Emmerich. Markus Meyer verabschiedet sich aus der Emmericher SPD-Ratsfraktion. Auch aus privaten Gründen. Die CDU lockt ihn als Ortsvorsteher für Praest.
Der Rat der Stadt Emmerich bleibt personell in Bewegung. Markus Meyer aus Praest hat am Mittwoch bekannt gegeben, dass er zum 1. August sein Ratsmandat als Mitglied der SPD-Fraktion „aus persönlichen und privaten Gründen aufgeben und darüber hinaus meine Mitgliedschaft in der SPD“ niederlegen wird. Mehr wollte er dazu eigentlich nicht sagen, hat dann aber doch für die NRZ Rede und Antwort gestanden.
Zwei Dinge kommen hier zusammen, die Markus Meyer zu dem Schritt bewogen haben. Der erste Punkt ist persönlich: Das Ratsmandat, das er 2017 vom verstorbenen Willi Lindemann übernommen hatte, ist ihm zu aufwendig geworden. „Ich bin wie die Jungfrau zum Kinde an das Ratsmandat gekommen. Habe aber damals schon gesagt, dass ich nicht weiß, ob es klappt.“ Oft habe er es montags nicht zur Fraktionssitzung geschafft, weil seine Frau hier auch beruflich unterwegs war und zuhause zwei Kinder zu betreuen sind. „Die Familie ist mir wichtiger“, sagt Meyer. Deshalb fühle er eine Last von sich genommen, wenn er das Ratsmandat abgibt.
Meyer: „Mein Herz hängt mehr am Ort als an der SPD“
Der zweite Punkt ist politisch: Für Markus Meyer ergibt sich womöglich die Chance, neuer Ortsvorsteher von Praest zu werden. Bekanntlich ist vor kurzem Hans-Guido Langer verstorben, der bisherige Ortsvorsteher der CDU. Schon vor einer Weile war Meyer offenbar als Ortsvorsteher im Gespräch, aber das SPD-Parteibuch stand ihm im Weg. Nach dem Tod von Langer klingelte Meyers Telefon: Matthias Reintjes. Der CDU-Fraktionschef stellte ihm in Aussicht Ortsvorsteher zu werden, wenn er sein Parteibuch abgibt, so Meyer. „Mein Herz hängt mehr am Ort als an der SPD“, räumt der Praester ein. Dennoch empfindet er den Austritt aus der SPD als Opfer für die Chance Ortsvorsteher zu werden.
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„Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich habe auch mit mehreren älteren Praestern darüber gesprochen, die mich ermutigt haben“, schildert Meyer. Eines sei ihm allerdings zu viel gewesen: „Matthias Reintjes wollte eigentlich den brutalen Umbruch, dass ich mit dem Ratsmandat zur CDU wechsle. Das wollte ich nicht.“
Eine Fraktionslosigkeit sieht Meyer sogar als Vorteil, sollte er Ortsvorsteher werden. Auch bisher hätten alle Parteien in Praest gut zusammen gearbeitet. Und so wünscht sich das Meyer auch in Zukunft. Ferner glaubt er, als Ortsvorsteher sich die Zeit besser einteilen zu können, ohne das Familienleben zu belasten wie als Ratsmitglied.
Zwischen SPD und CDU war am Mittwoch die Eiszeit ausgebrochen.
Schaffeld moniert fehlenden politischen Anstand bei Matthias Reintjes (CDU)
SPD-Fraktionschefin Andrea Schaffeld ist ziemlich sauer auf Matthias Reintjes, der aktiv um Meyer geworben habe: „Ich war 20 Jahre im Kreistag tätig. So eine Situation wie jetzt mit Matthias Reintjes habe ich noch nie erlebt. Wenn man keine eigenen Leute hat, lässt man die Finger von den anderen Parteien“, moniert die Fraktionsvorsitzende fehlenden politischen Anstand. „Ich bin mir sehr sicher, dass die CDU im Laufe des nächsten Jahres Druck auf Markus Meyer ausüben wird, dass er auch der CDU beitreten soll“, schätzt Schaffeld. „Ob das alles der Glaubwürdigkeit der Politik förderlich ist, wage ich zu bezweifeln“, so Schaffeld
Erst auf der Kirmes am vergangenen Wochenende habe Andrea Schaffeld mit einigen CDU-Ratsmitgliedern über die sich andeutende Entwicklung gesprochen: „Sie wussten nichts davon.“
Matthias Reintjes will „zerrüttetes Verhältnis“ in der SPD nicht kommentieren
Schaffeld betont auch, dass es mit Markus Meyer innerhalb der SPD keine Probleme gab, was Markus Meyer auch bestätigt. Matthias Reintjes hingen sagt: „Das zerrüttete Verhältnis innerhalb der SPD interessiert mich nicht.“ Andrea Schaffeld lenke mit ihren Schüssen in Richtung seiner Person nur von den Problemen innerhalb der SPD-Fraktion ab.
Reintjes räumt ein, mit Markus Meyer Kontakt gehabt zu haben: „Ja, es gab private Gespräche. Innerhalb der CDU haben wir über Markus Meyer nicht gesprochen.“ Sieht er Meyer denn als geeigneten Kandidaten für den Posten des Ortsvorstehers von Praest? „Ich halte ihn für einen von mehreren geeigneten Kandidaten“, sagt Reintjes. Ferner räumt der CDU-Fraktionschef ein, dass er davon überrascht sei, dass Meyer diesen Schritt so schnell gezogen habe.
SPD behält das Ratsmandat
Anders als Meyer hatten zuletzt Sultan Seyrek (Ex-SPD, heute CDU) und Sandra Bongers (Ex-BGE, heute CDU) ihre Ratsmandate mitgenommen. Nachrücker für die SPD ist eigentlich Fabian Wehren, aber Schaffeld möchte mit dem Eltener erstmal das Gespräch suchen. Bekanntlich ist kürzlich dessen Mutter Marietta Wehren verstorben – eine besondere Situation also.