Duisburg. Ein Kongress zur Zukunft der Antriebe im Schwerverkehr hat bald Premiere in Duisburg. Diese Top-Gäste erwartet „Autopapst“ Ferdinand Dudenhöffer.

Die Verkehrswende stellt auch die Logistik vor große Herausforderungen. An wenigen Orten werden sie so sichtbar wie in der Drehscheibe Duisburg. Gemeinsam mit „Autopapst“ Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer organisieren Wirtschaftsförderung DBI und Duisport deshalb am 11. und 12. September den Kongress „Duisburg Automotive Logistics“ im Lehmbruck Museum und im City-Palais.

„Als weltgrößter Binnenhafen ist es unser Anspruch, an der Spitze der Bewegung zu stehen“, sagt Hafenchef Markus Bangen.

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„Der Lkw von morgen ist eine völlig andere Welt – die Fahrzeuge werden sauber und leise sein“, ist Dudenhöffer überzeugt. Der rührige Leiter des CAR-Instituts (Center for Automotive Research) versammelt für die Premiere des Ablegers seines etablierten Bochumer Symposiums Branchengrößen des Nutzfahrzeugbaus und der Logistik in Duisburg.

Die Stadt werde „großen Nutzen aus der Entwicklung ziehen“, erwartet Rasmus C. Beck. Sauberer Schwerverkehr werde „zu einer höheren urbanen Lebensqualität führen und dennoch dem Anspruch auf schnelle Warenlieferung gerecht werden“, hofft der DBI-Chef.

VDA-Präsidentin Müller und Daimler-Truck-Chef Daum sprechen in Duisburg

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) steht am Montagabend bei der „Logistic Night“ im Museum, ebenso auf der Gästeliste wie Martin Daum. Der CEO des weltgrößten Herstellers Daimler Truck Holding AG spricht am Dienstag im City-Palais über „Sieben Mythen des nachhaltigen Transports“.

Was bewegt den Brummi der Zukunft? Den batterieelektrischen Antrieb und die Brennstoffzelle/grünen Wasserstoff sieht Daum als „die zwei Königswege“. Das spiegeln die großen Hersteller, die derzeit erste Serienfahrzeuge mit beiden Lösungen auf die Straße bringen. In Duisburg fahren die Wirtschaftsbetriebe Müllfahrzeuge mit Wasserstoff-Antrieb, die DVG integriert erste Elektrobusse in ihre Flotte, am Unkelstein in Kaßlerfeld baut Goodman ein Parkhaus für E-Transporter – genutzt wohl bald von Amazon.

EU-Klimaziele: Brüssel verlangt weniger Emissionen bei Lkw und Bussen

Der Druck zum Wandel kommt aus Brüssel. Ab 2030 sollen Lkw und Busse, die sechs Prozent der kontinentalen CO-Emissionen verursachen, ihren Schadstoff-Ausstoß um 40 Prozent reduzieren, bis 2035 um 65 Prozent, bis 20240 um 90 Prozent. Stadtbusse sollen schon ab 2030 zu 100 Prozent klimaneutral fahren.

Die Tendenz, im Fernverkehr auf die Brennstoffzelle und im logistischen Nahverkehr (letzte Meile) auf die Batterie zu setzen, sieht Ocke Hamann, der Logistik-Fachmann der niederrheinischen IHK, nicht. Für eine klare Richtungsentscheidung, sowohl bei Spediteuren und Fahrzeugbauern sieht auch Dudenhöffer neben dem aktuell noch hohen Preis für die Öko-Brummis noch wichtige Fragen unbeantwortet: „Wir es rechtzeitig eine Infrastruktur für die Versorgung mit grünem Wasserstoff geben? Steht genügend grüner Strom zu Verfügung? Werden Netze und Tankinfrastruktur rechtzeitig angepasst?“

Unterentwickelt: Die einzige öffentliche Tanksäule für Wasserstoff in Duisburg steht seit 2019 an der Total-Tankstelle am Schlütershof in Kaßlerfeld. Für die Versorgung von Lkw mit Brennstoffzellen-Antrieb muss die Infrastruktur stark ausgebaut werden.
Unterentwickelt: Die einzige öffentliche Tanksäule für Wasserstoff in Duisburg steht seit 2019 an der Total-Tankstelle am Schlütershof in Kaßlerfeld. Für die Versorgung von Lkw mit Brennstoffzellen-Antrieb muss die Infrastruktur stark ausgebaut werden. © Fabian Strauch / FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Markus Bangen: Duisport plant E-Ladesäulen und Wasserstoff-Produktion

Diese Fragen treiben auch den Hafen bei der Planung seiner Infrastruktur um. „Die Lkw sind eigentlich nicht beliebt, weil sie für die Nutzung nicht zahlen, aber ohne sie geht nichts“, sagt Markus Bangen. Aktuell plane man zweigleisig, so der Vorstandschef. So laufe die Suche nach geeigneten Flächen mit geeigneter Größe für E-Ladesäulen. Auch den Bau eines Elektrolyseurs zur Wasserstoff-Produktion plant Duisport. „Schon Flächen zu finden, ist nicht einfach“, so Bangen, „wenn es passt, stellen wir oft fest, dass die Stromnetz-Infrastruktur nicht ausreicht.“

Hafenchef: Müssen Leidensdruck in der Politik erzeugen

Die Politik dürfe nicht nur Einsparziele vorgeben, die EU müsse auch die Richtung für alle Beteiligten klarer definieren, um mehr Sicherheit für die erheblichen Investitionen zu schaffen, fordert der Hafenchef. „Dazu müssen wir Leidensdruck erzeugen.“ Auch dazu soll die „Duisburg Automotive Logistics“ beitragen. Ferdinand Dudenhöffer blickt schon über die Premiere hinaus. Im November 2024 soll der Kongress in die Kraftzentrale des Landschaftsparks Nord umziehen, geplant wird dazu auch eine Fahrzeug-Ausstellung. „Es soll“, sagt der Auto-Professor, „eine kleine Nutzfahrzeug-IAA werden“.

>>DUISBURG AUTOMOTIVE LOGISTICS: ANMELDUNG UND INFO

  • Der Kongress beginnt mit der „Logistc Nacht“ am Montag, 11. September (17.30 bis 22 Uhr), zur Eröffnung spricht VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Fortgesetzt wird die Veranstaltung am Dienstag, 12. September (8.30 bis 16.30 Uhr) im City-Palais.
  • Alle Informationen zur Premiere der Veranstaltung und das komplette Programm mit allen Gastrednern und Teilnehmern der Podiumsdiskussionen gibt es auf https://logistics.car-future.com/de/. Auch die Eintrittskarten sind dort buchbar.