Emmerich/Rees. Die Bürgermeister aus Emmerich und Rees, Peter Hinze und Christoph Gerwers, reagieren mit klaren Worten auf den Stationsbericht des VRR.

Der Stationsbericht des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat in diesem Jahr für besonders viel Aufsehen gesorgt. Einige Verkehrsexperten nennen das Schriftstück „die vermutlich repräsentativste Bewertung der Bahnhöfe“ in der Region. Bei vielen Bahnnutzern hingegen sorgt die Beurteilung für Stirnrunzeln.

Die Bahnhöfe beziehungsweise -haltepunkte auf Emmericher und Reeser Stadtgebiet haben, wie berichtet, die Bewertung „akzeptabel“ erhalten. Lediglich die Bahnhaltestelle in Praest bekam nicht die beste Wertung. In Praest wurde das Gesamturteil „noch akzeptabel“ vergeben.

Emmericher Bahnhof wirkt verwahrlost

Vor allem der Bahnhof Emmerich wird von vielen Bahnkunden als veraltet, verdreckt und verwahrlost empfunden. Immer wieder haben sich in den vergangenen Jahren auch NRZ-Leser massiv über den Gesamteindruck des Bahnhofs beschwert, wie sie der Redaktion häufig mitteilten. Echte Verbesserung gab es aber so gut wie nie.

Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze.
Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Auch Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze weiß, welche Wirkung der Bahnhof hat. Auf dem diesjährigen Neujahrsempfang im Januar im Pan nannte er den Bahnhof „eine Art in Stein gemauerte Visitenkarte“, Emmerichs, wo Touristen und Geschäftsreisende einen ersten Eindruck der Stadt bekommen. Als Hinze seine Rede hielt, war der Stationsbericht des VRR noch nicht öffentlich bekannt.

Stadt will Bahnhof kaufen

Die Stadt spielt bekanntlich seit längerem mit dem Gedanken, den Bahnhof zu kaufen, eben weil die Außenwirkung miserabel ist. Aktuell ist die DB Station & Service AG Eigentümerin des Gebäudes. Dieser Kauf ist politisch aber durchaus umstritten. Hinze wiederum ist von der Sinnhaftigkeit überzeugt.

Das Emmericher Stadtoberhaupt hat zudem auch sehr verwundert die Bewertung von Emmerichs Bahnhof aufgenommen. „Dass die Tester den Bahnhof Emmerich als ‚akzeptabel‘ klassifiziert haben, kann eigentlich nur mit dem guten Kaffee im Zeitungskiosk und der guten Beratung in der DB Agentur zusammenhängen. Anders kann ich mir die Bewertung nicht erklären“, so Hinze. „Ein fehlender Aufzug zum zweiten Gleis, fehlende öffentliche Toiletten oder ungepflegte Beete sind für mich schlicht und ergreifend nicht akzeptabel. Dafür brauche ich keinen Testbericht.“

Gerwers erinnert an das Prädikat „Fahrradfreundliche Stadt“

Auch Hinzes Pendant in Rees, Bürgermeister Christoph Gerwers, muss sich schon sehr wundern, als er die Bewertungen des Stationsberichts las. „Für mich sind die Bahnhöfe auf Reeser Stadtgebiet nicht unbedingt in einem erfreulichen Zustand – vorsichtig ausgedrückt“, sagt Gerwers.

Rees’ Bürgermeister Christoph Gerwers.
Rees’ Bürgermeister Christoph Gerwers. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Die Verwaltung habe seit langem auf Missstände hingewiesen. In diesem Zusammenhang erinnert Gerwers daran, dass Rees das Prädikat „Fahrradfreundliche Stadt“ trage. Am Bahnhof Empel, der im Übrigen in diesem Jahr wieder hochgestuft wurde, ist gerade die Unterführung ein Problem. „Wir haben auch viele Radtouristen aus dem Ruhrgebiet, die dann an dem Bahnsteig aussteigen und mit ihren Rädern durch die Unterführung müssen“, so Gerwers.

Stadt Rees wollte selbst aktiv werden

Das Problem: Die Räder müssen die Treppen runter beziehungsweise rauf getragen werden. „Wir hätten da gerne so eine Schiene gehabt. Die hätten wir auch selber durch den Bauhof anbringen lassen. Aber das wurde abgelehnt“, berichtet das Reeser Stadtoberhaupt.

Angsträume sollen vermieden werden

Eine Hoffnung für die Zukunft sind die anstehenden Modernisierungen im Rahmen der Betuwe-Baumaßnahmen. Wobei hier die Zeit noch ein entscheidender Faktor sein wird. Im Bereich Haldern wird mit den Arbeiten wohl noch im Herbst dieses Jahres begonnen. Bis es dann an den eigentlichen Bahnhaltepunkt geht, wird es aber wohl noch etwas dauern. Für den Abschnitt Empel/Millingen liegt der Planfeststellungsbeschluss noch nicht vor.

Gerwers rechnet, dass dies Anfang des nächsten Jahres der Fall sein könnte. „Wir haben im Planfeststellungsverfahren auch immer wieder darauf hingewiesen, dass an den Bahnhöfen keine Angsträume entstehen dürfen“, sagt Gerwers.