Emmerich. . Johannes Diks gegen Peter Hinze – am NRZ-Redaktionsmobil auf dem Neumarkt stellten sich die beiden Bürgermeisterkanidaten rund 80 Minuten den Fragen.
Die Stichwahl elektrisiert die Menschen. Wer gewinnt? Amtsinhaber Johannes Diks (CDU) oder Peter Hinze (SPD)? „Petrus“ jedenfalls ließ die beiden gestern nicht im Regen stehen. Die Sonne lachte auf dem Neumarkt, als sich die Kontrahenten rund 80 Minuten lang am NRZ-Mobil den Fragen stellten. Die beiden Matadore schlugen sich an diesem Vormittag jedenfalls wacker. Auf Schmusekurs gingen sie zwar nicht, aber man merkte doch, dass sie sich persönlich ganz gut verstehen. Schließlich haben CDU und SPD in den letzten Jahren bis auf Gesamtschule und Ortsausschuss Elten ja auch das meiste gemeinsam im Rat durchgesetzt – was vor allem Diks herausstellte.
Fahrradfreundlicher werden
Schon bevor die beiden Polit-Schwergewichte die Szenerie betraten, ließen die Bürger am NRZ-Stand Dampf ab. Der gebürtige Niederländer Max Dalhuisen, der seit acht
Jahren in Emmerich lebt, fragte: „Wann wird Emmerich endlich eine fahrradfreundliche Stadt?“ Er bringe seine achtjährige Tochter morgens mit der Fiets zur Liebfrauenschule, und er könne gut verstehen, wenn 200 das nicht täten: „Wenn man in Emmerich mit dem Rad umfällt, liegt man mit dem Kopf schon in Holland ...“
Für „idiotisch“ hält Jürgen Pankoke die Hausbesuche von Diks zum jetzigen Zeitpunkt: „Das hätte er mal früher machen sollen.“ Er habe die Verwaltung nicht im Griff, lautete ein Vorwurf. Positiv findet Pankoke, dass BGE-Kandidat Sigmund Flagge gezeigt habe: „Er ist kein Wendehals.“ Adrian Straver ärgert, dass der CDU von der SPD im Ortsausschuss Elten ständig Blockadehaltung vorgeworfen werde: „Beim Ärztehaus lautete das Abstimmungsergebnis 10:0.“ Ein anderer Eltener, Willi Berg, gab Hinze mit, dass den Eltenern das Thema Wasserstand unter den Nägeln brenne. Für Bernd Vorberg ist der Neumarkt ein Top-Thema. „Da passiert gar nichts.“ Schoofs habe alle nur verschaukelt.
Würden Sie wegen Elten den Betuwe-Konsens verlassen? Wo liegt Ihre Schmerzgrenze, wurde Hinze gefragt. Der stellte dazu fest: „Wenn wir keinen Konsens erzielen, müssen wir unser Kostendrittel zahlen.“ Entscheidend sei, wie Eisenbahn-Bundesamt und Bahn sich verhielten. „Reden wir von 1, 15 oder 25 Mio. Euro? Wenn wir von 17 oder 25 Mio. reden, sagt Wernicke: Das ist ein Jahrhundertprojekt.“ Helmut te Laak findet, dass Diks viel zu viele Knüppel zwischen die Beine geworfen worden seien, etwa beim Kauf des Steintorgeländes durch die SPD. Er bezweifele nicht die Fähigkeiten von Hinze, aber Erfahrung sei wichtiger: „Ein guter Ranger wird seinen Leithund nie aus dem Rennen nehmen, wenn er einen Fehler gemacht hat.“
Marlis Kerstjens-Wefelnberg gab als Markthändlerin Diks mit auf den Weg, dass der Wochenmarkt das Zentrum nicht nochmal verlassen dürfe. Auch nicht während einer möglichen zweijährigen Bauphase am Neumarkt: „Das überstehen wir nicht.“ Bei der zwischenzeitlichen Verlagerung zum Geistmarkt hätten die meisten Händler Einnahmeeinbußen erlitten. Diks unterstrich die Bedeutung des Wochenmarktes für den Innenstadthandel und eröffnete die Optionen der Verschiebung Richtung Kaßstraße, vielleicht sogar rund um die Aldegundiskirche, was mit der Kirche besprochen werden müsste.
Neumarkt für City Outlet?
Doris Zimmermann fragte Diks: „Was ist, wenn am 2. Oktober die Unterschrift fehlt?“ Gemeint war natürlich die von Neumarkt-Entwickler Schoofs. „Dann ist das Thema Schoofs erledigt“, sagte Diks. Und es müsse neu überlegt werden, was mit der exponierten Fläche geschehe. Nur ein Parkplatz? Eine ganze neue Bebauung ähnlich
wie bei Schoofs? Oder kommt Diks eine Neuplanung im Sinne des von ihm angetriebenen City Outlet gerade recht? Als nämlich auch Ursula Brockmann (FDP) darauf zu sprechen kam, erklärte der CDU-Kandidat, dass es nicht nur um das Füllen der 28 Leerstände gehe, auch Neubauten seien erforderlich. „Dafür wäre der Neumarkt interessant“, so Diks. Er wolle im Rat anregen, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Hinze könnte sich nach einem etwaigen Scheitern auch eine Bürgerwerkstatt vorstellen. Für ihn ist ein City Outlet in Emmerich nur eine Option. Er habe aber Zweifel, ob sich das für einen Investor noch rentiere, wenn im nahen Zevenaar schon ein Factory Outlet existiere.
Altenpflegerin Otilie Schleuter wollte wissen, wann das Gesundheitszentrum an der Kaserne entstehe. Diks rechnet mit einer Fertigstellung Mitte 2017. „Das ist gut“, meinte Schleuter. Ende Oktober soll es die erste Baugenehmigung geben.
Bei der Einschätzung des Flüchtlingsthemas herrschte Einigkeit. Ende 2014 habe man nicht mit diesem Ansturm rechnen können. Bislang habe man die Unterbringung in Wohnungen prima hingekriegt, so Diks, „jetzt müssen wir umdenken, wir brauchen größere Einheiten für 20, 30 und 50 Flüchtlinge. Dafür haben wir 6, 7, 8 Objekte im Auge, u.a. auch das Michaelheim“.
Fazit: Die Messe ist noch nicht gelesen. Das gestrige Duell ging unentschieden aus. In drei Tagen wird es einen Sieger geben.