Emmerich. . Der mangelhafte Service auf der Bahnstrecke zwischen Emmerich und Düsseldorf ist Peter Hinze ein Dorn im Auge. Informationspolitik wird kritisiert.
- Zahlreiche Beschwerden von Bürgern sind in den vergangenen Tagen im Rathaus aufgelaufen
- Emmericher, die auf die Bahn angewiesen sind, beklagen sich über Probleme mit dem Schienenersatzverkehr
- Peter Hinze hat sich nun an den Verkehrsverbund gewandt, um so eine Lösung herbeizuführen
Seit einigen Tage und Wochen nehmen die Klagen von Emmericher Bürgern über den mangelhaften Schienenersatzverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Emmerich und Düsseldorf stetig zu. Bürgermeister Peter Hinze hat sich jetzt mit einem Schreiben an Martin Husmann, den Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr, gewandt und ihn um Unterstützung gebeten.
Schon das zweite Schreiben in 2016
Bereits Anfang des Jahres hatte Hinze an Husmann geschrieben, weil sich zahlreiche Bahnkunden bei der Stadt über die mangelhafte Zugverbindung und die unzureichende Fahrgastinformation der Deutschen Bahn auf der Strecke zwischen Emmerich und Düsseldorf beklagt hatten. In dem aktuellen Schreiben heißt es weiter: „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass sich an den Zuständen nichts geändert hat, die Situation sogar durch Bauarbeiten noch weiter verschlechtert hat. In den vergangenen Tagen haben sich zahlreiche Bürger, die zugleich durchaus treue Bahn- bzw. VRR-Kunden sind, bei mir über die Zustände beschwert.“
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Viele Beschwerden der Bürger
Der Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen zwischen Wesel und Emmerich ist nötig, weil Arbeiten an den Gleisen und den Oberleitungen anstehen. Wer von Düsseldorf oder Duisburg mit dem Zug nach Emmerich möchte, muss derzeit entweder in Wesel oder Rees-Empel in den SEV umsteigen. „Würde alles planmäßig verlaufen“, so Hinze weiter, „müsste ein Emmericher, der täglich mit dem Zug Richtung Wesel/Duisburg/Düsseldorf zur Arbeit pendelt, rund ein bis anderthalb Stunde pro Tag mehr für seinen Arbeitsweg in Kauf nehmen. Eine Einschränkung, die Emmericher Bahnkunden für einen begrenzten Zeitraum wahrscheinlich noch zähneknirschend in Kauf nehmen würden.
Zugverbindungen wurden kurzfristig gestrichen
In den vergangenen Tagen sind mir aber von mehreren Bürgern Berichte zugetragen worden, die mich erheblich daran zweifeln lassen, ob die Deutsche Bahn ihren Verpflichtungen auf der Strecke nachkommt: Zugverbindungen in Richtung Emmerich werden kurzfristig gestrichen oder vor Erreichen der Umstiegmöglichkeit in den SEV ‘gebrochen’. Außerdem kommt es offensichtlich regelmäßig vor, dass der zum Zwecke des SEV eingesetzte Bus bei verspäteter Ankunft des Zuges nicht wartet oder einfach ausfällt. Die ‘Gelackmeierten’ sind die Bahnfahrer, die dann in Wesel, Rees-Empel oder einem anderen Bahnhof entlang der Strecke auf verlorenem Posten stehen – und das meistens noch ohne irgendeine Information von der Deutschen Bahn. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es Touristen oder anderen ortsunkundigen Gästen unserer Region ergeht, die auf diese Art und Weise ‘stranden’.“
Viele seien auf verlässliche Zugverbindungen angewiesen. „Darum halte ich die derzeitigen Zustände für absolut untragbar und ersuche Sie – in Ihrer Eigenschaft als Besteller der Linien –, umgehend bei der DB darauf hin zu wirken, dass der Ersatzfahrplan und insbesondere der Schienenersatzverkehr funktioniert.“ Es könne nicht sein, dass Busse nicht warten auf verspätete Züge. Es könne nicht sein, dass Reisende „ohne jegliche Informationen über weitere Reisemöglichkeiten auf einem Bahnhof zurückgelassen werden!“
Berufspendler ist stinksauer auf die Bahn
Martin Albers ist stinksauer auf die Deutsche Bahn. Denn der 45-jährige Schlosser aus Millingen ist Berufspendler, fährt seit nunmehr fast 20 Jahren täglich in Richtung Hilden. „Was die Bahn mittags, wenn es wieder zurück geht, mit uns macht, ist eine Unverschämtheit“, schimpft der Vielfahrer.
Und meint damit in erster Linie den Schienenersatzverkehr, den die Bahn von Wesel aus in Richtung Emmerich für die Zeit der Bauarbeiten entlang der Bahnstrecke eingerichtet hat. „Ständig kommen die Busse zu spät, sind oft dreckig“, ärgert er sich. Vor drei Tagen erst hätte der Zug 90 Minuten Verspätung gehabt. „Da habe ich meine Frau angerufen, dass sie mich in Wesel abholt“, berichtet Martin Albers.
Noch bis Ende November, habe er gehört, soll das mit den wohl notwendigen Arbeiten entlang der Schienen dauern. „Aber es ist ja ein Hammer, dass sowohl Güterzüge als auch ICEs weiter auf der Strecke zwischen Emmerich und Wesel verkehren, nicht aber die Regionalbahn“, wurmt es ihn gewaltig.
Morgens ist der Zug pünktlich
Er als Millingener müsse, weil der RB 35 im Ort nicht halte, jetzt morgens nach Empel, um dort um 4.42 Uhr mit dem Zug nach Wesel und weiter nach Hilden zu kommen. „Wobei die Bahn morgens auch pünktlich unterwegs ist“, lobt er in diesem Fall das Unternehmen.
Nur zurück sei es eine Katastrophe – mit der Pünktlichkeit, der Sauberkeit in den Bussen. Und überhaupt mit der Kommunikation seitens der Bahn. „Da erfolgt keine Durchsage am Bahnhof Wesel, dass es zu Verspätungen kommt. Das wird lediglich angezeigt“, kritisiert der Millingener.
Von der seiner Meinung nach verkorksten Bahn-Kommunikation seien täglich bis zu zehn Personen betroffen, die mit ihm am Bahnhof in Wesel stünden, um weiter in Richtung Emmerich zu reisen. „Die Betroffenen sind so sauer, dass immer häufiger sogar unbeteiligte Schaffner, die gerade zufällig auf dem Bahnsteig unterwegs sind, angeschnauzt werden“, hat Martin Albers beobachtet -- und hofft darauf, dass er künftig ohne den Ärger mittags schnell wieder nach Hause gelangt.
Verkehr in Emmerich - Ein Kommentar von Marco Virgillito
Der Verkehr ist in Emmerich derzeit Gesprächsthema Nummer eins. Damit verbunden sind vor allem Sorgen. Bahnpendler Richtung Duisburg oder Düsseldorf verlängern derzeit unfreiwillig ihren Arbeitstag, weil man für die Strecke einfach deutlich länger braucht. Gut, Gleisarbeiten und Co. lassen sich nun mal nicht vermeiden. Dass der Schienenersatzverkehr per Bus ab Wesel oder Empel aber derart unrund läuft, ist nicht akzeptabel. Hoffnung auf Besserung sollte man sich nicht machen. Erfahrungsgemäß sitzt die Bahn solche Probleme mit nett verpackten Worten aus. Ändern wird sich kaum etwas.
Auch die bevorstehende Vollsperrung der B 220 bereitet vielen Sorgenfalten. Stadt, Polizei und Straßen NRW bemühen sich sehr, das Dilemma so gering zu halten wie möglich. Besonders jene, die die Umleitungsstrecke überqueren wollen, werden es schwer haben. Nicht erst seit dem tragischen Unfall am Freitag lautet der Appell an alle: Fahren Sie ab dem 22. August noch ein bisschen vorsichtiger.