Düsseldorf. Nachdem ein Wirt vor seinem Lokal in Düsseldorf erschossen wurde, sitzt der Schock tief. Die Nachbarn kannten das Lokal – und spekulieren.

Es ist ruhig an diesem Vormittag an der Herzogstraße in Friedrichstadt. Auf dem Bürgersteig an der Ecke zur Hüttenstraße scheint die Sonne leicht auf die gelb gezeichneten Kreise der Polizei. Blumen und Kerzen stehen auf den Treppenstufen zu dem Lokal, vor dem am vergangenen Wochenende der 38-jährige Inhaber erschossen wurde. Die Eingangstür zum Laden ist von der Polizei versiegelt. Immer wieder laufen Menschen an der Düsseldorfer Gastronomie vorbei. Sie bleiben stehen und schauen neugierig. „Hier war das doch“, sagt eine Frau im Vorbeigehen zu ihrem Partner und zeigt auf die Kreise auf dem Boden.

Eine Frau im schwarzen Mantel legt Blumen nieder und steigt wieder in ihr Auto. „Schrecklich“, sagt ein Passant zu uns und bleibt vor den Blumen stehen. „Ich kannte den Mann gut, ich war Stammgast“, erzählt der 73-Jährige später. Seinen Namen möchte er uns nicht nennen. An dem Abend des Vorfalls sei er noch in „Gigi‘s Bar“ gewesen, habe dort Karten gespielt mit Freunden.

+++ Folgen Sie der NRZ Düsseldorf jetzt auch bei Instagram! +++

Nach tödlichen Schüssen in Düsseldorf: „Er hat in seiner Bar immer Videos von seiner Musik gezeigt“

„Um 12 Uhr bin ich nach Hause gegangen, am nächsten Morgen habe ich dann erst mitbekommen, was hier passiert ist“, so der ältere Herr. Seit über 50 Jahren lebt der Mann in Friedrichstadt, eine solche Tat sei schockierend. „Er war immer nett und freundlich“, erinnert sich der Anwohner an den 38-jährigen Toten. „Er hat in seiner Bar immer Videos von seiner Musik gezeigt, das hat ihm viel Spaß gemacht, aber er konnte auch anpacken, hat seinen Laden hier frisch renoviert“, so der weißhaarige Herr mit aufgeknöpftem Hemd. Die Gerüchte, dass es sich bei dem Toten um den Rapper Aleks M. handeln soll, bestätigt der Düsseldorfer. „Ja, klar war er das, er hat immer viel Musik gemacht.“

Drei Tage, nachdem ein Düsseldorfer Wirt vor seinem Lokal in Friedrichstadt erschossen wurde, sind die gelben Markierungen der Polizei noch immer auf dem Bürgersteig an der Herzogstraße zu sehen.
Drei Tage, nachdem ein Düsseldorfer Wirt vor seinem Lokal in Friedrichstadt erschossen wurde, sind die gelben Markierungen der Polizei noch immer auf dem Bürgersteig an der Herzogstraße zu sehen. © NRZ | Anna Schlichting

In der Tatnacht soll es laut Polizei einen Streit gegeben haben, der sich vor das Lokal an der Herzogstraße verlagert hatte. Dabei soll der Tatverdächtige, der jetzt in Untersuchungshaft sitzt, mehrere Schüsse auf den Gastronomiebetreiber abgegeben haben. Was genau in der Nacht passiert war und wie es zu dem Streit gekommen ist, weiß weder der 73-jährige Stammgast noch der Kioskmitarbeiter der Trinkhalle, direkt neben dem Lokal. „Wir haben um 12 zugemacht“, so der Mann.

„Ich glaube ja, dass es dabei um eine Frau ging, das ist das, was man sich hier erzählt, aber das ist nur ein Gefühl.“ Anhaltspunkte oder Beweise hat er dafür nicht. „Egal was passiert ist, das ist kein Grund, einen Menschen zu erschießen, wer macht sowas?“, fragt sich der ältere Düsseldorfer im Gespräch.

Erschossener Gastwirt in Düsseldorf-Friedrichstadt: „Normalerweise ist es doch so ruhig und friedlich hier“

Ähnlich ahnungslos steht Franz Michael vor den Blumen und Kerzen vor dem Lokal. Auch er lebt in Friedrichstadt und sei heute durch Zufall an der Bar vorbeigekommen. „Normalerweise ist es doch so ruhig und friedlich hier“, sagt der 50-jährige Passant. Angst habe er deswegen nun nicht in dem Stadtteil. „Die hatten vielleicht Stress untereinander. Auf jeden Fall soll es ja eine Beziehungstat gewesen sein“, so Michael. „Ich habe nur gehört, dass es bei dem Streit um Spielschulden gegangen sein soll“, mutmaßt der Düsseldorfer.

„Es ist total surreal, was hier passiert“, erzählt wenig später ein Nachbar, der anonym bleiben möchte. In der Tatnacht sei er um 3 Uhr von Geräuschen geweckt worden. „Ich habe gedacht, die Polizei hätte nebenan für Ruhe gesorgt, da wusste ich ja noch gar nicht, dass die bei uns im Hausflur waren“, so der Düsseldorfer. Erst frühmorgens habe er aus dem Fenster Blaulicht gesehen.

Gastwirt in Düsseldorf erschossen: „Nur eine Hand gesehen, die herausgeschaut hat und blau war“

„Ich habe dann aus dem Fenster gesehen, da hatte die Polizei schon eine Wand aufgestellt, um die Leiche zu verdecken.“ Im ersten Moment sei das natürlich ein Schock gewesen. „Wir haben hier das aufblühende Leben und im nächsten Moment liegt da plötzlich eine Leiche vor meiner Tür“, so der Düsseldorfer.

„Hier unter den Anwohnern wird vermutet, dass es dabei um 15.000 Euro Wettschulden ging, die der Täter dem Wirt schuldete“, sagt er. Doch all das sei Spekulation. Das Lokal „Gigi‘s Bar“ an der Herzogstraße habe es in der Form erst seit Kurzem gegeben. „Der Betreiber war erst seit ein paar Monaten hier.“ Unter den Nachbarn munkle man, dass die Tat vielleicht etwas mit illegalem Glücksspiel in dem Lokal zu tun haben könnte. Beweise oder Anhaltspunkte hat der Anwohner dafür aber nicht.

Toter Wirt in Düsseldorf-Friedrichstadt: „Alles wirkte dort so düster“

Die Tat am vergangenen Wochenende verunsichert vor allem die Inhaberin eines nahegelegenen Blumenladens. „Es ist wirklich krass, dass sowas hier passiert ist. Damit rechnet man ja nicht“, sagt die Düsseldorferin im Gespräch. Die Floristin hat ihren Laden schon seit sieben Jahren in Friedrichstadt, auch sie möchte lieber unerkannt bleiben.

Mitbekommen habe sie nichts. Erst durch die Nachrichten am Sonntag hat sie erfahren, was in der Nacht zuvor passiert ist. „Dann habe ich die Blumen da stehen sehen.“ So geht es an diesen Tagen vielen Anwohnern. Immer wieder kommen die Menschen vorbei und schauen sich die Blumen und Kerzen vor „Gigi‘s Bar“ genauer an – wieso der 38-jährige Betreiber an dieser Stelle sterben musste, wirft auch drei Tage später noch Rätsel auf – und sorgt für viel Spekulation.

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Düsseldorf