Düsseldorf. Die Tage der alten Bahnen sind gezählt: Bis 2012 sollen alle 59 gelben und rot-weißen Straßenbahnen ausgemustert und wohl nach Osteuropa verkauft werden.
Gehbehinderte und Senioren werden sich freuen. Für sie sind die hohen Tür-Stufen eine Zumutung. Andere werden die ruckelnden, schier unverwüstlichen gelben Bahnen vermissen. Die über 40 Jahre alten Züge haben das Stadtbild mitgeprägt.
Die Rheinbahn hätte sich längst von ihren alten Wägelchen getrennt. Doch als vor einigen Jahren bei den neuen Straßenbahnen („Silberpfeile”) kleine Risse in der Karosserie für große Schlagzeilen sorgten und Hersteller Siemens eines der größten Sanierungsfälle seiner Geschichte hatte, behielt man die alten Züge - sicher ist sicher.
Das ist nicht mehr nötig. Die Reparatur der Silberpfeile ist im November abgeschlossen. Mit dem Bau der Wehrhahnlinie und dem Kauf von 61 U-Bahnen der neuesten Generation kann die Straßenbahn-Flotte nun deutlich verkleinert werden. Derzeit hat die Rheinbahn 300 Schienenfahrzeuge.
Interessenten für die Straßenbahnen, die bald aufs Abstellgleis kommen, gibt es bereits. Die polnische Stadt Krakau mit über 756 000 Einwohnern wurde auf die rot-weiße Modell-Reihe „GT 8” (Baujahr 1974/75) aufmerksam. Vor einigen Wochen tauchte eine Delegation der Krakauer Verkehrsbetriebe bei der Rheinbahn auf, kaufte sofort eine der rot-weißen Straßenbahnen, schickte sie per Tieflader nach Polen - und scheint mit dem Düsseldorfer Zug mehr als zufrieden zu sein.
Die Rheinbahn will sich nun an der geplanten Ausschreibung bewerben „und wir sehen gute Chancen, dass wir die anderen Züge auch nach Krakau verkaufen können.” so Sprecher Georg Schumacher. Es wäre der größte Gebrauchtbahnen-Verkauf seit einem Jahrzehnt. Schumacher: „Es wäre eine tolle Werbung für Düsseldorf, wenn unsere Bahnen in der schönen Altstadt von Krakau fahren.”
Zuletzt wurden 1995 nach Posen 80 ausgemusterte Straßenbahnen gebracht, die im Volksmund „Helmut” heißen - benannt nach dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl.
Von den noch auszumusternden Modellreihen soll jeweils ein Exemplar für die historische Flotte hier bleiben. Die wird künftig, so will es die FDP-Fraktion, in den denkmalgeschützten Hallen des Rheinbahn-Depots „Am Steinberg” untergebracht. „Dieses Gelände wird für den Betrieb nächstes Jahr nicht mehr benötigt”, betont Fraktionsgeschäftsführer Manfred Neuenhaus. Er will, dass dort Düsseldorfer Straßenbahngeschichte erlebbar gemacht wird und Schulklassen Exkursionen angeboten werden. Eine Art Verkehrsmuseum, nur mit dem Unterschied, dass die Räder sich weiter drehen.