Duisburg. In Marxloh und am Hamborner Altmarkt sollen viele Parkplätze verschwinden. Der Widerstand ist sehr groß, daher muss die Stadt jetzt nachbessern.
Empörung und sogar Wut sind der Stadt Duisburg entgegengeschlagen, weil sie am Hamborner Altmarkt und an der Marxloher Brautmodenmeile viele Parkplätze opfern will. Dies sehen aktuelle Pläne für den Umbau der beiden Stadtteilzentren vor, der mit Hilfe des 50 Millionen Euro schweren Förderprogramms „Stark im Norden“ geschehen soll.
Der Widerstand aus der Bezirksvertretung und durch die örtlichen Kaufleute ist stark und hat Wirkung gezeigt. Die Fachleute aus dem Rathaus treten jetzt erstmal auf die Bremse. Gerettet sind die Parkplätze damit allerdings nicht. Doch das befürchtete Park-Chaos könnte abgemildert werden.
Städtische Pläne zum Umbau von Marxloh und Alt-Hamborn finden keine politische Mehrheit
„Wir sind ein bisschen ausgerastet“, erzählt der Marxloher Ratsherr Dietmar Stradmann (SPD) über einen internen Austausch der Stadt mit den Ratsfraktionen von SPD und CDU, bei dem vorab abgeklopft werden sollte, ob die Pläne im Stadtrat mehrheitsfähig sind. „Ohne ein Parkhaus und ein Parkkonzept glaube ich nicht, dass jemand zustimmt“, so Dieter Stradmann weiter.
Er hatte die Stadt bereits im August massiv dafür kritisiert, dass sie in Marxloh und Alt-Hamborn insgesamt deutlich mehr als 200 Parkplätze für breitere Gehwege und Außengastronomie entfernen und die Autos lediglich in die Nebenstraßen verdrängen wollte. Dabei seien die Seitenstraße bereits voll. Allein in Marxloh würden jetzt schon Hunderte Parkplätze fehlen – besonders an den Wochenenden, wenn auf Europas größter Brautmodenmeile die meisten Besucher unterwegs sind.
[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
Die aktuellen Umbau-Pläne aus dem Rathaus beurteilt Marcus Jungbauer (CDU) ebenfalls als „unausgegoren“. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister betont, dass „noch viel zu viele Fragen offen“ sind und sieht als großes Manko, dass gerade die Werberinge nicht hinreichend beteiligt wurden.
Zwar befürwortet er das Ziel, „mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen“ und rund um die beiden Marktplätze mehr Außengastronomie zu ermöglichen. Er bemängelt aber die Vorgehensweise der Stadt. Sie wolle Fakten schaffen, indem sie erst einmal Parkplätze abschafft, um dann abzuwarten, wie sich diese Maßnahme auswirkt. So sei es kein Wunder, dass die Pläne „Ärger, Sorgen und Befürchtungen“ bei den Kaufleuten und den Anwohnern hervorrufen.
Stadt Duisburg sieht „noch Abstimmungsbedarf“ und sucht Grundstücke für Parkhäuser
Nachdem nun klar ist, dass die rot-schwarze Ratsmehrheit die aktuellen Umbaupläne ablehnen würde, wird die Verwaltung darüber nicht wie ursprünglich vorgesehen im November in den politischen Gremien abstimmen lassen. Stattdessen muss sie jetzt nachbessern.
Stadtsprecher Falko Firlus bestätigt, dass „noch Abstimmungsbedarf“ besteht. Dabei gehe es um die „verkehrlichen Leitlinien“ und „eventuelle Begleitmaßnahmen“. Gemeint ist damit unter anderem, dass nun nach Grundstücken für neue Parkhäuser gesucht wird. Allerdings müssen diese Bauprojekte durch private Investoren finanziert werden.
Dafür hätten sich bereits mehrere Interessenten beim Werbering Marxloh gemeldet, sagt der Vorsitzende Selgün Çalisir. Er begrüßt natürlich, dass beim Umbau der Brautmodenmeile und des August-Bebel-Platzes nachgebessert wird und hat bereits mehrere mögliche Grundstücke für Parkhäuser im Blick.
Werbering Hamborn lehnt den Wegfall von 156 Parkplätzen und neue Verkehrsführung am Altmarkt ab
Dass allein am Altmarkt ersatzlos 156 Parkplätze wegfallen sollen, verärgert den Hamborner Werbering. Aber dass außerhalb der erlaubten Lieferzeiten zusätzlich die Zufahrten mit versenkbaren Pollern versperrt werden sollen, sieht der Vorsitzende Andreas Feller als Hauptproblem. Er erwartet durch die veränderte Verkehrssituation „katastrophale Verhältnisse für die Anwohner“. Zudem sagt er große Probleme für die ortsansässigen Ärzte voraus, deren Patienten oft keine langen Strecken mehr laufen könnten. Auch die Apotheken müssten täglich bis zu sieben Mal beliefert werden.
„Wir haben jetzt schon zu wenig Parkplätze“, sagt Andreas Feller. „Die Stadt sollte lieber alles so lassen, wie es ist, statt für viel Geld Mist zu bauen.“ Der Werbering hat eigene Ideen, um den Aufenthalt am Altmarkt angenehmer zu machen. Dazu gehört, dass die Stadt verhindert, dass weiterhin alle Bürgersteige zugeparkt werden.
Stadtrat hat bereits zugestimmt: Autoverkehr in den Stadtteil-Zentren wird verringert
Dagegen sieht die Stadtverwaltung die grundsätzlichen Fragen zur Verkehrssituation am Altmarkt und rund um den August-Bebel-Platz bereits geklärt. „Eines der wesentlichen Ziele, das den Konzepten für Marxloh und Hamborn zugrunde liegt, ist es, die öffentlichen Räume in den Zentren aufzuwerten und den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren“, erläutert Falko Firlus, wofür die Fördermillionen benutzt werden müssen. Außerdem verweist er darauf, dass dieses Ziel „bereits mit dem Handlungskonzept ,Stark im Norden’ vom Rat der Stadt beschlossen“ wurde.
Ohnehin sehen die städtischen Fachleute die wegfallenden Parkplätze laut Firlus lediglich als „moderate Verringerung“ und schätzen die Maßnahmen damit anders ein als Lokalpolitiker und Kaufleute. Um doch noch die nötige Mehrheit im Stadtrat zu finden, sollen die Umbaupläne jetzt um realistische Parkkonzepte ergänzt werden. Abgestimmt wird darüber in den politischen Gremien „in einer der Sitzungen im nächsten Jahr“.
Der Zeitplan ist immer noch eng, weiß Ratsherr Dieter Stradmann, „aber wir wollen alle mit Volldampf an einer Lösung arbeiten“.
>> Stadt Duisburg will Bürger und Kaufleute jetzt besser einbinden
- Um die Fördermillionen für Marxloh und Alt-Hamborn zu bekommen, sind öffentliche Beteiligungen vorgeschrieben. Die Stadt behauptet, dass die aktuellen Pläne durch öffentliche Beteiligungen maßgeblich beeinflusst sind und dass ausdrücklich auch die Kaufleute einbezogen wurden. Dem widersprechen die beiden Werberinge. „Wir haben überhaupt nichts von den Plänen gewusst“, sagt Andreas Feller. Dabei hätten sich die Kaufleute beteiligt und viele Ideen eingebracht.
- Ratsherr Dieter Stradmann teilt die Kritik der Werberinge. Ihm zufolge liegen die Pläne, die angeblich aus den Hinweisen der Beteiligungen erarbeitet wurden, tatsächlich schon seit Jahrzehnten in Schubladen der Stadt Duisburg. Umso mehr freut es ihn, dass die Stadt für die Nachbesserung jetzt über weitere Beteiligungen nachdenkt. Die Hoffnung im Bezirk ist, dass sie keine reinen Alibi-Veranstaltungen werden.