Im Tanzhaus NRW geht’s windig zu. Zum Auftakt des landesweiten Festivals „Tanz NRW 11“ blasen Winde aus 13 Tisch-Ventilatoren auf die Bühne. Vier Männer und eine Frau machen die zugige Luft sichtbar: Sie stemmen sich gegen heftige Böen oder aalen sich in leichten Brisen. Überleben sie? Oder gehen sie doch noch in Stürmen unter? Das lässt Alexandra Waierstall in ihrem neuen Stück offen. „Mapping the wind“ (Abmessen der Winde) nennt die Düsseldorfer Choreographin ihre Kreation, getanzt von fünf Solisten der Truppe Noema Dance Works. Das Besondere: Es ist die einzige Produktion, die Rahmen des Tanzfestivals aus der Taufe gehoben wird. Denn bis 15. Mai geht es überwiegend um bekannte Stücke von zeitgenössischen Choreographen von Rhein, Ruhr und aus Westfalen.

Bühne wird zur
Spielwiese

Die Propeller der Ventilatoren drehen sich, Motoren surren. Leise, dann immer lauter. Die Geräuschkulisse, die sich anfangs im Hintergrund hält, bäumt sich in dem 60-Minuten-Opus der talentierten Nachwuchs-Choreographin auf und dominiert die Szene. Weißlich schimmert das abgesteckte Feld, das zur Spielwiese für die Tanz-Artisten mutiert. Was richten Wüstenstürme oder plötzlich hereinbrechende Fallwinde, Föhne, Passat- oder Monsun-Winde an? Wie verändern sie die Bewegung der Menschen, die sich der unsichtbaren Naturgewalt aussetzen? Um diese Fragen kreisen die improvisiert wirkenden Schrittfolgen von Waierstalls Tänzern. Sie schwanken, wanken, bleiben stehen, suchen ihren Mittelpunkt, fallen in sich zusammen oder beginnen zu rennen. Wohin? Das weiß niemand.

Zuerst steigert sich das Surren, plötzlich knarrt es, dann klingt es so, als ob ein Holzmast unter der Last der Windgeschwindigkeit berstet und lautstark zusammenkracht. Dann vernimmt man von Weitem ein sonores Brummen, wie bei einem nahenden Erdbeben, oder ein mechanisches Pochen - es ist, als ob ein Metallobjekt auf einen Betonboden donnert. So spektakulär und dramatisch die Klänge sich entwickeln, so sparsam und minimalistisch ist die Körpersprache der Athleten. Nur selten entfachen sie Wirbel oder glänzen durch Geschmeidigkeit, Eher haben sie Mühe ,gegen die Winde zu bestehen.

Wenn diese Arbeit der gebürtigen Zypriotin und Wahl-Düsseldorferin auch überzeugt, so zweifelt man am Ende doch daran, ob die Tanzbühne das geeignete Medium für dieses Sujet ist. Auf einer großen Filmleinwand würden Geräusche und Choreographie vielleicht besser zur Geltung kommen.