Emmerich-Praest. Die Pläne für die Neue Mitte Praest nehmen Gestalt an. Die Kirche könnte künftig für eine breite Nutzung zur Verfügung stehen. Auch für Events.
Der Praester Ortskern wird sich verändern. Das ist schon länger klar. So langsam nehmen die Pläne für die Neue Mitte Praest konkretere Formen an. Markus Meyer, der als Ortsvorsteher auch Mitglied im Kirchausschuss St. Johannes ist und in der Planungsgruppe Kirchenumbau mitwirkt, schildert der NRZ den aktuellen Stand.
Das Jugendheim und das alte Pfarrheim sollen abgerissen werden. Eventuell soll auch die alte Sakristei an der St. Johannes Baptist-Kirche weichen, schildert Meyer, aber hierfür müsste noch der Denkmalschutz zustimmen. Ein Termin mit der Denkmalpflege ist bedingt durch den Coronavirus entfallen. An der Kirche könnte ein Raum fürs Pfarrbüro, für Technik und Lager entstehen: „Der Haupteingang wäre dann zum Amtsplatz hin“, so Meyer.
Kita künftig mit zwei oder drei Gruppen?
Das Gebäude der Kita St. Johannes aus den 50ern (ehemals ein Schulgebäude) ist baufällig. Die Kita könnte dort neu gebaut werden, wo bisher das Jugendheim steht – in der Flucht der Johannesstraße. Ob dieses für zwei Kita-Gruppen oder sogar für drei Gruppen, um auch eine bisher nicht vorgehaltene U3-Betreuung einzurichten, werde derzeit geklärt. Die Stadt sehe im Moment noch keinen dringenden Bedarf: „Ich glaube schon, dass es einen Bedarf in Praest gibt“, unterstreicht Markus Meyer, der auch auf die volle Auslastung der Tagespflege im Ort verweist.
Spannend wird die Umgestaltung in der Kirche: „Sie wird komplett ausgeräumt. Der Altar kommt in die Mitte der Kirche. Die Gewölbegänge werden mit verschiebbaren Glastrennwenden abgetrennt. Das werden die neuen Gruppenräume. Zwei größere und ein oder zwei kleinere Räume. Und vielleicht auch eine Küche. Der mittlere Kirchenraum wird als Multifunktionsraum genutzt“, schildert Meyer. So wären Gottesdienste weiterhin möglich, aber die Vereine könnten eben auch die Gruppenräume nutzen. Zu prüfen sei, ob die Empore als eine Art Bühne erhalten bleiben sollte.
Mehr Leben in die Kirche bekommen
Und daran werden sich einige gewöhnen müssen. Größere Events in Praest würden dann mitten in die Kirche verlegt. Etwa der Karneval oder der Seniorennachmittag. Vielleicht auch mal ein Konzert oder eine Lesung: „Es wird ein Umdenken stattfinden müssen“, ist sich Markus Meyer sicher.
Vertreter aus Praest seien jüngst auf einem Seminar des Bistums Münster mit dem Titel „Kirche baut um“ gewesen. Dort sei solchen Gedanken mit Zuspruch begegnet worden, so Meyer. Nach dem Motto: „Der liebe Gott macht keinen Unterschied.“ Aktuell sei die Kirche drei Viertel des Jahres ungenutzt: „Es wäre doch schön, wenn wir so mehr Leben in die Gemeinde bekommen“, hofft Meyer.
Der Ortsvorsteher denkt noch weiter. Die alte Kita könnte abgerissen werden und Platz für sozialen Wohnungsbau machen: „Das wäre mein Wunsch. Vielleicht in einem Mehrgenerationen-Wohnhaus. Erste Interessenten gibt es.“ Dreh- und Angelpunkt hierfür wäre das vom Rat beschlossenen Dorfentwicklungskonzept.
Beim Thema Wohnbau gibt es in Praest Bedürfnisse
In Praest seien zuletzt einige Bürger verstorben. Dadurch wohnten einige Alleinstehende in zu großen Immobilien. Für sie könnte ein Umzug in kleinere Wohnungen interessant sein. Und dann würde so auch wieder Platz für größere Familien geschaffen: „Wir brauchen Bauland in Praest. Mir liegen zehn bis 15 Anfragen vor“, verrät Meyer. Und auch jüngere Praester hat er im Visier: „Wenn wir wollen, dass die Jungen bleiben, müssen wir ihnen auch etwas bieten.“
Der breiten Öffentlichkeit ist das Projekt noch nicht vorgestellt worden, zumal es im Rahmen des Dorfentwicklungskonzeptes ohnehin eine Öffentlichkeitsbeteiligung geben wird. Aber es hat eine Vorstellung für 35 bis 40 Vertreter der Vereine im Dorf gegeben, berichtet Meyer. „Da wurden die Pläne der Architekten vorgestellt. Es gab breite Zustimmung“, fühlen sich die Planer bestätigt. Es konnte den Vereinen auch etwas die Sorge genommen werden, dass für sie künftig kein Raum mehr zur Verfügung stehen würde. Das Bistum Münster, so Meyer, habe grünes Licht für die Ideen gegeben und eine Finanzierung soweit zugesagt.
>> Dorfladen in Selbstverwaltung?
Ein Dorfladen in Selbstverwaltung, das wäre für Markus Meyer noch eine weitere Hoffnung für eine Ansiedlung am Amtsplatz. Kunden im rund 1700 Einwohner zählenden Dorf könnten nur mit registrierten Chipkarten in das kameraüberwachte Ladenlokal hinein, müssten ihre Waren selbst scannen und bezahlen. Lediglich zur Warenbestellung und zum Auffüllen der Regale wären helfende Hände erforderlich: „Einige kleinere Dörfer im Norden Deutschlands machen das so“, berichtet Meyer.