Emmerich. . Herausforderer beendet elfjährige Amtszeit von Johannes Diks (CDU) mit Erdrutschsieg. Die Union erlebte eine ihrer fürchterlichsten Niederlagen.

Ein ganz bitterer Abend für den Emmericher Bürgermeister Johannes Diks und ein ganz schwarzer Abend für die CDU: SPD-Herausforderer Peter Hinze hat im dritten Anlauf Amtsinhaber Diks geschlagen. Und wie! Mit unglaublichen 67,22 zu 32,78 %. Damit hatte wohl niemand gerechnet. Hinze lag bei der Stichwahl in allen Wahllokalen vorn.

Während Hinze im Vergleich zum ersten Durchgang vor zwei Wochen 3000 Stimmen hinzu gewann und auf 7190 Stimmen kam, konnte Diks seinen Anteil mit 3507 Stimmen nur halten. Ganz offenbar hatten nahezu alle BGE-Wähler diesmal für Hinze gestimmt.

Erdrutschsieg von Herausforderer Hinze deutete sich früh an

Peter Hinze (55) ist der erste SPD-Bürgermeister seit Irene Möllenbeck (1992-94). Kein Wunder, dass die Sozialdemokraten ihren Triumph in vollen Zügen auskosteten und Hinze im Europasaal stürmisch feierten. Die Gratulationscour nahm keine Ende. Auch seine Mutter Pieta war aus Datteln angereist. Die Niederländerin freute sich riesig für ihren Sohn: „Da hat er ja lange genug drauf hingearbeitet ...“

Nach der Wahlniederlage gratulierte Johannes Diks (links) seinem Kontrahenten Peter Hinze. Dreimal waren die beiden bei Wahlen gegeneinander angetreten, zweimal siegte Diks, nun Hinze.
Nach der Wahlniederlage gratulierte Johannes Diks (links) seinem Kontrahenten Peter Hinze. Dreimal waren die beiden bei Wahlen gegeneinander angetreten, zweimal siegte Diks, nun Hinze. © FUNKE Foto Services NRZ

Schon als im Europasaal die ersten Wahlergebnisse auf die Leinwand projiziert wurden, deutete sich der Erdrutschsieg für Hinze an. Und je mehr Ergebnisse eintrafen, desto entspannter wurde die Miene von Hinze. Das anfangs noch ungläubige Staunen der Genossen sollte schnell zur Siegesgewissheit werden, während auf den CDU-Gesichtern blankes Entsetzen abzulesen war. Schon um 18.15 Uhr verkündete SPD-Fraktionsgeschäftsführer Manfred Mölder: „Für uns ist klar, dass Peter gewinnt.“ So war es.

Um 18.42 Uhr dann die faire Geste: Wahlverlierer Diks gratuliert dem Gewinner Hinze und wünscht ihm „viel erfolg und alles Gute“, 2004 und 2009 war’s umgekehrt.

Der Amtsinhaber und Wahlverlierer: "Ich wüsste nicht, was ich falsch gemacht hätte"

Während Hinze von seinen Anhängern ausgiebig gefeiert wurde, stellte sich Diks der Presse. Er sei „erschrocken“ über das Ergebnis, sagte er und rang immer noch nach einer Erklärung für das Desaster: „Politische Aspekte kann ich nicht erkennen. Ich wüsste nicht, was ich falsch gemacht hätte.“ Seine 70 Stunden-Woche sei nicht gewürdigt worden: „Ich habe die Prügel bekommen und die Stimmen nicht bekommen“, lautete seine Rechnung. Seine berufliche Zukunft ließ er offen: „Es gibt keinen Plan B. Ich werde aber sicher nicht in Pension gehen.“ Er wolle sich nun in Ruhe einen neuen Job suchen.

Sieger Peter Hinze dagegen weiß, welchen Job er ab dem 21. Oktober antritt: den Chefsessel im Rathaus. Er muss in den letzten zwei Wochen geahnt haben, dass er es wirklich schaffen kann: „Der Zuspruch war so groß, davon war ich geplättet. Dass es so deutlich wird, damit habe ich nicht gerechnet. Wichtig war der Wechsel, es ging um Personen.“

Emmericher SPD braucht nun neuen Fraktionsvorsitzenden

SPD-Ratsmitglied Jan Ludwig glaubt einen Grund für Diks’ Niederlage zu kennen: „Er darf sich bei Schoofs bedanken ...“ Und noch einen Sieger gab es nach der Stichwahl bei der SPD: Holger Klein rückt in den Rat nach. Für Hinze muss sich die Fraktion nun einen neuen Vorsitzenden suchen. Das kleinste Problem. Favoritin ist Andrea Schaffeld.

Aller guten Dinge sind drei - ein Kommentar von Norbert Kohnen 

Noch nie hat eine Wahl die Emmericher so in ihren Bann gezogen wie diese Stichwahl. Sie endete mit einer Riesenüberraschung. Mit Reeser Verhältnissen – nur mit umgekehrten Vorzeichen. Peter Hinze (SPD) holte locker eine Zweidrittelmehrheit. Im ersten Durchgang wurde Diks nur angezählt, diesen Sonntag ging er k.o. Warum eigentlich, darüber rätselte er gestern noch.

Die Antwort ist einfach: Nach elf Jahren und vielen unerledigten Großbaustellen wollte die überwiegende Mehrheit der Wähler einem anderen eine Chance geben. Hinze hat sie sich verdient. Im dritten Anlauf hat’s geklappt. Dank einer pfiffigen Wahlkampfstrategie und der Unterstützung seiner ganzen Partei.

Ein Wort zu Johannes Diks. Er hat mehr als nur seine Pflicht getan. Er hat mit Einsatz und Herz seine Aufgaben zu erfüllen gesucht. Bei der Wahl war das nicht genug.