Duisburg-Marxloh. Die Brautmodenmeile in Marxloh wird umgebaut. Widerstand will die Stadt Duisburg mit einem neuen Parkhaus brechen. Noch sind viele Fragen offen.
Lange haben die Kaufleute und Gastronomen auf Marxloher Brautmodenmeile dafür gekämpft, jetzt es hat die Stadt Duisburg offiziell bekannt gegeben: Sie wird ein neues Parkhaus bauen. Dies soll ein Chaos verhindern, wenn der August-Bebel-Platz künftig autofrei wird und Dauerparkplätze entlang der Weseler Straße zu Kurzparkplätzen werden. Das ist im Rahmen des Förderprogramms „Stark im Norden“ geplant.
Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne verkündete diese Neuigkeit bei einem Treffen des örtlichen Werberings persönlich. Die gut 50 anwesenden Geschäftsleute und Anwohner im Schnellrestaurant Pera freute diese Entwicklung. Dennoch sparten einige Teilnehmer nicht mit scharfer Kritik an den millionenschweren Umbauplänen.
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Für den Werbering ist es unabdingbar, dass der Wegfall von Autostellplätzen durch mindestens ein neues Parkhaus aufgefangen wird. Alles andere werde in einem „Desaster“ enden. Die Pläne seien aber „eine Chance für Marxloh“, sagte der Vize-Vorsitzende Aydin Erdal. Er mahnte zugleich an, dass dringend die problematische Verkehrs- und Parksituation angegangen werden müsse. „Das Chaos ist unkontrollierbar geworden, und die Besucher irren orientierungslos in Marxloh herum und begehen ständig Verkehrsverstöße. Das müssen wir unbedingt ändern.“
Stadt Duisburg will in Marxloh ein Grundstück kaufen und ein neues Parkhaus bauen
Dabei soll der Neubau des Parkhauses helfen, betonte Martin Linne. Er möchte es am Anfang der Brautmodenmeile errichten, auf dem brachliegenden Grundstück an der Weseler Straße zwischen Dahlmannstraße und Stockholmer Straße. Dieses Areal neben dem Restaurant Hanzade und gegenüber der Grillo-Verwaltung hat der Chemiekonzern jedoch bereits 2022 an Aldi Süd verkauft. Der Lebensmitteldiscounter will dort eine moderne Vorzeige-Filiale bauen, die den kürzlich aufgegeben Aldi-Markt im nur wenige hundert Meter entfernten Marxloh-Center ersetzen soll.
„Wir wollen das Grundstück kaufen“, verkündete der Stadtentwicklungsdezernent. Denn er gehe davon aus, dass „sich die Aldi-Ansiedlung zerschlägt“ und dass der Discounter die Fläche an den Vorbesitzer zurückgibt, wie es bei Grundstücksgeschäften für größere Bauprojekte nicht unüblich ist. Daher habe er, so Linne, bereits mit Konzernchef Ulrich Grillo verhandelt. Das Unternehmen sei grundsätzlich bereit, das Gelände an die Stadt zu verkaufen, sofern Aldi es zurückgibt. Die Fläche ist nah an einem Störfallbetrieb, was das Bauprojekt „schwierig, aber nicht unmöglich“ mache.
Das frühere Grillo-Grundstück liegt außerdem knapp außerhalb des Bereichs, in dem das städtische Einzelhandels- und Zentrenkonzept eine solche Aldi-Filiale erlaubt. „Der Bebauungsplan lässt dort einen Lebensmittelmarkt in der Größe nicht zu“, bekräftigte der Stadtentwicklungsdezernent und erläuterte einen Nutzen dieser Regelung: „Wir wollen das Marxloh-Center nicht schwächen.“
Die Stadt hat allerdings noch andere Standorte geprüft. So liebäugelt sie auch damit, das alte Parkhaus des Marxloh-Centers abzureißen und größer wieder aufzubauen. „Das wäre auch eine hervorragende Lösung“, fand Ute Hilmer, die Projektleiterin von „Stark im Norden“. Das Bauwerk ist jedoch in Privatbesitz, und es müssten noch Gespräche mit dem Eigentümer geführt werden.
Investoren aus der Türkei wollen sich am Marxloh-Umbau beteiligen
Dagegen hat der Werbering einen eigenen Favoriten und schlägt vor, den Lehrerparkplatz des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums zwischen der Straße Am Grillopark und dem Willy-Brandt-Ring samt Nachbarfläche auszuwählen. Ohnehin muss es nicht nur bei einem Parkhaus bleiben. Bei dem Treffen waren auch Investoren aus der Türkei, die für solch ein Bauprojekt offen sein sollen.
Fest steht bereits, dass kein Parkhaus aus dem 50 Millionen Euro schweren Förderprogramm „Stark im Norden“ finanziert werden darf und dass mit dem Umbau von August-Bebel-Platz und Weseler Straße begonnen werden muss, bevor auch nur ein Bagger für ein Parkhaus rollt. Denn bis zu dessen Baugenehmigung könnte es, so schätzt Martin Linne, gute zwei bis zweieinhalb Jahre dauern. So lang ist die Frist für das Fördergeld nicht.
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Der Stadtentwicklungsdezernent will allerdings einen Ausgleich schaffen, wenn der Marktplatz eine Baustelle wird und dauerhaft autofrei ist. Das könnte das Aldi-Grundstück sein, wo dann zunächst ebenerdige Parkplätze eingerichtet werden. Beeinträchtigungen werde es jedoch während der Bauphase immer geben, auch entlang der Brautmodenmeile, wo die Bürgersteige zum Flanieren oder für Außengastronomie breiter werden sollen und dafür Parkbuchten und Fahrradweg verschwinden.
Modernes Parkleitsystem soll das Verkehrschaos eindämmen
„Wir wollen immer die Anbindung der Geschäfte ermöglichen“, versprach Linne und kündigte zudem eine wandernde Baustelle auf der Weseler Straße an. Nach der Baumaßnahme sollen Ladeflächen und Kurzparkplätze einerseits Warenlieferungen ermöglichen, aber auch dass Kundinnen ihre acht Kilo schweren Brautkleider abholen können, ohne sie durch den halben Stadtteil zum Auto schleppen zu müssen.
Eine flankierende Maßnahme zu den Bauarbeiten müsse aber ein modernes Parkleitsystem sein, das das übliche Verkehrschaos am Wochenende auf der Brautmodenmeile künftig verhindert. Denn freitags und samstags kommen viele ortsunkundige Kundschaft in die Geschäfte, die die meisten Stellplätze gar nicht kennen.
Marxloher Händler sehen durch die Bauarbeiten ihre Existenz gefährdet
Nicht alle Anwesenden teilten jedoch die Freude des Werbering-Vizevorsitzenden über die Neuigkeit der Stadt. Geschäftsleute wie Anwohner kritisierten, dass die Stadtplaner im Rathaus keine Ahnung von den Verhältnissen in Marxloh hätten. Martin Linne fühlte sich sogar als „Dumpfbacke“ hingestellt. Die Emotionen kochten hoch. Auch weil vereinzelte Modehändler durch eine große und lange Baustelle ihre Existenz bedroht sehen.
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Verbreitet war zudem die Meinung, dass breitere Gehwege für Schaufensterbummel gar nichts bringen, solange der Müll, das aggressive Betteln und vor allem die Kriminalität nicht nachhaltig bekämpft werden. „Die Menschen haben einfach kein Vertrauen mehr“, erläuterte Geschäftsfrau Nurcan Mert. So sei das Parkleitsystem seit mindestens zehn Jahren im Gespräch und der Stadtteil eher eine beliebte Fotokulisse für hohe Bundespolitiker und Wahlkämpfer. Marxlohs grundlegenden Probleme, so die vorherrschende Meinung im Saal, würden nicht gelöst. „Wir wollen vertrauen“, betonte Nurcan Mert, „aber wir wollen auch Ergebnisse sehen.“
Wie genau das Zentrum von Marxloh mit den Fördermillionen umgebaut wird, darüber entscheidet später ein Wettbewerb und über den Siegerentwurf letztlich der Stadtrat. Jetzt wollen die Fachleute im Rathaus zunächst den Rahmen dafür stecken. Sie nehmen auch neue Anregungen aus dem Treffen mit dem Werbering auf.
>> Weseler Straße soll keine Fußgängerzone werden
● Die Stadt Duisburg hat jetzt frühere Pläne für eine Fußgängerzone vom August-Bebel-Platz bis zur Wolfbahntrasse verworfen. Auf dieser Strecke soll nach dem Umbau Tempo 20 gelten und Fahrräder sollen sich die Fahrbahn mit Autos und der Straßenbahn teilen. Ab der Wolfbahntrasse bis zur Fritz-Schupp-Straße sollen Fahrzeuge maximal 30 km/h fahren dürfen.
● Im Februar soll zunächst die Bezirksvertretung Hamborn in einer Sondersitzung über den dann aktualisierten Entwurf für den Umbau der Brautmodenmeile und des August-Bebel-Platz beraten, bevor abschließend der Stadtrat entscheidet.