Düsseldorf. Das Ringen um den Düsseldorfer Tausendfüßler hat ein Ende gefunden. Weil die Hochbrücke nach ihrer notwendigen Sanierung kein Denkmal mehr wäre, darf das Bauwerk nun abgerissen werden, entschied NRW-Bauminister Voigtsberger. Im Frühjahr 2013 soll das Wahrzeichen fallen.
Der Anruf kam am Abend. Spät. Für den Oberbürgermeister sehr spät. Schon seit Monaten hatte Dirk Elbers auf die Antwort des Bauministers Harry Voigtsberger gewartet. Doch am Ende überwog die Freude, als der Minister dem OB mitteilte, dass er dem Abriss des denkmalgeschützten Tausendfüßler zugestimmt hat.
Die Zitterpartie ist zu Ende. Das Schicksal der weit über die Stadtgrenzen bekannten Hochstraße ist besiegelt. Im Februar nächsten Jahres wird der Tausendfüßler abgerissen - ein Jahr später als ursprünglich geplant. Der neue 132 Millionen Euro teure Nord-Süd-Tunnel, der den Tausendfüßler ersetzen soll, wird deshalb erst im Herbst 2015 fertig.
Weil Landeskonservator Udo Mainzer im vergangenen Jahr den Denkmalschutz für den Tausendfüßler nicht aufheben wollte, hatte NRW-Bauminister Voigtsberger das letzte Wort. Der wollte sich zuerst bis Ende 2011 festlegen, dann wurde die Entscheidung auf April, schließlich bis jetzt herausgeschoben. Der von ihm beauftragte Gutachter, das Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner, brauche ausreichend Zeit für die Untersuchungen, so hieß es.
Im Kern bestätigten die Experten schließlich das städtische Gutachten. „Nach der notwendigen Sanierung wäre der Tausendfüßler kein Denkmal mehr. Deshalb bestehen aus denkmalrechtlicher Sicht keine Einwände gegen einen Abbruch“, erklärte Minister Voigtsberger.
Tausendfüßler Düsseldorf
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Die Schäden am Tragwerk, an den Über- und Unterbauten sowie an den Kappen und am Belag sind derart groß, dass nur mit einer aufwendigen Sanierung die Stand- und Verkehrssicherheit der 50 Jahre alten Brücke gewährleistet werden kann, heißt es im vom Ministerium beauftragten Gutachten. Dafür sind aber neue Geländer und weitere Stützen notwendig, die das Bild des Bauwerkes völlig verändern würden. Der Tausendfüßler würde sein Gesicht verlieren.
„Der Minister hat uns bestätigt. Eine klare Entscheidung ohne wenn und aber“, freute sich OB Elbers auf einer gestern einberufenen Pressekonferenz. „Das ist ein guter Tag für die Weitenentwicklung der Stadt.“ Gleichzeitig kritisierte Elbers die Verzögerung. „Wir haben ein Jahr verloren. Das können wir nicht aufholen.“ Seit Wochen bestand auf Teilen der Kö-Bogen-Baustelle praktisch ein Baustopp. Jetzt verhandelt die Stadt mit den Bauunternehmen über die zusätzliche Finanzierung. Andreas Hartnigk (CDU), Vorsitzender des Bauausschusses im Rathaus, rechnet mit Mehrkosten im sechsstelligen Bereich. „Darüber werden wir mehr in der Kleinen Kommission erfahren.“
CDU-Fraktionschef Friedrich Conzen zeigte sich über das Ja-Wort von Voigtsberger erleichtert. „Die Entscheidung des Ministers für den Abriss des Tausendfüßler zeigt Respekt vor der kommunalen Selbstverwaltung Düsseldorfs.“ Und der Koalitionspartner feixte. „Der zweite Bauabschnitt des Kö-Bogen ist gesichert. Die Opposition hat es nicht geschafft, uns anzuhalten“, so FDP-Fraktionsvorsitzender Manfred Neuenhaus.
Die war natürlich enttäuscht, akzeptierte aber das Urteil des Ministers. „Die Begründung ist nachvollziehbar“, meinte SPD-Verkehrsexperte Martin Volkenrath. „Wir halten aber an unserer grundsätzlichen Kritik fest. Der neue Tunnel sei „zu teuer und nicht mehr zeitgemäß.“ Ähnlich argumentierten die Grünen: „Die geplanten Tunnel bescheren der Innenstadt fünf große Rampen-Löcher und bringen nicht weniger sondern mehr Verkehr“, so der grüne Ratsherr Norbert Czerwinski.
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