FESTIVAL. 25 Galerien und Ausstellungsräume inszenieren das Off-Szene-Festival "Vierwände Kunst".

Zu später Stunde in der Friedrichstadt. Start für das Off-Szene Festival "Vierwände Kunst". Auf dem Fürstenplatz hat der blaue Holzkubus strahlenförmig seine Wände geöffnet. Schmeichelnde Klänge winden sich aus den Boxen. Sie verwandeln den Spielplatz in einen Partyraum. Sparsam eingesetztes Licht lässt die Identität des Gegenübers erahnen. Versammelt sind die, die den Humus der unabhängigen Kunstszene bilden: Anke Jühe vom "damenundherren", Jyrg Munter (Plan d), Klaus Richter (Künstlerhaus am Höher Weg) und andere. Staunend verfolgen zwei Jungen, zirka 8 und 13 Jahre alt, aus sicherer Distanz das nächtliche Treiben.

Plauderstunde unter freiem Himmel

Bei der Plauderstunde unter freiem Himmel werden Verabredungen für die nächsten drei Tage getroffen. 25 Orte rücken die Auswahl in die Nähe der Qual. "Kommst du zu meiner Aufführung ins Atelierhaus?" fragt der aus San Francisco angereiste Performer Michael Zheng. "Gern, was machst du denn?", erkundigt sich der Angesprochene. "Etwas mit Reis", lächelt Zheng und verschweigt die Details: Er wird sich am nächsten Abend im Atelierhaus am Höher Weg durch gekochten, klebrigen Reis winden. Es ist die Menge von sechs Baby-Badewannen.

Neben Zheng bereichern weitere Gastkünstler das Festival. Im "reinraum" an der Aderstraße hat Christian Heilig seine landschaftsarchitektonischen Modelle aufgebaut. Heilig, der bei Penck studierte, lebt in Berlin. Warum er hergekommen ist? "Düsseldorf ist eine ausgesprochene Kunststadt, wie sonst vielleicht nur Köln", lobt er.

Bei Holger Sprickmann vom Laden 44 stellen neben zwei Akademiestudenten vier Hamburger Maler aus. Der 38-Jährige mit dem Brotberuf Sozialpädagoge hat für zwei Monate die Galerie an der Hermannstraße 44 gemietet. "Ich will jungen Künstlern eine Plattform geben", begründet der Jugendamtsmitarbeiter sein Engagement.

Museumstempel mit Theke

Für die beiden Monate, die er den Ausstellungsraum benutzt, muss er 700 Euro bezahlen. "Das kann ich mir gerade leisten", meint er und setzt hinzu: "Im nächsten Jahr möchte ich mit diesen Aktionen weiter machen". Die Resonanz bestätigt ihn. Um die Arbeiten der Nachwuchskünstler zu sehen, drängten sich zur Eröffnung 120 Gäste in den Raum.

Ruhiger ist es am frühen Samstagabend im WP8. In dem Musentempel mit Theke, der auf eine 15-jährige Geschichte zurückblickt, wird überraschend kein Fußball übertragen. Stattdessen hängen kleinformatige Arbeiten von über hundert Künstlern an den Wänden. "Die Kiefernstraße feiert ja auch ihren 100sten Geburtstag, meint Arsenic? , der als DJ der Balkan Beatz (zakk) arbeitet und nun am Worringer Platz die Kunst auf sich einwirken lässt. Es sind unter anderem Arbeiten von Inken Boje, Tim Eijag, Christoph Pöggeler.

"Off-Kunst schließt etablierte Künstler ein", betont Khatia Gudushauri. Sie betreut ehrenamtlich das "Glashaus" am Worringer Platz. 2008 stellt dort die Dokumenta-Teilnehmerin Alice Creischer aus.