten die Hölle los. Nach den Berichten des Kriegsberichterstatters Herbert
Bernhard wird um das strategisch wichtig gelegene Dorf so heftig gekämpft, dass es dreimal den Besitzer wechselt.
Erinnerungen von Hermann Voß
Hermann Voß, Ehrenmitglied des Geschichtsverein Ressa erinnert sich, dass im Keller des Hauses Aryus nicht nur die Nachbarschaft sondern auch einige Wehrmachtssoldaten Schutz suchen. Schließlich erhalten die Soldaten den Absetzungsbefehl. „Als die Soldaten oben in der Diele standen, die Haustüre stand offen, kam ein alliierter Panzer um die Kirche gefahren. Der Panzer feuerte eine Granate aus kurzer Entfernung direkt in die Diele des Hauses. Alle Soldaten werden getroffen und sterben bei uns im Keller“, so die Erinnerungen von Hermann Voß, der damals 17 Jahre alt war.
Der Weg nach Emmerich ist frei
Bienen fällt schließlich am Montag, 26. März 1945, in die Hände der Alliierten. Für die Truppen ist dies ein ganz entscheidender Sieg. Denn nun ist der Weg nach Emmerich frei.
Horrocks und Montgomery in Rees
Denn nach den nicht eingeplanten hohen Verlusten und schließlich dem Scheitern der Operation Market Garden im September 1944 ist es für die alliierten Streitkräfte enorme wichtig, endlich den Rhein in den Märztagen 1945 zu überqueren. Sowohl General Brian Horrocks als auch Generalfeldmarschall Bernard Montgomery, Oberbefehlshaber der britischen Bodentruppen, werden sich in Rees höchstpersönlich ein Bild von der Lage machen.
Pontonbrücke über dem Rhein
Mit welcher Entschlossenheit die Alliierten nun gegen das Dritte Reich vorgehen, zeigt sich nicht nur auf dem Schlachtfeld selber. Nach der Einnahme von Rees wird eine Pontonbrücke über den Rhein gebaut. Wie Alexander Berkel herausgefunden hat, versuchen die Besatzer zunächst die Reeser Kirche zu entfernen, damit der Zugang zur Brücke besser gewährleistet ist. „Da sich das als schwierig erwies, entschloss man sich, das nur noch in seinen Grundmauern stehende gotische Rathaus zu entfernen“, so Berkel.