Düsseldorf. .
Die Fußgängerampel zeigt längst wieder Rot, da hat Marianne Z. endlich die andere Straßenseite erreicht. Die 81-Jährige sitzt im Rollstuhl und hat größte Mühe, von der Apotheke zur Bäckerei zu kommen. „Ich habe einfach Angst beim Überqueren der Straße“, sagte sie bei einem „Ortstermin“ in Gerresheim. Eine Situation, die gestern selbst die Polizei überraschte: „Die Grünphase ist hier wirklich sehr kurz.“
Beileibe kein Einzelfall
Ein Einzelfall? „Beileibe nicht“, weiß Ratsfrau Helga Leibauer (SPD). „Den Zustand haben wir überall im Stadtgebiet: zu kurze Grünphasen an den Überwegen, Löcher in den Fahrbahnen, tückische, tiefliegende Schienen.“ Die Verkehrssituation in der Stadt sei einfach nicht auf Menschen mit Behinderungen eingerichtet. Leibauer wörtlich: „Es will einfach nicht in manche Köpfe, dass diese Bürger gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer sind.“
Um die Experten zu überzeugen, hatte die Politikerin zum „Testlauf“ in Gerresheim geladen. Dort fließen Bender-, Dreher- und Neunzigstraße am Neusser Tor zusammen. Und jeder Überweg hat andere Tücken. So konnten Mitarbeiter des Amtes für Verkehrsmanagement, der Polizei und der Bezirksverwaltung 7 zuschauen, wie sich sieben Menschen mit Gehbehinderungen regelrecht über die Straße quälen müssen. Einige kamen mit ihrem Rollator, andere mit Gehhilfen oder im Rollstuhl wie Marianne Z., die möglichst viel allein erledigen möchte: „Aber ich fühle mich sehr unsicher dabei.“
Die Polizei rät, immer sofort bei Grün zu starten. Tatsächlich: Die Rollator-Benutzer erreichten noch bei Grün ihr Ziel. Aber für die Fahrt mit dem Rollstuhl fehlten mehrere Sekunden. Eine Bodenwelle verlangsamte die Fahrt zusätzlich. Noch schwieriger war die Lage für die stark sehbehinderte Maria H.. Kein akustisches Signal an der Ampel. „Ich bin immer auf die Hilfe anderer angewiesen, wenn ich die Straße überquere“, so die 79-Jährige.
Ein weiterer Test führte über den unteren Teil der Benderstraße. Dort blieb Marianne Z. mit zwei Rädern ihres Rollstuhls stecken, kam ohne Hilfe nicht weiter. Die Verwaltungsexperten seien erschüttert gewesen, sagte Helga Leibauer im Gespräch mit der NRZ.
Dagegen war die Überquerung der Neunzigstraße (Test 3) zeitlich gut zu schaffen. Aber der Radweg direkt hinter dem Überweg sei eine wahre Katastrophe, so die Ratsfrau.
Am Ende waren die „Testpersonen“ fix und fertig. Aber vielleicht hat die kleine Demonstration etwas bewirkt. Zumindest zwischen Rathaus und Dreherstraße soll die Grünphase verlängert werden und ein akustisches Signal eingeplant werden, wenn die Anlage 2012 erneuert wird.