Düsseldorf. Eine DEG-Kooperation mit einem Waffenhersteller? Für viele Fans des klammen Klubs ist das ein Grund zur Freude - doch es gibt auch Kritik.

Die Düsseldorfer EG hat es nach längerer Zeit mal wieder in die bundesweiten Schlagzeilen geschafft. Jedoch nicht aus sportlichen Gründen. Denn die abgelaufene Saison 2023/24 beendete der Eishockey-Traditionsclub Anfang März auf einem enttäuschenden elften Platz und verpasste damit die Play-offs um die Meisterschaft. Auch eine der berühmten PR-Aktionen von Kult-Pressesprecher Frieder Feldmann sorgt aktuell nicht dafür, dass die DEG in aller Munde ist.

Für Aufsehen sorgt derzeit ein Sponsorendeal, den der achtmalige deutsche Meister am Dienstagmorgen (4. Juni) verkündete: Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall wird zunächst für ein Jahr neuer Sponsor bei dem DEL-Club. Auch der Waffenlieferant bestätigte den Deal am Dienstag. Erst in der vergangenen Woche tütete das Unternehmen einen Sponsorenvertrag mit Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund mit einer Laufzeit von insgesamt drei Jahren ein.

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Düsseldorfer EG erhält rund 100.000 Euro von Rheinmetall

Während der BVB sich über eine zweistellige Millionensumme freuen darf, erhält die Düsseldorfer EG dem Vernehmen nach rund 100.000 Euro von Rheinmetall. Im Gegenzug darf der Konzern auf Banden und auf dem Eis im Rather Dome mit einem Schriftzug für sich werben. Geld, das die DEG durchaus gut gebrauchen kann. Denn Ende März gab der Eishockeyclub bekannt, dass der finanzielle Gürtel mal wieder enger geschnallt werden müsse.

Weil Partner und Sponsoren feste Zusagen nicht mehr realisieren konnten und durch „teils erhebliche Kostensteigerungen von Dienstleistern und Partnern“ sowie „drastisch gestiegene Kosten rund um die Spieltage im PSD Bank Dome“ war die finanzielle und wirtschaftliche Lage bei den Rheinländern unklar, wie der Club am 26. März mitteilte.

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Dies wirkte sich auf die Kaderplanung für die am 20. September bei den Straubing Tigers startende Saison 2024/25 aus. DEG-Sportdirektor Niki Mondt musste seine bisherigen Planungen aufgrund der noch nicht feststehenden Etathöhe anpassen, Leistungsträger wie Top-Scorer Kenny Agostino und Phil Varone konnten nicht gehalten werden. Auch eine vorzeitige Vertragsauflösung von Top-Torhüter Henrik Haukeland (Vertrag bis 2030) steht aktuell im Raum. Der norwegische Nationaltorhüter gilt als absoluter Publikumsliebling in Düsseldorf.

Rheinmetall-Deal: Viele DEG-Fans sehen es positiv

Dass die DEG den Rheinmetall-Deal am Dienstag bekannt gab, sorgte daher im Netz bei vielen Fans für positive Reaktionen. Edel-Fan und „Let‘s Dance“-Juror Joachim Llambi schrieb bei Instagram: „Super, Düsseldorf muss zusammenhalten!“ Ein weiterer Instagram-User freute sich ebenfalls: „Absolut richtige Entscheidung bei dem aktuellen Stand des Vereins. Hoffentlich wirkt sich das auch positiv auf den Kader aus.“

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Auch auf Facebook gab es mehrheitlich positive Resonanzen auf den Sponsoren-Deal. Einige Anhänger hoffen nun, dass weitere Düsseldorfer Unternehmen nachziehen und ebenfalls bei der DEG einsteigen werden: „In meinen Augen eine mehr als logische Partnerschaft. Was haben wir uns jahrelang geärgert, dass die großen Düsseldorfer Unternehmen nicht im gewünschten Maße den Düsseldorfer Sport fördern! Vielleicht ist dies ja auch ein Beispiel, dem andere folgen werden“, kommentierte ein Fan.

Doch es gibt im Internet auch Diskussionen und kritische Gegenstimmen, seitdem die Nachricht über das Engagement von Rheinmetall bei der DEG am Montagabend durchsickerte. Nicht wenige sehen darin eine Imagepflege des DAX-Konzerns: „Ein Rüstungsunternehmen als „Premium“-Sponsor. Dafür fehlt mir jedes Verständnis. Rheinmetall verdient Geld mit Produkten, durch die Menschen sterben“, schrieb eine entsetzte Anhängerin. Bei Instagram und X (ehemals Twitter) gab es noch deutlichere Worte: „Inakzeptabel!“, heißt es in einem User-Kommentar, „Ihr seid widerlich!“ in einem anderen. „Schämt euch, Werte verkauft“, schrieb ein weiterer Anhänger.

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So mancher Fan versuchte den Deal mit dem Waffenproduzenten hingegen nüchtern einzuordnen: „Auch wenn man die moralische Frage stellen kann, muss man erstmal neutral festhalten, dass Rheinmetall der erste Düsseldorfer Milliardenkonzern seit einer halben Ewigkeit ist, der sich mal zu einem Sponsoring bei uns durchringt. Das ist erstmal eine sehr gute Nachricht, zumal hier perspektivisch sicherlich auch eine höhere Summe drin ist, wenn die Partnerschaft gut läuft. Persönlich sehe ich die Sache pragmatisch: Mir ist ein konkurrenzfähiger Kader lieber, als am Ende der Saison abzusteigen und für seine „Haltung“ zu feiern, die am Ende niemand honorieren wird.

Linke Düsseldorf wirft Stadt Beihilfe zum Sportwashing vor

Die Linke Düsseldorf übt unterdessen harsche Kritik an der Stadt. Wie die Rheinische Post zuerst berichtete, soll die Stadt Düsseldorf unter Federführung von Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) bei der Vermittlung zwischen Rheinmetall und der Düsseldorfer EG mitgewirkt haben. „Immer aggressiver versucht der Rüstungskonzern Rheinmetall die Akzeptanz für sein Geschäft mit Waffen und Kriegsgerät zu erhöhen. Mit seiner Sponsoring-Offensive im Sport versucht der Konzern, ein gesellschaftliches Klima für Aufrüstung und Waffenexporte zu schaffen, weil das seine Gewinne steigert. Es handelt sich um Sportswashing. Sport bringt Lebensqualität, verbindet Menschen unterschiedlicher Herkunft und leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung sozialer Beziehungen“ schimpft Hannes Draeger, Mitglied im Kreisvorstand der Linken.

Deswegen solle die DEG Abstand von diesem Sponsoring-Deal nehmen, fordert Draeger weiter, „denn ein Unternehmen, das für schlimmste Verkrüppelungen, Leid und Tod durch Waffenproduktion mitverantwortlich ist, darf keine Vorbildfunktion im Sport bekommen.“ Dass die Stadt bereit war, „Rheinmetall bei diesem dreckigen Deal zu unterstützen, ist eine Schande“, heißt es in einer Mitteilung der Linken.

Nach Bekanntgabe des Rheinmetall-Deals mit dem BVB hagelte es ähnliche Kritik: Pazifisten, Menschenrechtsorganisationen und auch Teile der Fans hatten die Dortmunder dafür kritisiert, dass sie Geld von einem Rüstungskonzern nehmen, der auch Geschäfte mit autokratischen Staaten macht. Beim Champions League-Finale am vergangenen Samstag (1. Juni) im Londoner Wembleystadion zwischen Dortmund und Real Madrid (0:2), rollten Teile der aktiven Fanszene Banner aus, auf denen der Sponsoreneinstieg von Rheinmetall kritisiert wurde.

Fans von Borussia Dortmund hielten vor dem Champions League-Finale gegen Real Madrid ein Spruchband „Rheinmetall. Mit dem Fußball zum Saubermann-Image?“ in die Höhe.
Fans von Borussia Dortmund hielten vor dem Champions League-Finale gegen Real Madrid ein Spruchband „Rheinmetall. Mit dem Fußball zum Saubermann-Image?“ in die Höhe. © dpa | Robert Michael

Im Rahmen des zunächst einjährigen Sponsoring-Deals werden Rheinmetall und die DEG „eine Vielzahl von Aktionen gemeinsam durchführen“, kündigte der Eishockeyclub am Dienstag an. So soll sich künftig gemeinsam in der Düsseldorfer Stadtgesellschaft engagiert werden, unter anderem in sozialen Projekten, heißt es in einer Mitteilung. Die Diskussionen dürften dennoch nicht abklingen. (mit dpa)