Duisburg. Nur ein kleiner Teil der Duisburger nutzt das Theater, dessen Sanierung Hunderte Millionen Euro zu verschlingen droht. Ist das angemessen?

Wie viel ist Duisburg sein Theater wert? Die drohenden Kosten einer Sanierung oder eines Neubaus werfen die Frage nach Alternativen auf. Nach aktuellem Kenntnisstand müsste die Stadt mindestens 180 bis 230 Millionen Euro investieren. Künftige Preissteigerungen könnten diesen Betrag noch deutlich wachsen lassen, das zeigen Projekte wie die Opernsanierungen in Köln oder Düsseldorf. Wie stehen die Duisburgerinnen und Duisburger zum Erhalt des maroden Theaters?

Die Angebote des Schauspiels Duisburg, vor allem aber der Deutschen Oper am Rhein einfach an andere Spielstätten in der Stadt zu verlegen, wäre ein schwieriges Unterfangen. Die technischen Möglichkeiten an Standorten wie Mercatorhalle, Theater am Marientor oder Gebläsehalle im Landschaftspark Nord sind allesamt nicht ideal. Das hat eine Analyse dieser Redaktion ergeben, bei der unter anderem die Bühnentechnik dieser Häuser betrachtet wurde.

Die meisten Duisburger gehen weder ins Theater, noch in die Oper oder ins Ballett

Wie viele Menschen nutzen das Theater überhaupt? Die Zahlen der vergangenen drei Spielzeiten sind nur bedingt aussagekräftig – die Corona-Pandemie brachte den Betrieb zeitweise ganz zum Erliegen. Vor 2020 verzeichnete die Rheinoper laut Jahresabschlüssen in Duisburg zwischen 50.000 und 60.000 Besuche pro Jahr, das Schauspiel meist „um die 20.000“, wie Intendant Michael Steindl bei einem Bilanzgespräch einmal verriet.

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Das bedeutet: Höchstens 16 Prozent der rund 500.000 Einwohner Duisburgs besuchen die Veranstaltungen von Schauspiel, Oper und Ballett. Bedenkt man, dass Teile des Publikums Abokarten haben und mehrere Veranstaltungen pro Jahr besuchen, dürfte der Anteil noch geringer sein. Und auch Besucher aus umliegenden Orten müssten noch herausgerechnet werden.

Die Frage, ob sich die Investition von mehreren hundert Millionen Euro lohnen würde, wurde im sozialen Netzwerk Facebook heiß diskutiert – fast 500 Kommentare stehen bislang unter den Beiträgen unserer Redaktion zum Thema. Dabei sind sich die meisten Nutzerinnen und Nutzer einig: „Das Haus gehört zu Duisburg und sollte unbedingt erhalten werden, auch wenn es sehr teuer wird.“

Ist das Stadttheater Teil der Grundversorgung in Duisburg?

Sogar Menschen, die das Haus nach eigenen Angaben nur gelegentlich oder überhaupt nicht nutzen, messen dem Theater einen hohen Wert bei: „Ich muss nicht hingehen um zu bejahen, dass dieses Gebäude und die Institution Theater sinnvoll und richtig ist“, schreibt etwa ein Nutzer.

Problematisch am Theater Duisburg ist weniger der Zustand des denkmalgeschützten Eingangsbereichs, sondern der des dahinter liegenden Funktionsgebäudes.
Problematisch am Theater Duisburg ist weniger der Zustand des denkmalgeschützten Eingangsbereichs, sondern der des dahinter liegenden Funktionsgebäudes. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Duisburg brauche eine kulturelle Heimat, kommentiert eine Frau, und verweist auf die Bildungsarbeit, die an diesem Ort geleistet wird: „Solange es Kinder gibt, lohnt sich jede Investition.“ Eine Nutzerin ergänzt: „Wenn für Kunst und Kultur kein Platz mehr ist, verarmt das gesellschaftliche Leben.“ Das Theater aufzugeben, wäre „ein Indikator für Bildungsferne“. Andere sprechen vom Theater als Teil der Grundversorgung, vergleichbar mit medizinischen Einrichtungen.

Die Contra-Stimmen sind klar in der Minderheit: „Wäre es nicht sinnvoller, Schulen und deren Toiletten instand zu setzen oder Schlaglöcher zu sanieren?“ Ein Nutzer stimmt dem zu: „Marode Schulen und Straßen, aber man gönnt sich für viele Millionen einen unnötigen Luxus.“

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Theater ist ein wichtiger Teil des Stadtbildes in Duisburg

Andere Kommentatoren finden, die Duisburger könnten für Theater oder Oper auch in die Nachbarstädte gehen. „Düsseldorf sollte für die Theaterklientel wohl reichen“, formuliert es ein Nutzer etwas flapsig, einer anderer präzisiert: „Die Metropole Ruhr hat ein vielfältiges kulturelles Angebot. Warum also nicht städtübergreifend kooperieren?“ In Zeiten klammer Kassen müsse man Prioritäten setzen: „Lieber Kitas und Schulen in Schuss halten, als ein Stadttheater renovieren“, findet er.

Befürworter des Theatererhalts betonen auch die Bedeutung des Bauwerks für das Stadtbild. Gemeinsam mit dem Rathaus sei es „das einzig schöne, was Duisburg in der Innenstadt zu bieten hat“, schreibt eine Frau. Ein weiterer Kommentar lautet: „Wenn die das abreißen, ist ein wichtiges Stück Duisburg weg.“ Ein Abriss des Eingangsbereichs mit den charakteristischen Säulen steht allerdings ohnehin nicht zur Diskussion: dieser ist denkmalgeschützt, und ohnehin ist es das dahinter liegende Funktionsgebäude, das den Großteil der Mängel aufweist.

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Ein Appell für Sanierung oder Neubau ist besonders plakativ: „Wer Millionen und Abermillionen in den MSV pumpen kann, der sollte auch sein Theater renovieren können!“