Duisburg. In Duisburg fallen 19 neue graue Flächen auf. Sie erinnern an Schotter. Es handelt sich um „Splittmulch“. Warum Städte zunehmend darauf setzen.
Duisburg soll grün und bunt werden – vorübergehen ist davon an der Friedrich-Wilhelm-Straße in der Innenstadt oder auch am Vinckeplatz in Ruhrort aber nicht viel zu sehen. Stattdessen fällt großflächiges neues Straßenbegleitgrau ins Auge. „Blumen im Schotterbeet? Wer denkt sich denn so etwas aus? Warum blühen die Blumen nicht auf Erde?“, will zum Beispiel ein Leser wissen. „Alles so schön grau hier“, unkt mancher Ruhrorter. Einige Passanten und Beobachter wundern sich vor Grauflächen ohne Hinweis-Schilder, andere fragen sich, ob sich diese Bereiche noch in blühende Landschaften verwandeln werden – so wie es die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) versprechen.
Die Verantwortlichen erklären, dass es sich bei den Flächen mitnichten um die verpönten und die in Duisburg verbotenen Steingärten handele. Die grauen Steinchen seien „Splittmulch“. Die WBD kündigen an: „Hier blüht uns noch was.“
19 Beete dieser Art wurden von den Wirtschaftsbetrieben mittlerweile im gesamten Stadtgebiet angelegt. „Rasenflächen wären an diesen Stellen keine Alternative gewesen“, erklärt Volker Lange, Sprecher der Wirtschaftsbetriebe, auf Nachfrage unserer Redaktion. Der „Splittmulch“ habe eine Reihe von guten Eigenschaften, betont Lange: Er bringt keine zusätzlichen Nährstoffe in den Boden, schütze die Erde vor dem Austrocknen und helfe Stauden, gut zu gedeihen. Zudem wirke er Temperatur-ausgleichend.
Splittmulch soll Duisburger Beete vor Hitze schützen
„Grundsätzlich ist es ja eine gute Sache, wenn solche Beete angelegt werden, aber wo sind die Stauden, die dort wachsen sollen?“, fragt sich Kerstin Ciesla, die Duisburger Vorsitzende vom „Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland“ und stets engagiert, wenn es um den Erhalt von Bäumen, Pflanzen und Grünflächen in Duisburg geht.
„Die ersten Frühblüher blühen bereits auf den Flächen und die gesetzten Stauden sind auch schon sichtbar“, widerspricht indes Volker Lange. „Im Sommer werden sie dann in voller Pracht blühen und die Insektenvielfalt fördern.“
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Karl Jänike, stellvertretender Geschäftsführer des NRW-Verbandes für Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW, weiß, dass es mittlerweile einige Städte gibt, die auf Splittmulch-Beete setzen. „Es macht Sinn, den Boden vor Hitze und Wind zu schützen, das kann Mulch leisten. Der Mulch bietet eine Art Luftpolster für den Boden. Aber es muss auch eine abgestimmte Bepflanzung stattfinden.“
Mit privaten Schottergärten sei der Splitt nicht zu vergleichen, denn Privatleute decken ihren (Vor-)Garten oft mit einer Folie ab und bringen die Steinchen dann aus. Rund ein bis zwei Jahre dauere es, bis aus dem Splittmulch Humus werde und das Grau verschwinde, sagt Experte Jänike. Er weiß: Die gemulchten Bereiche erfreuen sich zudem auch deshalb größerer Beliebtheit, weil sie recht pflegeleicht für die Stadtgärtner sind.
Dies bestätigt auch Volker Lange. Warum sind die Wirtschaftsbetriebe also nicht viel früher auf die Idee gekommen? „Es gibt hier keinen Königsweg. Auch wir probieren unterschiedliche Ausführungsweisen im Stadtgebiet aus und sehen dann, wie es funktioniert.“ Die Pflanzungen im Vorjahr seien noch mit Rindenmulch abgedeckt worden, der aber schon nach einem Jahr verschwunden war.
Willkommener Nebeneffekt des neuen grauen Splittmulchs, so Lange: „Momentan zeigt der Splitt positive Effekte auf Flächen, die sonst stark von Hunden beschmutzt und beschädigt wurden. Die Hunde betreten die Flächen nun nicht mehr.“
Maßnahme wird mit Geld aus der „Duisburg Agenda“ finanziert
Finanziert wird die Maßnahme samt Staudenpflanzen mithilfe des Budgets „Duisburg Agenda“ der Stadt. Ihr Ziel formulieren die Wirtschaftsbetriebe denn auch blumig: „Wir laden die Bürgerinnen und Bürger ein, den Wandel mitzuerleben und sich an der blühenden Vielfalt zu erfreuen, die nicht nur das Auge erfreut, sondern auch einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz leistet.“
Einem Passanten an der Friedrich-Wilhelm-Straße fällt indes – zurzeit noch – nur eine Beschreibung für die Flächen ein: „Schäbbig.“