Düsseldorf. . Rund 250 Kneipen und Lokale bilden in der Düsseldorfer Altstadt die „längste Theke der Welt“. Zwar gibt es dort gar keine Bar mit einer besonders langen Theke, aber eine hohe Kneipendichte. Wirtin Isa Fiedler spricht über Vergangenheit und Zukunft eines Viertels, das nie still steht.

Seinen Namen kennt kaum einer. Und doch gehört Hans Ludwig Lonsdorfer zu den wohl meist zitierten Menschen Düsseldorfs – mit seinem legendären „Altbierlied“ hat er eine Ode an „die längste Theke der Welt“ verfasst – ein Liebeslied an die Düsseldorfer Altstadt. Und diese Liebe teilen viele: Jedes Wochenende strömen Tausende Düsseldorfer, Nachbarn und Touristen aus der ganzen Welt ins hiesige Nachtleben. In eine Kneipen- und Clubsezene, die niemals still steht.

Rund 250 Bars, Jazz-Lokale, Restaurants, Künstler-Treffs, Irish Pubs und Discos ballen sich hier auf gerade mal einem halben Quadratkilometer Fläche. Von der traditionellen Eckkneipe über die Studentenbar bis hin zur Schlagerdisco ist alles vertreten – „eine unglaubliche Vielfalt, die ihresgleichen sucht“, wie Isa Fiedler findet.

„Feiern und bezahlt werden“

Seit 27 Jahren ist die Kneipenbesitzerin in der Altstadt zu Hause. Als Kellnerin im Schaukelstühlchen verliebte sie sich damals sofort in das bunte Treiben im Herzen Düsseldorfs: „Feiern und dafür bezahlt werden, das ist doch ein Traum“, sagt sie und lacht. Inzwischen besitzt Fiedler mit dem „Knoten“ an der Kurze Straße – schräg gegenüber vom ersten Arbeitgeber, „Schaukel“ – nicht nur ihre eigene Kneipe, sondern vertritt als Vorsitzende der Altstadtgemeinschaft sämtliche Belange der Wirte. So weiß Fiedler natürlich auch, wie Altstadt zu ihrem Ruf als „längste Theke der Welt“ kam – „ein unkaputtbarer Werbeslogan aus den Siebzigern“, erzählt sie. Zwar gäbe es hier keine Bar mit einer besonders langen Theke, „aber die höchste Kneipendichte auf verhältnismäßig sehr kleiner Fläche.“

Heimat des Altbiers

Fünf Hausbrauereien sind in der Altstadt beheimatet. Dort wird Düsseldorfs Standardgetränk Nummer eins gebraut – das Altbier.

Auf der Altbiersafari können alle Häuser erkundet werden. Nähere Informationen gibt es online unter www.altbier-safari.de

„Das Viertel“, sagt die Altstadtwirtin, „unterliegt einem ständigen Wandel“. Knapp 30 Jahre hat sie Kneipen und Clubs kommen und gehen sehen. Aus „Kiste“ wurde „Quetsche“ wurde „Kürzer“. „Das ist nun mal der Lauf der Dinge.“ Doch vor allem alt eingesessene Düsseldorfer kämen dann immer wieder mit Standardklagen: „früher war alles besser“. „Das stimmt nicht“, findet Isa Fiedlier. „Es war einfach anders.“

Furcht vor Luxusghetto

Sie erinnert sich noch an die Zeiten, in denen die Bolker Straße als „Pizza- und Pommesmeile“ verspottet wurde. Heute ziehen Schlagerclubs, wie „Kuhstall“ und „Bierkönig“, und Restaurantketten, von „Louisiana“ bis „Mississippi“, vor allem Touristen und Besucher aus dem Umland an. „Die Düsseldorfer hingegen gehen lieber auf die Ratinger und die Kurze Straße und die Nebengassen“, sagt Fiedler. Sie bevorzugten die traditionelleren Ecken und machten um die Bolker Straße häufig einen Bogen. „Dabei macht doch genau das die Altstadt aus – die Mixtur. Hier findet jeder seine Nische.“

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Längst haben auch Immobilienunternehmen die Attraktivität des Viertels erkannt. In der Altstadt investieren Immobilienfirmen vermehrt in den Ausbau von Luxuswohnungen. Eine Entwicklung, die Fiedler mit Argusaugen beobachtet: „Wer hier hin zieht, muss das Nachtleben berücksichtigen“, sagt sie. Dennoch befürchten viele Wirte künftig vermehrt Klagen gegen den allnächtlichen Geräuschpegel, sprechen gar von einem drohenden „Luxusghetto“. „Die Stadt darf sich nicht ihr Werbeprodukt Nummer eins kaputt machen“, appelliert die Kneipenbesitzerin, sie sehe „eindeutigen Handlungsbedarf“ – damit Lonsdorfers „Altbierlied“ auch in Zukunft lautstark angestimmt werden darf.