Duisburg. Der Discounter Aldi Süd zieht sich ganz aus Duisburg-Marxloh zurück. Der Ausverkauf ist schon gestartet. Bekommt der Stadtteil eine neue Filiale?
Der Lebensmitteldiscounter Aldi Süd zieht sich aus Duisburg-Marxloh zurück. Dass die Filiale im Marxloh-Center aufgegeben wird, teilt der Mülheimer Konzern seinen Kundinnen und Kunden dort mit einem Aufsteller mit. Am Samstag, 23. Dezember, ist demnach der letzte Verkaufstag, abends um 20 Uhr schließt der Standort dauerhaft.
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Am Freitagmittag läuft der Ausverkauf längst, doch nur vereinzelt deuten die Verkaufsregale darauf hin, dass der Standort aufgegeben wird. Denn Frischware wie Milch oder Eier sind beispielsweise noch reichlich da, auch Obst und Gemüse. Selbst eine komplette Weihnachtsgans finden Kurzentschlossene noch in der Kühltruhe. Schnäppchenjäger haben allerdings fast das gesamte heruntergesetzte Hackfleisch aufgekauft, das nur noch bis Heiligabend haltbar ist. Das meiste andere verpackte Fleisch ist noch mindestens bis zum Jahresende gut.
Gut gelaunt räumt ein Mitarbeiter leere Kartons und Plastikfolien zusammen. „Wir behalten alle unseren Job“, sagt er zufrieden. Sein Arbeitgeber habe allen Kolleginnen und Kollegen im Team eine Stelle in umliegenden Filialen angeboten. Wünsche seien dabei berücksichtigt worden. Sein künftiger Arbeitsplatz ist sogar näher an seinem Zuhause und das Berufspendeln wird damit kürzer.
Traurige Kunden: Aldi Süd schließt die Duisburger Filiale am August-Bebel-Platz
Viele Kundinnen und Kunden wirken dagegen bedrückt. „Es ist sehr traurig“, findet Claudia Schrörs. Sie kaufe regelmäßig schon seit vielen Jahren ihre Lebensmittel im Marxloh-Center. „Die Mitarbeiter sind hier alle sehr nett, ich habe sogar einige Freundschaften geschlossen“, sagt sie und bedauert die Entscheidung der Konzernzentrale. Künftig kauft sie dann in Obermarxloh ein, bei Aldi an der Duisburger Straße. „Den längeren Fußweg nehme ich hin.“
Das muss notgedrungen auch Mehak Kaur. Die junge Frau wohnt im Stadtteil und besitzt kein Auto. „Dadurch wird das Einkaufen für mich sehr schwierig“, sagt sie auf Englisch. Seit gut einer Woche wisse sie aber, dass der Standort dauerhaft schließt. Daher sei sie dafür gewappnet, demnächst auf den Obermarxloher Aldi-Markt auszuweichen. Sie möchte aber das Positive nicht ausblenden: Denn dieser Discounter „ist größer, schöner und hat ein besseres Sortiment“ als ihre bisherige Stammfiliale.
Das drohende Aldi-Aus am August-Bebel-Platz habe schon seit Monaten das Sortiment negativ beeinflusst, will Stammkundin Claudia Schrörs bemerkt haben: „Seit einigen Monaten gibt es Lieferprobleme.“ Viele Waren seien schon nicht mehr zu bekommen gewesen. Aber aufmerksame Marxloherinnen und Marxloher, betont sie, konnten dennoch richtige Sonderangebote in den Regalen entdecken und mit Schnäppchen nach Hause gehen. So seien einige Kaffeesorten zuletzt um gut die Hälfte reduziert worden.
Ein größer Räumungsverkauf mit Rabattschlacht blieb allerdings aus. Dadurch haben noch nicht alle Kunden davon erfahren, dass der Discounter nach Weihnachten nicht wieder öffnet. Den Aufsteller mit den entsprechenden Informationen hat auch Arno Thiele übersehen. Auf die Neuigkeit angesprochen, reagiert er überrascht. Aber sie lässt ihn kalt. „Ab Mittwoch muss ich dann eben woanders einkaufen“, sagt er und füllt weiter seinen Einkaufswagen.
Dasselbe gilt für Dieter van den Bosch; er findet es schade, dass Aldi aus dem Stadtteil verschwindet. Doch seitdem die Bäckerei nebenan geschlossen ist und damit keine Kundentoilette mehr im Einkaufszentrum existiert, geht der Rentner nur noch notgedrungen im Marxloh-Center einkaufen. Ohnehin habe er der Belegschaft von Aldi „übelgenommen“, dass sie ihm kürzlich verweigert habe, die Mitarbeitertoilette zu benutzen. „Ich habe mir fast in die Hose gemacht.“
Die Kundschaft kommt nicht mehr für den großen Wocheneinkauf
Den großen Wocheneinkauf unternimmt am Freitagmittag niemand im diesem Aldi-Markt. Innerhalb einer guten Stunde kommen zwar rund 60 Kunden, von der Mutter mit Kleinkind bis zu Senioren mit Rollatoren, doch die meisten kaufen nur Kleinigkeiten ein: Brötchen mit Aufschnitt, einen Beutel Kartoffeln oder ein paar Getränkeflaschen.
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Dazu gehört auch Elisa Michel, die nur kurz in ihrer Mittagspause hineingehuscht ist und für ihre Wocheneinkäufe die größeren Aldi-Standorte in Obermarxloh oder Röttgersbach bevorzugt. Nach ihrem Feierabend sind auch Melissa Demir und ihre Kollegin auf dem Heimweg ins Marxloh-Center gekommen, um noch eine Kleinigkeit einzukaufen.
Die beiden bedauern den Verlust dieser Einkaufsmöglichkeit und wussten bisher die vielen Parkplätze und die benachbarten Geschäfte wie Rossmann oder den Media-Markt zu schätzen. „Aber in der Gegend gibt es noch genug andere Discounter“, findet Melissa Demir. Damit fasst sie zusammen, was jetzt viele Menschen aus Marxloh über die bevorstehende Aldi-Schließung denken. Zumindest diejenigen, die für ihren Einkauf etwas weiter laufen oder fahren können als bisher.
Aldi Süd plant Rückkehr nach Marxloh – Widerstand kommt von der Stadt Duisburg
Der Konzern sieht die Schließung als Maßnahme, um das Filialnetz zu optimieren. Demnach legt das Unternehmen „großen Wert auf die anhaltende Attraktivität und Wirtschaftlichkeit“ seiner Standorte, sagt Aldi-Sprecherin Sarah Gaspers. Es komme deshalb immer mal vor, dass „bestehende Standorte wie nun in Marxloh“ schließen. Überraschend kommt die Aufgabe des Marxloher Aldi-Marktes allerdings nicht. Dass die Konzernzentrale den Standort am August-Bebel-Platz, den sie in den Neunzigerjahren eröffnet hat, nicht mehr für zeitgemäß hält, ist im Stadtteil ein offenes Geheimnis. Der Markt sei nicht nur zu klein, sondern auch innenliegend ohne Außenzugang.
Zuletzt hatte es über die Filiale immer wieder Spekulationen gegeben, seitdem der Konzern 2022 seine Pläne mitteilte, nur wenige hundert Meter entfernt eine neue Vorzeige-Filiale an der Weseler Straße bauen zu wollen. Dieses Bauvorhaben auf einem Grundstück gegenüber der Grillo-Verwaltung trifft aber bei der Stadtverwaltung und bei der örtlichen Politik auf Widerstand.
Aldi Süd plane weiterhin, so Sarah Gaspers, dort für die Kundinnen und Kunden eine „städtebaulich attraktive Filiale zu errichten“. Dazu gebe es Gespräche zwischen dem Lebensmitteldiscounter und der Stadt Duisburg.