Duisburg. Schon bald ist die Rhein-Ruhr-Halle im Duisburger Norden endgültig Geschichte. Mit tonnenschwerem Gerät haben jetzt die Abrissarbeiten begonnen.
Gegen die zweieinhalb Tonnen schwere Stahlbetonschere und ihr Gefährt, ein 35-Tonnen-Kettenbagger, hat die Duisburger Rhein-Ruhr-Halle keine Chance. Das Gerät knabbert am Beton, beißt sich fest und reißt große Stücke aus dem Vorbau heraus. Das Material ächzt und knarzt und fällt geräuschvoll zu Boden. Bleibt ein Block an einem der Stahlseile hängen, die sich im Beton befinden, schneidet die riesige Schere es filigran durch. Später wird noch ein Gerät hinzukommen, dass den Stahlbeton zerbröselt, damit Stahl und Beton sorgsam voneinander getrennt werden können.
Das Spektakel an der Rückseite der geschichtsträchtigen Halle beginnt mit einem lauten Pfiff von Bauleiter Andreas Söchtig. Vorher hat er noch schnell eine letzte Runde durch den stockfinsteren Bau gedreht. „Ich muss sicher sein, dass alles in Ordnung ist, dass sich zum Beispiel niemand mehr im Gebäude befindet.“ Nach dem Startpfiff dauert es keine zwei Sekunden und dem Gebäude geht es an den Kragen. Denn der Baggerfahrer hatte den Motor schon längst angeschmissen und wartete nur darauf, loslegen zu können.
Der Abriss der Duisburger Rhein-Ruhr-Halle hat sich um drei Monate verzögert
Eigentlich sollte der Abriss der früheren „gute Stube von Hamborn“ schon Ende 2023 starten. Doch die Arbeiten im Inneren haben länger gedauert als geplant. „Die Fachfirma hat 800 Tonnen Material aus dem Gebäude rausgeholt“, sagt Andreas Bartel, Sprecher der zuständigen Duisburger Infrastrukturgesellschaft (DIG).
Dabei sei jede Menge Sondermüll zusammengekommen: „Allein 200 Tonnen waren asbesthaltige Baustoffe.“ Zeitweise waren bis zu 40 Facharbeiter gleichzeitig in den verschiedenen abgetrennten Bereichen der Halle mit dem Rückbau der künstlichen Mineralfaser und der Entsorgung von Schadstoffen wie Asbest, PCB oder PAK beschäftigt.
Vieles davon wurde schon abtransportiert. Aber die fein sortierten Müllberge rund um die Halle zeugen noch davon, was alles in der Halle gesteckt hat: Türen im feinsten 70er-Jahre-Orange, Teerpappe, Dämmmaterial oder Steine. In Containern werden die Überreste zu verschiedenen Stellen gefahren, wo das Material entsorgt oder recycelt wird. „Wir wählen dafür möglichst Firmen in der Nähe aus, um die Umwelt zu schonen“, betont Bauleiter Söchtig.
Erst müssen die Anbauten weg, dann beginnt der Abbruch der eigentlichen Halle
Bevor die eigentliche Halle angegangen werden kann, müssen erst die verschiedenen Anbauten drumherum fallen. Dafür plant Söchtig etwa eine Woche ein. Danach müssen die Duisburger und Duisburgerinnen ganz stark sein, die dem Siebzigerjahrebau, in dem zu glamourösesten Zeiten Michael Jackson bei „Wetten dass..?“ aufgetreten ist, nachtrauern. Um die Rhein-Ruhr-Halle ist lange und emotional gerungen worden. Ende Juli wird sie endgültig aus dem Stadtbild verschwunden sein, sagt der Bauleiter, „Fundament inklusive“.
Christian Umbach, stellvertretender Chef der Duisburger Feuerwehr, freut sich auf das, was dann kommt: eine neue Feuerwache nebst Ausbildungszentrum für die Feuerwehr. Letzteres soll einen Übungsturm, eine Sporthalle, Übungsflächen und Außenanlagen bekommen. Das Ausbildungszentrum befindet sich momentan noch in Homberg und sei längst viel zu klein, so der Vize-Chef.
Auch Umbach verfolgt, wie sich die Stahlbetonschere durch den Vorbau fräst. „Wir werden die Feuerwache Hamborn/Marxloh endlich zusammenlegen können“, sagt er. Bisher ist der Löschzug 310 der Freiwilligen Feuerwehr auf zwei Standorte an der Allee- und Sandstraße verteilt: „Bald kommen sie auf halber Strecke zusammen.“
Das Abbruch-Unternehmen aus Niedersachsen betreut auch andere Projekte in Duisburg
- Mit dem Abbruch der Rhein-Ruhr-Halle ist die Firma Bodo Freimuth aus dem niedersächsischen Bülkau beauftragt, ein inhabergeführtes. mittelständisches Familienunternehmen. Gegründet wurde es 1965.
- Bauleiter Andreas Söchtig ist in Doppelfunktion in Duisburg unterwegs. Er ist auch für den Abriss des alten Heizkraftwerks neben dem Stadtwerketurm in Hochfeld verantwortlich.