Düsseldorf. Ortstermin auf dem Gelände des früheren Derendorfer Güterbahnhofs. Die Bahn-Tochter Aurelis lud zum ersten Spatenstich für den Bau der Entlastungsstraße, der Stadtgärten und der Kanalisation im Quartier Central. Nicht alle Zuschauer waren mit dem zeitlichen Procedere zufrieden.

Papier ist halt geduldig. Wer beim Kauf seiner Wohnung im Quartier Central davon ausging, seine neue Heimat auf dem Gelände des früheren Derendorfer Güterbahnhofs vis à vis schicker Bürobauten aufzuschlagen, die auch als Lärmschutzwall gegen die Entlastungsstraße fungieren sollen, muss jetzt erkennen: Hochglanzprospekte und Wirklichkeit stimmen nicht immer überein. Erst recht nicht in Zeiten der Wirtschaftskrise. Da wird auch der Zeitplan schon mal auf den Kopf gestellt.

Ein absolutes

Leuchtturmprojekt

So stieß man gestern zunächst darauf an - und dann den Spaten in die Erde - dass erst 40 Millionen Euro für die Infrastruktur hinter dem Neubauviertel verbuddelt werden. Mit dem Bau der Entlastungsstraße, des Stadtgartens und der Kanalisation soll die Erschließung des neuen Viertels bis 2011 gesichert werden. Investoren für die geplanten Büroriegel stehen aber zurzeit offenbar nicht Schlange. Joachim Weiland, der Sprecher der Aurelis-Geschäftsführung, gab sich trotzdem zuversichtlich. „Das Gelände hier ist eines unserer absoluten Leuchtturmprojekte. Das Interesse daran ist groß. Wir sind in internen Gesprächen mit Investoren für den Bau von Büros und deshalb sehr zuversichtlich, dass wir 2010 den ersten Hochbau hier realisieren können.”

Protest gegen den Ablauf hilft nun aber wenig. Das musste das kleine Grüppchen von Wohnungseigentümern erkennen, die sich am Rande des offiziellen Procederes auf der Bahnbrache mit ihren Plakaten postiert hatten. Sie fürchten den Bau der Entlastungstraße, rechnen in Zukunft mit hoher Lärmbelastung, berufen sich auf den ursprünglich vorgesehenen Planungsablauf und fordern nun eine Lärmschutzwand. „Weil wir an den Bau des Büroriegels in Zeiten der Krise nicht mehr glauben”, sagen sie.

Solch eine Zusage wollte aber auch Oberbürgermeister Dirk Elbers ihnen nicht geben, zumal er ohnehin nicht ausgeht von einem gravierenden Lärmproblem für die Anwohner des bunt sich darbietenden Quartier Central. Auch die Chefin des Amtes für Verkehrsmanagement, Andrea Blome, wies im Gespräch mit den Anwohnern auf die Lärmmessungen hin, die die gesetzlichen Richtwerte in keinem Fall überschreiten. „Wenn die Büros nicht gebaut werden, dann fällt ja auch der damit verbundene Verkehr weg”, gab Blome im Gespräch mit den Anwohnern zu bedenken.

Doch nicht nur sie müssen wohl Abstriche machen von ihren ursprünglichen Vorstellungen. Auch der OB hatte gestern einen Wunsch, der kaum Aussicht haben dürfte auf Realisierung. „Es wäre doch schön, wenn man die einzigartige Location des Cafe´ Les Halles integrieren könnte in die zukünftigen Planungen”, machte er sich stark für dessen Erhalt im alten Bahnhofsgebäude. Entsprechende Versprechen wollte der Aurelis-Vorstand aber nicht geben.