JUBILÄUM. Das "Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation" - Zakk - feiert seinen 30. Geburtstag. Ein Rück- und Ausblick.
1977. Ein Säureanschlag zerstört ein Rubensgemälde im Kunstmuseum. Bei Fortuna Düsseldorf bolzen Klaus Allofs und Gerd Zewe auf dem Rasen. In Flingern entsteht auf einem alten Fabrikgelände ein sozio-kulturelles Zentrum. Es heißt "Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation", kurz: zakk. Es ist die Blütezeit der Hausbesetzungen, des Ratinger Hofs, der winzigen Bühnen.
Braucht da eine Stadt wie Düsseldorf eine Anlaufstelle für die "Freie Szene", für Gruppen, für Initiativen? Die Frage wird mit "Ja" beantwortet, und die Institution feiert am Wochenende ihren 30. Geburtstag. Die zakk-Aktivisten haben Sorgen seitens der Stadt wie: Können Alternative überhaupt mit Geld umgehen? entkräftet und sich als kompatible Partner erwiesen. "Dabei war damals auch die räumliche Nähe zur Kiefernstraße ein Problem", erinnert sich Geschäftsführer Jochen Molck.
Potenzieller Anarcho-Ort
Die hatten neben den Behörden auch "Alternative". Die Gründerin der Freien Kunstschule Pyramide, Evi Fischer-Ebsen, äußerte damals Bedenken, Räume an einem potenziellen Anarcho-Ort im unheimlichen Industriegelände zu mieten und entschied sich gegen das zakk. Trotzdem ist alles auf den Weg gekommen und geht, laut dem Jubiläums-Motto "Von hier aus weiter..."
Das Haus, das in den ersten Jahren für 30 000 Besucher pro Jahr ausgelegt war, rechnet inzwischen mit 150 000 Gästen. Es debütieren dort Nachwuchsbands, Attac lädt regelmäßig zum Frühstück ein, Arbeitslose treffen sich zum Austausch, und Senioren surfen durch das Internet. Parallel geben sich die gefeierten Namen der Saalbefüller ihr Stelldichein. Zuhörer jubelten für Alvin Lee (Ten Years After) die Crash Test Dummies, Justin Sullivan (New Model Army) und auch für Wiglaf Droste und Funny van Dannen. "Die erste Dekade prägte unsere Aufbau- und Kinderjahre", sagt Molck zu dieser Zeit. Das Straßenfest, inzwischen ebenfalls ein Jour Fixe in vielen Kalendern, gibt es von Anfang an, "Fest mit ausländischen Kindern" hieß das damals.
Knapper werdende Mittel
1987. Es werden sieben neue Glocken für St. Lambertus gegossen. Das Frauenforum wird gegründet. Papst Johannes Paul II ist für fünf Minuten in der Stadt: auf dem Flughafen.
Das zakk steht indes im Zeichen einer Professionalisierung der Aktiven. Die knapper werdenen Mitteln werden mit lukrativen Hallendiskos aufgefüllt, der Frauenschwoof etabliert sich. In dieser Zeit wird vom früheren Geschäftsführer Reinhold Knopp der "Spanische Abend" erfunden. Eigentlich nur, um elegant ein Sommerloch zu verhindern.
1997. Im Heine-Jahr sagt Manni Breuckmann: "Holt die Antidepressiva raus, Fortuna Düsseldorf spielt". 800 Schüler demonstrieren gegen Kürzungen im Jugendbereich. Regierungspräsident Jürgen Büssow wird zum Antrittsbesuch ins Rathaus eingeladen.
Und im zakk? Das Abebben der großen Disko-Veranstaltungen zwingt zu neuen Konzeptionen. Die Ü-50 Disko wird ins Leben gerufen und erfreut durch großen Zuspruch. "Wir müssen bei unseren Angeboten den Demografischen Wandel berücksichtigen", betont Molck. "Interkulturell" löst "Multikulti" als Schlagwort ab. Das zakk setzt auf seine Kompetenz als Veranstalter und stellt sein Wissen für Nachwuchsbands und Organisationen zur Verfügung.
Nischenveranstaltungen werden gepflegt
2007. Das Jahr eins nach Monkey's Island. OB Joachim Erwin bekleidet eine Sprechrolle in einem Film über Clara Schumann. Im zakk wird gleichermaßen auf Kontinuität und Fortschritt gesetzt. Der Geschäftsführer formuliert das so: "Wir sind ein offenes Haus, ein Haus für Alt und Jung. Wir bieten eine Bühne für innovative Kultur."
1982 erhielt das zakk einen Zuschuss von 155 000 Mark. In diesem Jahr sind es 700 000 Euro. Weil der Gesamtetat 2,2 Millionen Euro ausmacht, muss der Rest, knapp 70 Prozent, selbst erwirtschaftet werden, zum Beispiel durch die Gastronomie. Trotzdem wird der Platz für Nischenveranstaltungen gepflegt.
Zum 30. Jubiläum zeigten 30 Streetart-Künstler ihre Vision vom zakk. "Eine Veranstaltung mit grellem Licht und schlechtem Sound", sagt Molck. Aber es feierte sich das Who is Who einer Szene, für die das zakk "schon immer da war".
2017? Fortuna Düsseldorfgewinnt den UEFA-Cup. Im Düsseldorfer Rathaus gibt es eine schlagkräftige Opposition. Das zakk erfindet sich bei aller Kontinuität wieder neu. "Wir müssen uns mit den Foren wie 'youtube' oder 'myspace' auseinandersetzten", betont Molck, die Zukunft im zuversichtlichen Blick. "Aber ich glaube an die Authentizität des Augenblicks, und die gibt es bei uns, live".
2. Sept., zakk Straßenfest, Fichtenstr. 40, 11-22 Uhr.