Düsseldorf. 48 Stunden lang sollten beim Warnstreik keine Bahnen und Busse fahren. Doch schon am ersten Tag wurde Verdi von der Rheinbahn in Düsseldorf ein Schnippchen geschlagen. Das Verkehrsunternehmen versteckte 60 seiner Busse vor den Streikposten, 16 Linien fuhren gar nach Fahrplan.
Der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi hat am Mittwoch Teile des öffentlichen Nahverkehrs in Düsseldorf lahmgelegt. Die Rheinbahn musste den gesamten Bahnverkehr einstellen. Allerdings gelang es der Betriebsleitung, in einer Nacht- und Nebelaktion, einige Busse nach dem Fahrplan fahren zu lassen.
Das Unternehmen ließ 60 seiner 406 Linienbusse nach der Schicht erst gar nicht in die Depots zurückfahren - wohl wissend, dass die Streikposten zu Betriebsbeginn alle Ausfahrten blockieren werden. Stattdessen wurden die Busse in einer Nacht- und Nebelaktion im Auftrag der Betriebsleitung "gekapert" - und von privaten Busfahrern an geheim gehaltene Standorte gebracht.
Mit diesen Bussen und weiteren 40 von Privatunternehmen schaffte es die Rheinbahn, dass auf immerhin 16 Linien sogar nach Fahrplan gefahren werden konnte.
Ein Notbetrieb. Nicht mehr, nicht weniger. Von den 310 Straßen-, Stadt- und U-Bahnen konnte keine einzige nur einen Meter bewegt werden. Am Donnerstag, am zweiten Streiktag, will die Rheinbahn wieder wenigstens mit hundert Bussen einen kleinen Linienverkehr sicherstellen. Das gelingt nur, wenn vorher die Busse vollgetankt sind. An die Zapfsäulen auf den Betriebshöfen kommt keiner ran. Also wurden andere Tankstellen auserkoren. Auch das ist geheime Kommandosache. Vorsicht - der „Tarif-Partner“ hört mit.
Vor 2 Jahren scheiterte der Versuch der Rheinbahn
Dass die Gewerkschaft Verdi nicht auf den Kopf gefallen ist, hat die Rheinbahn schon einmal schmerzlich erfahren müssen. Als sie beim letzten Streik vor zwei Jahren ihre Busse für einen Notbetrieb auf dem großen Parkplatz im Südpark abstellte, haben Streikende die Ausfahrt mit mehreren Fahrzeugen zugestellt. Die mussten erst alle abgeschleppt werden - mit der Folge, dass die Busse viel zu spät abfuhren.
Doch diesmal scheint Verdi den Kürzeren zu ziehen. Rheinbahn-Chef Dirk Biesenbach freut sich über jeden Punktsieg bei diesem Katz- und Mausspiel. Dabei bedient er sich auch der „psychologischen Kriegsführung“ und lässt mitteilen, dass die Rheinbahn zusätzlich jährlich zehn Millionen Euro aufbringen müsste, falls Verdi sich mit seinen Tarifforderungen durchsetze. „Um dies zu kompensieren, müssten die Fahrpreise um acht Prozent steigen“ - mit diesen Worten deutet Biesenbach unmissverständlich an: Gibt der Arbeitgeber nach, müssen die Fahrgäste den Preis dafür bezahlen. Dass nicht der Rheinbahn-Chef, sondern der VRR die Fahrpreise bestimmt, lässt er unerwähnt.
Auch Stadtkämmerer Manfred Abrahams greift zum Rechenschieber. 21 Millionen Euro müsste die Stadt Düsseldorf zusätzlich für die Gehälter ihrer Mitarbeiter zahlen. Schon diese Zahl hat Gewicht. Aber wenigstens droht Abrahams nicht gleich mit der Gebührenkeule.
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Unklarheit beim Flughafen
Für Verwirrung sorgt Verdi beim Flughafen. Erst sagt die Gewerkschaft zu, den Flughafen aus dem Streik herauszunehmen. Dann heißt es, es werde am Donnerstag doch gestreikt, wenn auch nur ein bisschen bei der Boden- und Gepäckabfertigung. „Uns hat Verdi signalisiert, nicht am Flughafen zu streiken. Aber es gibt anderslautende Meldungen“, zeigt sich Airport-Sprecher Christian Hinkel irritiert.
Er glaubt zwar, dass ein möglicher Streik hier am Flughafen nicht stark ins Gewicht fallen würde, weil 85 Prozent der Boden- und Gepäckabfertigung in privater Hand liegen. Sicherheitshalber sollten die Reisenden, die an diesem Donnerstag fliegen, sich trotzdem vorher mit ihrer Airline in Verbindung setzen, zumal es andere Airports doch hart treffen könnte.
Den ersten Streiktag nahmen die Pendler übrigens relativ gelassen. Vor den Taxi-Ständen am Hauptbahnhof reihten sie sich diszipliniert in die lange Warteschlange. Wer nicht warten wollte, ging zu Fuß weiter. Und die Autofahrer? Die kamen zwar nur stockend voran. Aber das befürchtete Verkehrschaos ist laut Polizei diesmal ausgeblieben.