Duisburg. Für die Halle auf der Mercator-Insel in Duisburg-Ruhrort sucht Duisport einen neuen Mieter. Das sagt der Hafen-Chef zum Bau einer zweiten Halle.

Die Verschiffung von Sprinter-Vans aus dem Düsseldorfer Mercedes-Werk aus Ruhrort ist Geschichte. Die Hafengesellschaft verhandelt bereits mit Interessenten für die Neuvermietung der 25.000 Quadratmeter großen Halle auf der Mercatorinsel. Dennoch halte Duisport an seinen umstrittenen Plänen für den Bau einer zweiten Halle auf der Hafeninsel fest, betont Vorstandschef Markus Bangen auf Nachfrage. Das stößt auf Kritik.

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Dass der Autobauer den Vertrag mit seinem Dienstleister DB Schenker nicht verlängert hat und die Halle bereits geräumt wird, pfeifen im Hafenstadtteil bereits die Spatzen von den Dächern. Im Februar 2018 hatte die Logistiktochter der Deutschen Bahn die Halle übernommen, zur Einweihung und der Vorstellung des neuen Sprinter-Modells kam auch der damalige Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche.

„Sprinter“-Bauteile für den Transport nach Übersee verpackt und verschifft

Seither wurden die Bauteile für den „Lastesel“ von Mercedes zur Versorgung der Werke in North Charleston (South Carolina/USA) und Buenos Aires (Argentinien) aus Ruhrort verschifft. Notwendig wurde der Aufbau einer Logistik-Drehscheibe für die Verschiffung der Bauteile europäischer Zulieferer, weil Mercedes in den USA als Erweiterung seines Montagestandortes ein vollumfängliches Werk errichtete.

Fünf Jahre lang verpackten und verluden fortan rund 300 Mitarbeitende die angelieferten Teile in Seecontainer, die zunächst per Binnenschiff nach Rotterdam transportiert und dort für den Überseetransport umgeladen wurden. Nun läuft, wie Duisport-Sprecher Andreas Bartel bestätigt, der Pachtvertrag für die Halle zum Jahresende aus.

Zur Inbetriebnahme der Halle und Vorstellung des neuen Sprinter-Modells kam auch der damalige Daimler-Benz-Chef Dieter Zetsche (links) auf die Mercatorinsel in Duisburg-Ruhrort.
Zur Inbetriebnahme der Halle und Vorstellung des neuen Sprinter-Modells kam auch der damalige Daimler-Benz-Chef Dieter Zetsche (links) auf die Mercatorinsel in Duisburg-Ruhrort. © FunkeFotoServices | Fabian Strauch

BLG soll die Sprinter-Logistik von DB Schenker übernehmen

Der wäre wohl verlängert worden, hätte Daimler-Benz die Zusammenarbeit mit DB Schenker verlängert. Ein möglicher Hintergrund für den Wechsel sind die Verkaufspläne der Bahn für Schenker. Bei einer Neuausschreibung des Auftrags hat sich nach Informationen dieser Zeitung der Bremer Logistiker BLG durchgesetzt, der in Duisburg das Auto-Terminal im Logport I (Rheinhausen) betreibt und auch über eine Halle für Industrielogistik im Düsseldorfer Hafen verfügt. Nachfragen zum Sprinter-Auftrag wollte BLG nicht beantworten.

Ohne eine Nutzung, die auch eine entsprechende Zahl von Jobs verspricht, habe auch Duisport den Vertrag mit DB Schenker nicht verlängern wollen, so Hafenchef Bangen. Sobald die Halle geräumt sei, werde man Anpassungs- und Nachholarbeiten erledigen, für die unter dem Druck des Eröffnungstermins vor fünf Jahren keine Zeit mehr bleib. Eine Neuvermietung werde für Anfang 2024 angepeilt. Die Pläne, eine weiteren Halle auf der Mercatorinsel zu bauen, bremse die aktuelle Entwicklung nicht, betont Markus Bangen. „Im Gegenteil. Die Nachfrage ist extrem hoch.“

Kreativquartier-Macher: Arbeitsplatz-Versprechen wurde bisher nicht eingehalten

Die Kritik an dieser Expansion hält im Hafenstadtteil an. „Aktuell sind in Duisburg und Umgebung Hunderttausende Quadratmeter Hallenfläche zu mieten“, schreibt Peter Jacques vom Kreativquartier Ruhrort in seinem aktuellen Facebook-Blog. Die versprochene Zahl der Arbeitsplätze bringe die Logistik nicht: „500 neue Arbeitsplätze wurden 2017 versprochen – aktuelle Zwischenbilanz: Null“, so Jacques. „Wer aktuell noch an Arbeitsplätze durch neue Hallen glaubt, der rennt auch mit der Blechtrommel um den Weihnachtsbaum.“

DUISPORT: HALLENPLÄNE WERDEN DEN RUHRORTERN „ZEITNAH“ VORGESTELLT

  • Zu Einzelheiten der Planung für die zweite Halle auf der Mercatorinsel äußert sich Hafenchef Markus Bangen noch nicht: „Wir werden sie zeitnah zunächst den Ruhrortern vorstellen und mit ihnen diskutieren.“ Ziel sei ein Bau, der den Blick auf Ruhrmündung und Rheinorange von der gegenüberliegenden Hafenpromenade so wenig wie möglich beeinträchtige, hatte der Vorstandschef bei der Bilanzvorstellung im Frühjahr angekündigt.
  • Manchen Ruhrortern wäre ein Verzicht auf eine weitere Halle lieber. „Höchste Zeit, dass Aufsichtsrat und Lokalpolitik wach werden, ihren Job machen und diesem unseligen Projekt den Stecker ziehen“, so Peter Jacques. „Sonst steht das Ding irgendwann da, die Wasserseite von Ruhrort ist komplett zugebaut und keiner will es gewesen sein – wie bei Tiger & Turtle.“