Düsseldorf. . Wegen versuchten Totschlags muss sich ein 26-Jähriger vor dem Düsseldorfer Landgericht verantworten. Vor der Altstadt-Disko Soulcenter hatte der Angreifer einen 46-jährigen Mann brutal geschlagen und vor den Kopf getreten. Das Opfer ist nach dem Krankenhaus-Aufenthalt verschwunden.

Er tritt zu, mehrfach. Heftig und aggressiv. Gegen den Kopf des Mannes, den er eben zu Boden geschlagen hat. Die Kamera über der Tür der Altstadt-Disko Soulcenter hat die brutalen Tritte aufgezeichnet. Jetzt steht der Angreifer (26) wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht.

In der Nacht auf den 14. Juli 2013, gegen 5 Uhr morgens, hatte der 26-Jährige aus Oberhausen seine Wut an dem 46-Jährigen ausgelassen, mit dem er und sein Freund zuvor Ärger auf der Tanzfläche gehabt hatten. Vor der Tür trat er zu, bis sein Bruder ihn wegriss und Polizisten eingriffen.

"Ich wollte ihn nicht töten"

„Ich habe rotgesehen, alle Sicherungen sind durchgebrannt“, hat der Angeklagte seinem Anwalt diktiert, der diese Aussage am Freitag vorlas. Darin räumt der Angeklagte alles ein, versichert aber: „Ich wollte ihn nicht töten.“ Sein Verhalten „kann ich mir nicht erklären. Ich war erschrocken, als ich den Film gesehen habe.“

Während der Anwalt die Aussage verlas, saß der 26-Jährige, ein kleiner, bedrückt wirkender Mann, mit gesenktem Kopf daneben. Am Ende musste er sich schnäuzen. Er ist der jüngste von sieben Brüdern, kellnert im Café eines seiner Brüder.

Ärger auf der Tanzfläche

An jenem Abend waren er, ein Freund und ein älterer Bruder (40) auf der Rheinkirmes gewesen, danach ins Soulcenter gegangen. Auf der Toilette habe er mit dem Freund heimlich Kokain genommen, das erste Mal geschnupft. Später habe der Freund Ärger auf der Tanzfläche gehabt, er habe helfen wollen. Dabei habe ihn jemand mit einer Scherbe unterhalb des Auges verletzt, bevor Türsteher sie hinauswarfen. Als ihr Kontrahent ebenfalls hinaus kam, habe er zugeschlagen und getreten.

„Sowas macht man absolut nicht!“, findet sein älterer Bruder, der damals dabei war. Der 40-Jährige berichtete, er habe seinen Bruder noch mit dem späteren Opfer und dessen Freundin trinken sehen, habe sich dann aber abgewandt und sei erst wieder dazugekommen, als der Streit auf der Tanzfläche im Gang war. Er mache sich jetzt Vorwürfe: „Hätte ich die jungen Leute nicht in die Altstadt gebracht, wäre das nicht passiert.“

Opfer ist verschwunden

Das Opfer war damals bewusstlos ins Krankenhaus gebracht worden, wurde aber bald wieder entlassen. Wie es ihm heute geht, weiß man nicht, denn der 46-Jährige ist verschwunden. Seine damalige Begleiterin sollte am Freitag als Zeugin aussagen. Doch sie erschien nicht.

Der Vorfall war zunächst nur als gefährliche Körperverletzung vor dem Amtsgericht angeklagt. Doch das verwies den Fall als versuchtes Tötungsdelikt ans Landgericht. Ein Grund dafür könnte die Aussage eines Türstehers ( 35) sein. Er hatte damals der Polizei berichtet, der Angeklagte sei schon beim Streit auf der Tanzfläche sehr aggressiv gewesen, habe gedroht: „Ich bringe den um!“ Am Freitag sagte er als Zeuge aus, konnte sich aber an den Vorfall nicht mehr so genau erinnern – er erlebe so viele Auseinandersetzungen in der Altstadt. Der Prozess geht weiter.