Duisburg. Mit „Wurzeln“ ist dem „Spieltrieb“ Jugendclub im Theater Duisburg mal wieder ein Coup gelungen. Dabei ist das diffuse Stück kaum zu verstehen.

Da hat sich Spieltrieb, der Jugendclub im Theater Duisburg, aber was vorgenommen. Denkt man sich so, wenn man das Programmheft zur Eigenproduktion „Wurzeln“ liest, die am Freitagabend Premiere feierte.

Es geht um nichts Geringeres als die eigene Identität, die Herkunft, im physischen wie im metaphysischen Sinne, um das Heranwachsen zur eigenen Person. Quasi um die Menschwerdung, will man das Thema noch höher hängen, als es sowieso schon baumelt. Von derlei Fallhöhe lässt sich das junge Ensemble allerdings nicht abschrecken – und legt mit gewohnter Spieltrieb-Manier ein, man verzeihe das Werbe-Deutsch, echtes Theatererlebnis aufs Bühnenparkett.

An dieser Stelle stünde eigentlich eine kleine Zusammenfassung der Handlung, bloß hat „Wurzeln“ keine. Das klingt erstmal fatal mit Blick auf ein Theaterstück, ist es in dem Falle aber nicht. „Wurzeln“ ist ein wohliges Chaos aus Szenen, Einwürfen, Schlaglichtern auf verschiedene Aspekte des Erwachsenwerdens, von der Geburt an über das Nachvollziehen der eigenen Herkunft über die erste Beziehung bis hin zur ersten Sinnkrise.

Dass das Ensemble dabei so metaphorisch spielt und in den Dia- und Monologen bewusst vage bleibt, ist die größte Stärke von „Wurzeln“: Theater für das Publikum und nicht für den Schauspieler, weil jeder einzelne im Zuschauerraum das Stück gleich auf sein eigenes Leben münzt.

„Wurzeln“ im Theater Duisburg: Verstehen-Wollen war nie das Ziel

Das Bühnenbild ist dabei genauso diffus wie das Stück selbst, zwei Tücher, ein paar Seile, aus denen später mal ein Baum wird, ein Klavier, manchmal Taschenlampen. Alles Mittel zum Zweck, die Stars der Show sind die Schauspieler und ihre Gedanken, ihre wilden Reflexionen über das Leben, mal gesprochen, mal geschrien, manchmal sogar gesungen.

Zwischendurch hüpft eine Elfe mit Geige über die Bühne. Warum nicht? Da wundert sich der Zuschauer schon gar nicht mehr, das „Verstehen-Wollen“ geht relativ bald über Bord. War ja auch nie Ziel des Stücks. Oder?

Dass „Wurzeln“ als Theater-Fantasie so gut funktioniert, ist natürlich vor allem den zehn jungen Schauspielern zu verdanken. Dass hier keine Profis im klassischen Sinne spielen, fällt überhaupt nicht ins Gewicht, im Gegenteil. Die jungen Menschen erzählen ja von ihrer unmittelbaren Lebenserfahrung des Großwerdens, des Sich-Findens, die sie mit den Theaterpädagogen Jule Pichler und Steven Wind herausgearbeitet haben.

Heraus kommt etwas Echtes – das auch Zuschauer berührt, die schon ein paar Jährchen mehr auf dem Konto haben als die Schauspieler.

>> WURZELN: TERMINE UND KARTEN FÜR DAS SPIELTRIEB-STÜCK

  • „Wurzeln“ kommt an folgenden Terminen auf die Bühne: 25. April, 29. April, 7. Mai, 13. Mai, 22. Mai und 29. Mai.
  • Alle Vorstellungen beginnen um 19.30 Uhr und finden im Theatersaal unterm Theaterdach, dem „Foyer III“, statt.
  • Karten für 12 Euro gibt es im Internet unter theater-duisburg.de.