Düsseldorf. .
Bertram Müller, künstlerischer und geschäftsführender Direktor des Tanzhauses NRW in Düsseldorf, ist nun 65 Jahre alt. An Ruhestand denkt er deswegen noch lange nicht. Er kämpft um Geld für die Freie Szene.
Er schwäbelt genauso wie vor 32 Jahren, als er als studierter Theologe an den Rhein kam und hier mit anderen Künstlern „Die Werkstatt“ gründete. Zunächst an der Grafenberger Allee, später an der Börnestraße. Auch wenn Bertram Müller mit 65 Jahren offiziell das Rentenalter erreicht, spricht er genauso schnell wie damals. Und denkt nicht an Ruhestand. Erst in zwei Jahren will er sich zurückziehen.
Bis dahin kämpft er in zahlreichen Kultur-Gremien von Stadt, Land und Bund um finanzielle Mittel für die Freie Szene. Künftige Pläne: Das Tanzhaus muss richtig isoliert werden. Und für die eigenen Produktionen benötigt der Verein mehr Geld. Was sein Tanzhaus für die Stadt Düsseldorf kulturell leistet, weiß er genau. Eigenwillig schwäbisch, aber auch rheinisch verbindlich. So ist der Mann, der in seiner Freizeit gerne tanzt und für seine Mitarbeiter kocht.
Philosoph und Psychotherapeut
Beharrlich und erfolgreich baut Müller die freie Tanzszene seit 35 Jahren auf und hat seine Institution, neben Musentempeln wie Oper und Schauspielhaus, etabliert.
Als Philosoph und Psychotherapeut versteht er sich auf Netzwerke und Diplomatie. Er umgarnt politische Entscheidungsträger solange, bis sie internationalen Kursen, Konferenzen und Festivals begeistert zustimmen. Kein Wunder, da viele Performance-Experimente auch der Landeshauptstadt europaweiten Ruhm bescheren.
So machten Düsseldorfs OB und Kulturminister in den 90er Jahren eine Millionen-Summe locker - für den Umzug des kleinen „Werkstatt“-Vereins in das modern restaurierte Rheinbahndepot, das heute bundesweit als Vorzeige-Modell für Tanzhäuser gilt. 2013 richtet hier die Bundes-Kulturstiftung den dritten internationalen Tanzkongress aus. Die Nachricht - ein schönes Geschenk zum 65ten.
Spektakulären Uraufführungen
„In den 70ern gab’s nur Ballett und keine Freie Szene“, erinnert er sich. Heute üben in den Sälen rund 3000 Kursteilnehmer pro Woche Flamenco, Tango, Jazz- oder Modern Dance. Und auf drei Bühnen kommt es zu spektakulären Uraufführungen von Jan Fabre oder anderen Star-Choreographen, die sonst in Salzburg, Paris oder New York zu bewundern sind. Häufig fungieren Kreateure auch als Lehrer in Workshops - einem künstlerisch-pädagogischen Genre, an das Müller glaubt.
„Tanz fasziniert und verdichtet die Bewegung der Menschen“, erklärt der Tanzhaus-Chef. Ab 2013 wird er verstärkt als Juror und Berater tätig sein. Bis dahin muss ein Nachfolger gefunden werden.