Düsseldorf. Das ehrgeizigste Projekt der Landeshauptstadt wird deutlich teuerer als geplant. Allein der erste Bauabschnitt soll nun 197,9 Millionen Euro kosten - 55 Millionen mehr als geplant. Für mehr Aufregung aber sorgt eine provisorische Straße durch den Hofgarten, der 24 Bäume weichen sollen.

Der Tausendfüßler, die Autos und die Straßenbahnen verschwinden in Düsseldorf-City unter die Erde.
Der Tausendfüßler, die Autos und die Straßenbahnen verschwinden in Düsseldorf-City unter die Erde. © NRZ

Es kam nicht unerwartet. Das ehrgeizigste Verkehrsprojekt in der City wird deutlich teurer. Nach dem Grundsatzbeschluss vor über zwei Jahren wurden die Kosten für die Verkehrstunnel für den ersten Bauabschnitt zum Kö-Bogen grob auf 143 Millionen Euro geschätzt. Nun wird Planungsdezernent Gregor Bonin dem Verkehrsausschuss einen Finanzierungsbeschluss von 197,9 Millionen Euro vorlegen. Das sind fast 55 Millionen Euro mehr!

44 Millionen Euro für Provisorien

Dass es teurer wird, war von Anfang an klar. Im Grundsatzbeschluss waren viele Kosten nicht enthalten, weil sie nicht zu beziffern waren. Das sind sie jetzt: 44 Millionen extra etwa für Provisorien, für Aufwendungen im Zusammenhang mit der Wehrhahnlinie, für den Anschluss an Tiefgaragen, für notwendige Rückbauten, für Entschädigungen. Hinzu kommen Preissteigerungen von 22,7 Prozent - die sich laut Stadt im üblichen Rahmen bewegen.

Damit es nicht zu arg wird, hat die Stadtspitze spitzbübisch 17,7 Millionen für Leitungsverlegungen rechnerisch umgebucht und auf die Kalkulation für den 2. Bauabschnitt (darunter Abriss des Tausendfüßlers) gesetzt. Diese Rechnung ist noch gar nicht fertig.

Spatenstich für den Kö-Bogen 2008: Der federführende Architekt Daniel Liebeskind, Bbürgermeisterin Agnes Marie Strack-Zimmermann und OB Dirk Elbers.
Spatenstich für den Kö-Bogen 2008: Der federführende Architekt Daniel Liebeskind, Bbürgermeisterin Agnes Marie Strack-Zimmermann und OB Dirk Elbers. © WNM

Summa summarum zahlt die Stadt (abzüglich des Eigenanteils des Investors, wozu vor allem der Grundstückserwerb zählt) für den ersten Bauabschnitt 145,1 Millionen. Für die zweite Phase (Tieflegung des Tausendfüßlers) waren einst 78 Millionen Euro veranschlagt. Auch hier wird draufgeschlagen. Wieviel, ist offen.

Protest mit Kerzen gegen Stich ins grüne Herz der City

Dem Planungsdezernenten scheinen die zusätzlichen Millionen nicht aufzuregen. Vielmehr der aktuelle Streit um eine Straße. Sie wird 315 Meter lang, sechs Meter breit - und erhitzt die Gemüter, weil diese provisorische Trasse durch den denkmalgeschützten Hofgarten verlaufen wird und dafür 24 Bäume gefällt werden.

Gegner protestieren mit Kerzen und Transparenten. Für sie ist die zweispurige sogenannte „Interimsstraße” ein Stich ins grüne Herz der City. Die Kritik bringt den Dezernenten Gregor Bonin in Wallung. Der geht in die Offensive. Hier werde nicht plötzlich eine neue Straße gebaut. Die Bezirksvertretung sei schon vor einem Jahr informiert worden, die Kleine Kommission „Kö-Bogen” mehrmals. „Wir haben nichts zu verbergen”, so Bonin. „Wer sich jetzt vor einen einzelnen Baum stellt, sollte lieber sagen, dass er gegen das ganze Projekt ist.”

In Zukunft 200 bis 300 neue Bäume im Hofgarten

Protest gegen die Fällung von 24 Bäumen im Hofgarten für die Baustelle Kö-Bogen. Foto: Kai Kitschenberg / WAZ FotoPool
Protest gegen die Fällung von 24 Bäumen im Hofgarten für die Baustelle Kö-Bogen. Foto: Kai Kitschenberg / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Die Interimsstraße, die auf dem Fußweg entlang der Landskrone gebaut wird, sei „kein Angriff auf den Hofgarten.” Spätestens Oktober 2013 kommt sie wieder weg. Dann werde der City-Park größer, schöner, mit 200 bis 300 neuen Bäumen, mit einem Durchbruch der Düssel zur Landskrone, mit neuen Sichtachsen und Anbindung an die Kö und „bis zur Johanneskirche”, versichert der Dezernent. Die neue Trasse sei nötig, weil ab Frühjahr wegen der Bauarbeiten die Hofgartenstraße gesperrt wird und ohne Ersatz „der Verkehr in der Stadt zusammenbricht”, so Bonin. „Es gibt keine Alternative.”

Neu ist, dass die provisorische Straße nicht in die Elberfelder-Straße, sondern in die Ludwig-Zimmermann-Straße zwischen Oper und Parkhotel münden wird. Den Verkehr auf die Elberfelder Straße umzuleiten, ist den Planern ein zu großes Risiko - dort ist es wegen der Arbeiten an der Tunnelrampe zu eng. Der Bau der geplanten Tiefgarage für das Hotel kann nun eher starten.