Emmerich. .

Diese Karte sollte sich Peter Hinze (SPD) einrahmen. Bei der Bürgermeisterwahl dominierte im Stadtgebiet ganz klar die Farbe Rot. Johannes Diks und die CDU dagegen erlebten einen rabenschwarzen Wahlabend. Aber der abgestrafte Amtsinhaber bekommt noch eine zweite Chance bei der fälligen Stichwahl am 27. September. Mut macht der CDU das Ergebnis für Landrat Wolfgang Spreen (CDU), der in Emmerich 51,23 Prozent holte. „Das zeigt, dass das Potenzial für die CDU da ist“, klammert sich der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Markus Elbers an diesen dünnen Strohhalm. „Wir haben es versäumt, die Erfolge in den Fokus zu stellen“, nannte er als Grund für das Wahl-Desaster. Diese Überzeugungsarbeit will man in den kommenden zwei Wochen nachholen.

Neumarkt unterschätzt

Eine der vielen spannenden Fragen lautet: Wohin wandern die 3000 Fans von Joachim Sigmund (BGE)? Selbst bei einer entsprechenden Empfehlung durch BGE-Chef Gerd Bartels kann Hinze nicht automatisch davon ausgehen, dass er alle 3000 BGE-Stimmen bekommt. Bei Bartels jedenfalls stand das Telefon gestern nicht still: „Ich wusste gar nicht, wie interessant wir sind“, sagte er zur NRZ ganz treuherzig, „jeder sucht das Gespräch mit uns“. Kein Wunder, befindet sich die BGE doch unversehens in der komfortablen Rolle eines Königsmachers, der sich aussuchen kann, wem er seine Gunst schenkt. Vielleicht kommt die BGE nach 21 Jahren sogar aus ihrer auf Dauer unbefriedigenden Oppositionsecke heraus (siehe dazu auch den Kommentar).

Sabine Siebers (Grüne) glaubt, dass Diks das Thema Neumarkt unterschätzt habe: „Die Leute fühlen sich veräppelt von immer neuen Vertröstungen und Versprechungen. Das stört viele.“ Im Übrigen freue sie sich für Peter Hinze, auch wenn die Grünen ihn nicht empfohlen hätten: „Wir waren für einen Wechsel.“ Sigmund habe man eher frischen Wind in der Verwaltung und bei der Innenstadtentwicklung zugetraut. Sollte Hinze gewählt werden, hoffe sie, dass er „Flagge zeigt und nicht wieder im Gleichschritt mit der CDU geht“. Für Sabine Siebers, die im Bürgermeister-Wahlkampf 2009 noch selbst kandidiert hatte und gut 6 % holte, steht fest: „Das wird eine spannende Geschichte.“

Mit besonderer Spannung war das Ergebnis in Elten erwartet worden, nachdem die SPD dort den Ortsausschuss durchgesetzt und den populären Ortsvorsteher Batje Jansen (CDU) in die Wüste geschickt hatte. Wie würden die Wähler darauf reagieren, die bei der Kommunalwahl im Mai 2014 noch mit deutlicher Mehrheit CDU gewählt hatten? Ergebnis: Hinze lag vorn. Kommentar von Hans-Jörgen Wernicke (SPD Elten): „Ich bin da sehr mit zufrieden. Ich führe das Ergebnis darauf zurück, dass wir den richtigen Kandidaten präsentiert haben und für ihn gearbeitet haben. Wir haben keine flauen Zehen. Ich sehr gute Chancen bei der Stichwahl.“

Beim ersten Durchgang am Sonntag hatte Peter Hinze (SPD) 37,57 % Prozent geholt, Johannes Diks (CDU) 32,15 %, Joachim Sigmund (BGE) 27,08 % und David Krüger (BSD.NRW) 2,3 %. Rund 600 Stimmen lag der SPD-Herausforderer am Ende vor Johannes Diks, dessen Abstand zum Drittplatzierten Joachim Sigmund wiederum ca. 600 Stimmen betrug.

Heute wird der Wahlausschuss das Endergebnis feststellen. Am 20. Oktober endet dann die zweite Amtszeit von Diks offiziell. Heute ruft schon wieder der Polit-Alltag. Diks leitet die 12. Ratssitzung. Ob es gleichzeitig seine letzte war, darüber entscheidet das Wahlvolk in genau zwölf Tagen.

Weitere Stimmen zum Ausgang der Bürgermeisterwahl:

Margrit Bongers, Frau das verstorbenen SPD-Urgesteins Karl-Heinz Bongers, zu Peter Hinze: „Schön, dass wir wieder da sind.“

Willi Lindemann, SPD-Ratsherr und AWo-Chef: „Heute ist man als SPD-Politiker ein bisschen glücklicher.“

Christoph Kukulies, Embrica-Fraktion und Eltener: „Ich bin überrascht. Man kann sehen, was man erreichen kann, wenn man die Eltener hinter sich hat.“