Düsseldorf. .

Es war offenbar ein Familiendrama mit furchtbarem Ausgang, das sich bereits am Donnerstagabend in einer Wohnung eines Mehrfamilienhaus an der Potsdamer Straße 31 in Hassels zutrug. Der 32-jährige Mehmet S. soll dort seine Ehefrau Yusra (31) heimtückisch von hinten erdrosselt haben. Nach Informationen der Polizei stellt sich das Szenario so dar: Am Freitagabend flüchtete S. mit den drei gemeinsamen Kindern des Paares per Flieger in die Türkei, wo er sich auf Druck seiner Familie am Samstag den örtlichen Behörden stellte.

Verwandte hatten zuvor über eine Telefonkette aus der Türkei nach Deutschland Angehörige und Nachbarn informiert, dass offenbar etwas Schreckliches in der Wohnung geschehen sei. Am Samstagmorgen um 5 Uhr ging schließlich ein Anruf bei der Düsseldorfer Polizei ein, die zur Potsdamer Straße gerufen wurde. Als die Schutzmänner vor Ort erfuhren, dass möglicherweise eine Tote in der Wohnung liegt, traten sie die Tür ein. In den Räumlichkeiten bestätigte sich der schreckliche Verdacht, die Beamten fanden die Leiche der Frau.

Bei den im Eiltempo aufgenommenen Ermittlungen geriet sofort der Ehemann ins Visier, zudem entstand der Verdacht, dass auch den drei kleinen Kindern etwas zugestoßen sein könnte. Bei einem ähnliches Fall vor etwa einem Jahr in Neuss hatte der Vater die Kinder getötet. „Wir mussten die Kinder so schnell wie möglich lebend finden“, begründete Guido Adler, Leiter der Mordkommission, dass sich die Polizei zunächst auf die Fahndung und weniger auf die Person konzentrierte.

Ermittlungen am Flughafen ergaben, dass sich Mehmet S. mit den drei Kindern Freitagnacht in die Türkei abgesetzt hatte. Dort müssen sich dramatische Szenen abgespielt haben. Die resolute Mutter wunderte sich, warum ihr Sohn unvermittelt vor der Tür stand – zumal ohne seine Frau. Auf Nachbohren der Familie soll S. die Tat gestanden haben. Die Angehörigen starteten die Telefonkette und drängte den 31-Jährigen, sich der türkischen Polizei zu stellen.

Auszeit von der Beziehung

Unterdessen hatten die Ermittlungen in Düsseldorf zeitgleich ergeben, dass es in der Beziehung offenbar Streitigkeiten gab, zwei Tage vor dem Mord hatte sich Mehmet S. für eine Auszeit zu seiner in der Nähe lebenden Schwester zurückgezogen. Am Donnerstag kehrte er nach Düsseldorf zurück und erdrosselte seine Frau. „Wahrscheinlich gab es einen Ehestreit. Offen ist noch, ob die Tat geplant war oder im Affekt geschah“, so Staatsanwalt Matthias Ridder.

Als der am Samstagmittag gerade beim Amtsgericht einen Haftbefehl wegen Mord aus Heimtücke erwirkt hatte, meldete die Bundespolizei, dass sich Mehmet S. in der Türkei den Behörde gestellt hat. Die Kinder sollen wohlauf sein, sie seien bei den Großeltern. „Wir sind froh, dass es den Kindern augenscheinlich gut geht, werden das aber über die türkischen Kollegen verifizieren“, sagte Adler.

Wie es nun für S. weitergeht, ist offen. „Im Regelfall liefert die Türkei keine eigenen Staatsangehörigen aus“, so Ridder. Dennoch wolle man einen entsprechenden Antrag stellen. Zudem sei es möglich, das Verfahren an die Türkei zu übertragen, so dass Mehmet S. in der Heimat der Prozess gemacht wird. Ridder und Adler hoffen zudem, selbst noch Zugriff auf Mehmet S. zu bekommen. Denn die Ermittlungen zu den genauen Hintergründen der Tat dauern weiter an.

S. war bereits dreimal aufgefallen: Verfahren wegen Nötigung, Bedrohung und Körperverletzung wurden allerdings eingestellt. Wobei eines der Verfahren auf den Privatklageweg verwiesen wurde.