Düsseldorf. Silke Z./resistdance imitierte und kopierte im tanzhaus, so wie der Titel es besagt: „Sweded: das Leben als Kopie“.
Der Anfang ist ein Original. Da sehen wir Groucho Marx in der berühmten Spiegelszene aus „Duck Soup“, in der es ja eigentlich gar nicht um einen Spiegel geht, sondern um Grouchos Versuche, seinen Doppelgänger Harpo durch allerlei komische Bewegungen und Tanzschritte wie den Charleston zu entlarven. Die TänzerInnen von Silke Z./resistdance nehmen im tanzhaus die Schritte auf, bewegen sich mit minimalen Gesten auf der Bühne. Sie imitieren, sie kopieren, so wie der Titel es besagt. „Sweded: das Leben als Kopie“
Ein Kinofilm
als Vorlage
Der bezieht sich auf den Kinofilm „Be Kind Rewind“, in dem ein paar Videothekbetreiber eigene Billigfassungen von Hollywood-Hits drehen, nachdem ihnen die Originale abhanden gekommen sind. Die verkaufen sie dann als besondere Importe aus Schweden. André Zimmermann und Dominik Siebel haben etwas Ähnliches gemacht, haben mit den Tänzern Szenen aus „Dirty Dancing“, „Pulp Fiction“ oder „Fight Club“ nachgedreht und verwischen die Grenzen zwischen Original und Fälschung. Und demonstrieren die Starqualitäten ihrer Schauspieler.
In den Tanzszenen werden die Thematiken aufgenommen und variiert, werden Muster erarbeitet, in denen immer wieder die „funny steps“ von Groucho Marx vorkommen, besonders Francesco Pedone widmet sich ihnen mit einer solchen Hingabe, dass er sich von der Gruppe isoliert, selbstvergessen mit den Armen rudert und die Beine schwingt, während die anderen Filme gucken. Die laufen im Hintergrund, sind aber stets präsent.
Das ist ein sehr gut durchdachtes Konzept, das neben dem Bezug auf die populären Mythen auch auf die Mimesis-Theorien des französischen Philosophen Reneé Girard referiert. Denn um Mimesis, also Nachahmung, geht es ja auch beim Tanz. Und wo andere zeitgenössische Tanzaufführungen sich mit ihrem geistigen Unterbau schwer tun, hat Silke Z. hier ein Werk geschaffen, das ebenso komplex wie nachvollziehbar ist, eine rare Leistung.
Großen Anteil daran hat das Ensemble, das eine überaus energetische Vorstellung abliefert, und zu dem auch Morgan Nardi gehört, der Tänzer und Choreograph, der zuletzt mit seiner „A One M(org)an Show“ bewies, dass Tanz und Humor durchaus zusammenpassen können und wie er es auch in der „Dirty Dancing“-Nachstellung mit Barbara Fuchs demonstriert.
Überhaupt durchzieht „Sweded“ dieser Humor, den schon Groucho vorgegeben hatte, da wird eine Szene zur sexuellen Parodie, während der „Fight Club“ wenig überraschend Kampfszenen auslöst. Immer freier tanzt sich das Ensemble in der guten Stunde, und der lange Beifall zeigte, dass diese Mischung aus Film und Tanz erfolgreich ist.