Düsseldorf. .

Auf der zwei Kilometer langen Mondlandschaft zwischen Wehrhahn und Jülicher Straße geht’s beim Bau des luxuriösen Quartier Central voran. Um das Viertel im Viertel ist derweil ein neuer politischer Streit entbrannt.

Bis auf 427 neue Wohnungen in bunten Quadern sieht das große Stadtentwicklungsgebiet auf der schier endlosen Fläche des Derendorfer Güterbahnhofs unwirtlich aus (eine Baustellen-Chronologie in Bildern). Gewaltige Erdbewegungen verändern gleichwohl ständig die Perspektiven.

1200 Bäume, 1000 Rosensträucher

Das ganze Areal erschließt sich von den kreuzenden Brücken zwischen Jülicher, Franklinstraße und Wehrhahn. Die künftige Marc-Chagall-Straße, die das neue Viertel mit den französischen Namen über zwei Kilometer in bebaute Fläche und Grünzone längs teilt, ist jetzt in ihrer Führung erkennbar: Es ist Halbzeit im „Le Quartier Central“.

Jedenfalls für den Flächenvermarkter Aurelis. Ein volles Jahr „recht unkomplizierter“ Erschließung liegt hinter dem Projektleiter Ralph Schneemann. Das betrifft vor allem den unterirdischen Teil, sechs Kilometer Kanalnetz. Obendrauf nimmt der 600 Meter lange Wall Gestalt an, der bis auf acht Meter Höhe gen Osten steigt und noch zum beachtlichen Maurice-Ravel-Park wachsen wird - mit 1200 Bäumen, 1000 Rosensträucher und vielen Blumen. Eine Kita liegt mittendrin.

Perfekte Lage

Hinter dem Lärmschutzwall liegt Streitpunkt Nr. 1, die Toulouser Allee, als neue Nord-Süd-Hauptverkehrsstraße angefeindet, allerdings zum „Quartier“ gut abgeschirmt. Damit zusammen hängt Streitpunkt Nr. 2, die Büroachse, die in dem Teil zwischen Wehrhahn und Franklinbrücke auch die Lärmschutz-Rolle spielen muss.

Die SPD und andere Kritiker haben letzte Woche noch bezweifelt, dass die Kraft der Investoren ausreicht, um sechs Büro-Areale so zu bespielen, dass das Gesamtkonzept aufgeht. Sie wollen auch hier mehr (bezahlbares) Wohnen. Dabei geht es ums Geld.

Der Streit ums französische Viertel lohnt sich: Es liegt innenstadtnah, ist über die Rheinbahn und zwei S-Bahn-Stationen hervorragend angebunden, hat Einkaufsstraßen und Kneipenszenen nebenan und wird in einen Grüngürtel getaucht. Perfekt! Für billiges Wohnen wird so ein Aufwand kaum betrieben.

Aurelis will sich aus dem politischen Streit heraushalten. Ralph Schneemann: „Was auf diesen Baufeldern letztlich geschieht, ist auch vom Konzept künftiger Investoren abhängig.“ Die Stadt habe darauf hingewiesen, dass der Bebauungsplan neben Büros und Dienstleistungssektor auch noch etwas Wohnen zulasse.

Was 2011 fertig wird

Das erste der sechs Büro-Felder soll schon in diesem Jahr konkret werden, ein paar Investoren sind an der Angel. Namen gibt es noch nicht. Insgesamt, so der Ausgangsplan, könnten 9000 Arbeitsplätze entstehen.

Ebenfalls in diesem Jahr wird mit den Baumpflanzungen im Maurice-Ravel-Park begonnen. Die Grünzonen im Norden und Süden (über fünf Hektar) sollen im nächsten Jahr ebenso fertig werden wie die komplette Toulouser Allee bis in die nördlichste Spitze an der Münsterbrücke. Dort sorgt noch ein bisschen offengelegte Düssel für landschaftlichen Reiz.

Französisches Flair?

Um Reize anderer Art wird es noch am südlichen Ende gehen: Dort tickt die Uhr für das Szenelokal „Les Halles“, mit dem seinerzeitigen Flohmarkt der Ursprung des ganzen französischen Flairs. Davon bleiben wohl nur die Straßennamen übrig.