Düsseldorf. “Dein Düsseldorf“ heißt die Kampagne mit der die Landeshauptstadt derzeit ihr Image aufpolieren will. Von wegen “Mein Düsseldorf“ findet die freie Kulturszene. Die Stadt sei viel zu teuer und gehöre in Wirklichkeit den Reichen und den Investoren. Mit einer Gegenaktion zieht die Bewegung den Zorn der Stadt auf sich.
Düsseldorf ist schicki-micki und spießig, Düsseldorf ist die KÖ und ansonsten ein bisschen langweilig – dieses Image will die Stadt bekämpfen. „Dein Düsseldorf“, die Kampagne, die nun zur Imagekorrektur läuft, fordert die Düsseldorfer auf, zu zeigen was ihre Stadt für sie ist. Denn, da ist die Stadt überzeugt, „Düsseldorf ist mehr“. Lieblingscafés, ungewöhnliche Ecken, süße kleine Düsseldorfer Babys – die Fotos, die eingeschickt wurden, sollen vor allem eines: „menscheln“.
Doch nicht alle Menschen in Düsseldorf sind von der Kampagne begeistert. Einige haben die Frage auf eine Art beantwortet, die wohl nicht im Sinne der Stadtoberen ist. „Düsseldorf ist arschteuer, Düsseldorf ist unsozial, Düsseldorf ist ein beschissenes Spekulationsobjekt!“ Die freie Kulturszene Düsseldorf bezieht deutlich Stellung. Sie will ausdrücklich kein Teil des Marketings sein, sich nicht „vereinnahmen lassen“.
Luxuswohnungen, Mega-Events und Investoren stünden im Fokus der Stadt
Alles, was sich unter dem Begriff „alternative Subkultur“ sammelt, sei in Düsseldorf in seiner Existenz bedroht, klagt Anika Breuer, 26. Die Studentin ist Mitglied der Gruppe „Ifuriosi“, zu deutsch; die Wütenden. Wütend sind sie über eine Stadtpolitik, die keinen Platz für Kultur, Ausstellungen und Musikbands biete, sondern stattdessen auf Luxuswohnungen, Mega-Events und reiche Investoren setze.
„Düsseldorf soll eine Stadt der Reichen werden, in der normale Leute keinen Platz haben“ findet Breuer, die auch bei „Freiräume für Bewegung“, einem Zusammenschluss der Düsseldorfer Kulturszene, organisiert ist. Bürgermeister Dirk Elbers (CDU) wirft sie vor, kein Interesse an preiswertem Wohnraum zu haben und damit die Entwicklung zur „Luxus-Stadt“ noch zu forcieren.
"Eine Pöbelei" nennt die Stadt die Gegenkampagne
Natalia Fedossenko vom Presseamt der Stadt Düsseldorf ist ähnlich wütend wie Anika Breuer. Der Ton der Gegenkampagne sei „eine Pöbelei“ und „nicht das Niveau, auf dem wir diskutieren wollen“. Zudem ärgert sie sich, dass die beiden Internet-Domains einander so stark ähneln. „Dagegen werden wir rechtlich vorgehen“ kündigt sie an.
Die Gegenkampagne von „Freiräume für Bewegung“ fordert die Düsseldorfer ebenfalls auf, Fotos ihrer Stadt einzusenden – allerdings Fotos, die zeigen, was in Düsseldorf schief läuft oder nicht genügend gefördert wird. „Wir haben ein Recht auf unsere Stadt und dafür müssen wir kämpfen“ meint die Studentin Breuer, die selbst auch aus Düsseldorf kommt. Steigende Mieten und Verdrängung von Menschen, Kunst oder Kultur nennen die Gegner auf ihrer Homepage als Gründe für den Protest.
Auf diese Gründe will Fedossenko nicht eingehen. „Sie könnten ja auch mit kritischen Fotos an unserer Aktion teilnehmen, so wie das schon viele Düsseldorfer getan haben“ bietet sie den Gegnern an.
Das große Echo gibt der Stadt recht, findet die Pressesprecherin
Doch die stellen sich quer. Am größten ist bei den Gegner die Sorge, vom Stadtmarketing vereinnahmt zu werden. „Wenn jetzt die alternative Szene als Beispiel für „Düsseldorf ist mehr“ herangezogen werden soll, ist das einfach lächerlich“ meint Anika Breuer . „Wir waren der Stadt immer völlig egal und sollen nun ausgeschlachtet werden – das geht nicht.“
Auch wenn die Stadt äußerst gereizt auf die Gegenkampagne reagiert hat, sieht sie sich dadurch auch ein bisschen bestätigt. „Das große Echo – auch von den Gegnern – zeigt, dass wir mit der Aktion richtig liegen“ findet die Pressesprecherin.