Duisburg-Rheinhausen. Wasser im Keller, Müll, Dauerbaustelle: Ein Mieter kritisiert die Zustände im Problemhaus In den Peschen in Rheinhausen. Das sagt der Eigentümer.

Das Wasser platscht bei jedem Starkregen durch das Loch in der Kellerdecke. Das ist dann der Moment, an dem Jens Puddig wieder zusehen kann, wie sein Keller vollläuft. Längst steht sein Hab und Gut auf Euro-Paletten, damit nicht wieder alles schimmelt und er sein Eigentum nur noch entsorgen kann, wie in der Vergangenheit. Mittlerweile hat der 53-jährige Software-Teamleiter, der in den Peschen 3 wohnt, eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, um gegen die Verwaltung des Hauses und den Eigentümer Accentro vorzugehen. „Es tut sich hier einfach nichts – trotz der vielen Mängel, auf die ich seit Jahren hinweise. Schon die Kontaktaufnahme gestaltet sich problematisch und Absprachen werden nicht eingehalten“, erklärt der genervte Mieter.

Die Liste der Mängel am Problemhaus In den Peschen 3 in Duisburg-Rheinhausen ist lang

Inzwischen hat der Verwalter gewechselt, geändert habe sich aber nichts. Die Liste der Ärgernisse ist lang. „Seit September vergangenen Jahres liegt Müll hinterm Haus, das Nachbarhaus Nr. 5 steht wohl leer, seit ein Pflegedienst ausgezogen ist, die Garagen kann man wegen einer Dauerbaustelle nicht benutzen. Und das seit fast zwei Jahren. Außerdem war mir versprochen worden, dass ich einen anderen Keller bekomme, der leersteht. Passiert ist aber bisher gar nichts.“ schildert der 53-Jährige. Das Haus, das 2014 bundesweit als „das Problemhaus schlechthin“ bekannt wurde – stinkend, vermüllt und 100 Schafe auf dem Dach – ist wieder auf dem besten Weg, Schlagzeilen zu machen. Dabei wurde es nach der Kernsanierung 2016 zu einem begehrten Haus im grünen Stadtteil.

Das Regenrohr am Wohnhaus In den Peschen 3 in Duisburg-Rheinhausen hat keinen Anschluss an die Kanalisation.
Das Regenrohr am Wohnhaus In den Peschen 3 in Duisburg-Rheinhausen hat keinen Anschluss an die Kanalisation. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Am 3. Januar schrieb die Anwaltskanzlei von Jens Puddig an die Verwaltung und bezog sich auf den schon erfolgten Schriftverkehr. „Unser Mandant hat Ihnen bereits mitgeteilt, dass ständig Wasser durch die Decke in den Keller läuft. Über die Feiertage lief ständig Wasser durch die Decke in den Keller, so dass unser Mandant 200 bis 300 Liter Wasser mit dem Staubsauger aufsaugen musste. Er musste feststellen, dass ein Regenrohr vom Dach nicht korrekt angeschlossen wurde, so dass das ganze Wasser neben dem Haus ins Erdreich fließt und dort den Keller durchfeuchtet.“ Zudem habe es für 2022 keine Nebenkostenabrechnung gegeben.

Seit einem Jahr behält der Mieter des Problemhauses in Duisburg-Rheinhausen 15 Prozent seiner Kaltmiete ein

„Da sich trotz zig Schreiben nichts tut, behalte ich seit einem Jahr 15 Prozent der Kaltmiete ein“, schildert der Software-Fachmann. „Doch anstatt sich um eine Lösung zu kümmern, habe ich jetzt eine Zahlungserinnerung erhalten, mit einer Aufschlüsselung über die Monate, mit ausnahmslos falschen Berechnungen.“ Nachdem sich am 15. Januar unsere Zeitung mit einer Reihe von Fragen an den Vermieter Accentro gewendet hat, kommt Bewegung in das Mietdrama.

„Wir möchten Sie darüber informieren, dass für Mittwoch, 24. Januar, ein Termin mit der Hausverwaltung anberaumt ist. Ziel dieses Termins ist die Begutachtung des Kellers, um sicherzustellen, dass er nach den durchgeführten Maßnahmen wieder uneingeschränkt nutzbar ist. Sollte während der Begutachtung festgestellt werden, dass der Keller noch nicht vollständig nutzbar ist, steht Herrn Puddig ein Ausweich-Keller zur Verfügung. Das Problem des Wassereintritts wurde im Dezember behoben. Die durchgeführten Arbeiten sollen sicherstellen, dass die Keller trocken und nutzbar sind“, antwortete am 22. Januar das Accentro Presseteam.

Arbeiten, um den Wassereintritt zu verhindern, wurden laut Mieter Jens Puddig bisher nicht durchgeführt

Jens Puddig kommt aus dem Staunen nicht heraus. „Im Dezember sind hier überhaupt keine Arbeiten durchgeführt worden“, betont er. Die Bilder vom durch und durch nassen Keller des Mieters hat unser Fotograf am 8. Januar aufgenommen. Was das Müllproblem betreffe, so sei mit der örtlichen Abfallwirtschaft vereinbart worden, dass bei der nächsten regulären Abholtour der Unrat beseitigt werde. Prinzipiell seien die Mieter angehalten, die Entsorgung von Sperrmüll selbstständig zu organisieren, da der Service nicht in der normalen Müllabfuhr enthalten sei und Kosten verursache, die zulasten aller Mieter gingen.

Es tut sich hier einfach nichts – trotz der vielen Mängel, auf die ich seit Jahren hinweise. Schon die Kontaktaufnahme gestaltet sich problematisch und Absprachen werden nicht eingehalten.
Jens Puddig - Mieter im Wohnhaus In den Peschen 3

Auf die Frage, wann das Regenrohr, das keinen Anschluss an die Kanalisation hat, repariert wird, erklärt Accentro: „Die Maßnahmen zur Behebung von Wassereintritt durch Starkregen wurden erfolgreich im Dezember 2023 abgeschlossen. Um die abschließenden Schritte zu vervollständigen, wird nun die Installation des Fallrohrs in Angriff genommen. Der entscheidende Schritt wurde bewusst auf diesen Zeitpunkt verschoben, um sicherzustellen, dass alle vorbereitenden Maßnahmen umgesetzt wurden.“ Von vorbereitenden Arbeiten ist Jens Puddig auch bei dem Problem nichts bekannt. „Aber endlich hat die Verwaltung Kontakt mit mir aufgenommen“, erklärt der 53-Jährige.

Schon 2014 standen die Zustände der Häuser in der Kritik

Für unfassbar viele Negativschlagzeilen in Deutschland sorgten 2014 die Häuser In den Peschen 3-5. Zwei Jahre lang lebten bis zu 1400 Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien dort, weil sie ein besseres Leben suchten. Doch die Armut verfolgte sie bis nach Duisburg. Im Sommer desselben Jahres erklärte die Stadt das Haus für unbewohnbar, weil die Zustände menschenunwürdig seien.

Danach wurde das Haus kernsaniert, Mieter zogen wieder in das einladende Gebäude. Doch jetzt ziehen Mieter wieder aus, weil sie bei – teils gravierenden Problemen – keine Hilfe bekommen. Weder von der Verwaltung, noch vom Eigentümer. Accentro teilt unserer Redaktion in seiner Stellungnahme mit, dass die Fläche vor den abgesperrten Garagen fertiggestellt würde, „sobald die Witterungstemperaturen über 0 Grad Celsius liegen.“ Dass die Pflasterarbeiten dort weitergeführt werden, darauf warten die Mieter jetzt seit fast zwei Jahren.