Düsseldorf. Die gehandicapte Elwira Szyca aus Oberbilk wollte bei den Grünen mitarbeiten. Doch die Geschäftsstelle der Partei ist nicht barrierefrei und im Düsseldorfer Rathaus, das mit dem Rollstuhl zu erreichen wäre, ist kein Platz.

Elwira Szyca ist sauer auf die Stadt Düsseldorf. Sie sagt: „Einmal im Jahr wird während der Rehacare vier Tage lang so getan, als würde man alles für uns Menschen mit Handicap tun. An den anderen Tagen ist man außen vor.“ Die 31-Jährige, die wegen einer Behinderung im Rollstuhl sitzt, hat sich auf ein Praktikum bei der grünen Ratsfraktion beworben. Das kann sie jetzt wohl vergessen – aus, sagen wir, technisch-logistischen Gründen. Es gibt keinen Platz für die Oberbilkerin.

„Frau Szyca hat mich in einem Vorstellungsgespräch überzeugt, und wir wollten ihr eigentlich ein mehrmonatiges Praktikum geben“, sagt Grünen-Fraktionsgeschäftsführerin Miriam Koch. Doch das Gebäude am Marktplatz 3, in der sich die Geschäftsstelle der Partei auf der zweiten Etage befindet, ist nicht barrierefrei. Kein Aufzug, keine Rampen. Gegenüber jedoch, an einem Nebeneingang des Rathauses, gibt es einen Lift, mit dem die Rollis bequem ins Rathaus kommen. „Also habe ich im Büro des Oberbürgermeisters angefragt, ob irgendwo im Rathaus ein Raum für die Dame und einer Assistenz frei sei“, so Koch. Erst vier Wochen später sei dann die Absage gekommen. Grund: Es gebe keinen freien Raum.

Fehlende Rampe

Und es wird wohl auch so bleiben. „Ob sich nun auf lange Sicht etwas tut, vermögen wir nicht zu sagen“, meinte gestern Manfred Blasczyk vom Amt für Kommunikation. Zurzeit jedoch sei nichts möglich. Dazu Susanne Ott, Kreisgeschäftsführerin der Grünen: „Im Rathaus gibt es mehrere Dutzend Büros. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort nichts frei ist.“

Was die Grünen bisher ebenso vermissen, wie das Wohlwollen der Verwaltung, ist eine mobile Rampe für Rollstuhlfahrer. In einem Bericht aus dem Ausschuss für Gesundheit und Soziales vom 29. August steht schwarz auf weiß: „Um den rollstuhlgerechten Zugang zum Gebäude Marktplatz 3 zu gewähren, wurde eine mobile Rampe angeschafft.“ Miriam Koch fragt: „Wo ist diese Rampe? Antwort der Verwaltung: „Es gibt keine!“ Offenbar sei dieser Bericht aus dem ASG nicht bis zum Amt für Gebäudemanagement vorgedrungen“, so Manfred Blasczyk.

"Die Barrieren im Kopf größer, als man denkt"

Das Haus am Marktplatz 3 mit der Grünen-Geschäftsstelle wurde erst kürzlich renoviert. „Doch offensichtlich sind für einen behindertengerechten Umbau keine finanziellen Mittel vorhanden“, sagt Susanne Ott. Dass ein solcher Umbau im sechsstelligen Euro-Bereich zu teuer sei, könne man ja noch verstehen. „Aber nach unserer Anfrage für Frau Szyca haben wir klar auf die Hilfe der Verwaltung gesetzt“, so Ott. Doch anscheinend seien „die Barrieren im Kopf größer, als man denkt“.