Emmerich. CDU und BGE wollen zügig am Wemmer und Janssen-Gelände loslegen. Ein Investor plant siebengeschossigen Wohnturm und Fachmarktzentrum in Emmerich.

Die Situation wirkt beinahe irreal. Zwei konkurrierende Bürgermeister-Kandidaten haben zu einem gemeinsamen Pressegespräch geladen. Joachim Sigmund (BGE) und Dr. Matthias Reintjes (CDU) sind sich der Signalwirkung bewusst. Und genau das ist gewollt.

CDU will den Architekten-Wettbewerb abblasen

Denn die beiden Kandidaten um die Rathausspitze wollen die Umgestaltung des Wemmer und Janssen-Geländes am Beginn der Mennonitenstraße nun auf den Weg bringen. Der ursprünglich angedachte Architektur-Wettbewerb, der auch mit den Stimmen der CDU beschlossen wurde, soll abgeblasen werden. Alles damit eine zeitnahe Entwicklung geschehen kann, an dem Ort, den viele Emmericher als Schandfleck empfinden, weil er als Einfallstor zur Innenstadt eine schlechte Visitenkarte abgibt. „Wir hatten gehofft, dass es schneller voran geht“, nennt Reintjes einen Grund für das Umdenken.

Sigmund spricht von einem „leistungsstarken Investor“

Denn „ein leistungsstarker Investor“, wie Sigmund sich ausdrückt, hat bereits beim Architekturbüro Rathke in Wuppertal Planungen erstellen lassen. Das Konzept hat CDU und BGE nachhaltig beeindruckt. „Für meine Fraktion war wichtig, dass da nicht eine reine Wohnbebauung hinkommt“, so Reintjes.

Hinze will bei Fraktionen um Unterstützung werben

Nach NRZ-Informationen hat Bürgermeister Peter Hinze die Fraktion für Mittwochnachmittag eingeladen, um mit dem Architekten genau diese Investor-Lösung den Fraktionen schmackhaft zu machen. Reintjes und Sigmund kamen Hinze einige Stunden zuvor und machten die Planungen des Investors publik.

Neue Dimension für Emmericher Innenstadt

Die aktuelle Planung hat eine in der Emmericher Innenstadt so nicht gekannte Dimension. Denn zunächst soll am Anfang des Geländes ein Wohnturm errichtet werden. Turm ist hier sicherlich die richtige Wortwahl. Denn es ist eine siebengeschossige Bauweise geplant, wobei sich im Erdgeschoss auf etwa 300 Quadratmeter auch Gewerbe ansiedeln soll. „Der Wunsch ist, dass dort 20 Prozent öffentlich geförderter Wohnungsraum entsteht“, unterstreicht Sigmund.

2400 Quadratmeter Verkaufsfläche sind vorgesehen

Hinter dem Wohnturm im weiteren Verlauf der Mennonitenstraße wird mit einem Fachmarktzentrum geplant. Hier werden 2400 Quadratmeter Verkaufsfläche vorgehalten. Dieses Gebäude ist mit drei Geschossen geplant, so dass über dem Fachmarktzentrum weiterer Wohnraum entstehen wird. 60 Stellplätze werden in einer Tiefgarage vorgehalten. Weitere 80 ebenerdige Stellplätze soll im hinteren Bereich des Areals entstehen.

Plan: Grünes Licht durch den Rat noch vor der Sommerpause

BGE und CDU wollen dem Projekt noch vor der Sommerpause im Rat grünes Licht geben, so dass dann im Rathaus der Bebauungsplan angegangen werden kann.

BGE-Kritik am Bürgermeister

Auch interessant

Eine Problematik ist den beiden Bürgermeisterkandidaten auch bewusst. Denn durch den eigentlich angedachten Wettbewerb haben andere potenzielle Investoren, womöglich auch aus Emmerich, bisher vielleicht die Füße still gehalten. „Wenn wir Investoren aus Emmerich vergrätzen, muss der Bürgermeister das aushalten“, sagt Sigmund, der Peter Hinze in diesem Zusammenhang eine falsche Priorisierung der Projekte in der Innenstadt vorwirft. „Das Wemmer und Janssen-Gelände ist ein Topthema, dann sollte es im Rathaus auch als Chefsache angesehen werden.“

Auch andere Investoren können noch Planungen einreichen

Deshalb hätte das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) nach Meinung der BGE vorrangig dieses Areal in den Fokus rücken müssen. Da dies aber eben nicht geschehen sei, müsse nun „zügig los gelegt werden“, findet der BGE-Fraktions- und Vereinschef.

Matthias Reintjes stellt in diesem Zusammenhang klar: „Wir wollen zwar auf den städtebaulichen Wettbewerb verzichten, das heißt aber sehr wohl, dass andere Investoren ihre Planungen auch noch bis zur Sommerpause vorlegen können.“

>> Reintjes denkt an Einnahmen aus Grundstücksverkauf

Für Matthias Reintjes ist die schnelle Realisierung des Projekts noch aus einem weiteren Grund wichtig. „Wir haben gerade über den Haushalt beraten, der einen Fehlbetrag von vier Millionen Euro aufweist“, so der CDU-Bürgermeisterkandidat. „Das Grundstück hat einen Wert, der auch noch gestiegen ist, es würde dem Stadtsäckel gut tun, wenn wir es verkaufen.“

Die vom Investor vorgestellte Planung sei „eine große Lösung“, wie es Reintjes ausdrückt. Denn auch die Baumaßnahmen im Zuge der Betuwe an dieser Stelle wie Kreisverkehr und Bahnunterführung seien bei der Planung mit aufgenommen worden.