Düsseldorf. Aus dem Mercure-Hotel Düsseldorf-Süd wird eine Flüchtlingsunterkunft. Bürger wurden nun erstmals informiert. Es gab viele Fragen – und Kritik.
Gut eine Woche bevor aus dem bisherigen Mercure-Hotel in Hassels offiziell eine Flüchtlingsunterkunft wird, haben die Bezirksregierung und die Stadt Düsseldorf erstmals öffentlich über die Pläne informiert – für einige Bürgerinnen und Bürger kommt das zu allerdings spät. „Warum werden wir erst jetzt mit ins Boot geholt und informiert? Das ist beschämend“, kritisierte ein Anwohner bei der Informationsveranstaltung, die am Montagabend (22. April) in den Räumen des Schützenvereins Düsseldorf-Eller stattfand.
Der Mann aus Hassels war mit dieser Frage nicht allein. „Die Kommunikationskritik teile ich“, sagte zum Beispiel CDU-Ratsherr Dirk Angerhausen. Auch Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf bestätigte, dass er von den Plänen „aus der Presse erfahren habe“. Aber: „Daraufhin wurde die Bezirksvertretung 9 von der Bezirksregierung informiert, jedoch mit der Bitte, die Infos nicht nach außen zu tragen, weil noch nichts final entschieden war.“
400 Geflüchtete sollen im Mercure-Hotel in Hassels untergebracht werden
Zum Hintergrund: Ende des vergangenen Jahres kursierten die ersten Gerüchte zur Umnutzung des Mercure-Hotels in eine Flüchtlingsunterkunft. Offiziell bestätigt hat die Bezirksregierung erst Ende März das Vorhaben. „Es ging nicht früher, weil die Vertragsverhandlungen mit dem Hotelbetreiber bis dato nicht abgeschlossen waren“, erklärte Chris Patrick Kruse, Abteilungsleiter bei der Bezirksregierung am Montag. „Das Vorhaben hätte noch platzen können.“
Die Bezirksregierung Düsseldorf will künftig 400 geflüchteten Menschen in dem ehemaligen Mercure-Hotel an der Straße Am Schönenkamp 9 Platz bieten. In einem ersten Schritt werden 240 Plätze belegt, die Vorbereitungen zur Aufnahme weiterer 160 Menschen folgen.
Mit der Zentralen Unterbringungseinrichtungen (ZUE) des Landes sollen die Kommunen, in diesem Fall also die Stadt Düsseldorf, entlastet werden. Der Vertrag für die Unterkunft im Mercure-Hotel hat zunächst eine Laufzeit von zwei Jahren – wird aber vermutlich auf drei Jahre verlängert, wie Eva-Christine Bock, stellvertretende Hauptdezernentin der Bezirksregierung, am Montag erklärte. Sie hat den gut 70 Interessierten, darunter waren viele Anwohner, Vertreter von sozialen Einrichtungen und Politiker, die genauen Pläne vorgestellt.
Mittlerweile ist das Hotelgelände eingezäunt, mehrere Container sind am Eingang und auf dem Parkplatz aufgestellt worden. Die Mercure-Schriftzüge sind verschwunden. Um Platz für 400 Menschen zu schaffen, wird das bestehende Hotelmobiliar der 120 Zimmer nicht übernommen, sondern gegen Doppelstockbetten ausgetauscht. In Hassels untergebracht werden sollen dann Frauen, Familien mit Kindern sowie alleinstehende Männer überwiegend aus Syrien, der Türkei, Afghanistan, dem Iran und Irak. Die ersten Geflüchteten werden voraussichtlich Mitte Mai einziehen – und im Schnitt etwa sechs Monate bleiben, bis sie einer Kommune zugewiesen werden.
Die Geflüchteten erhalten eine Vollverpflegung mit drei Mahlzeiten am Tag in der ZUE. Neben der Essensausgabe wird es einen Kiosk und eine Kleiderkammer geben. Jeder Bewohner erhält zudem wöchentlich 40,70 Euro für den eigenen Bedarf. Es soll zudem Sport- und Freizeitangebote, einen Spielplatz im Außenbereich und eine Kinderbetreuung geben.
Düsseldorfer Polizei will vor ZUE verstärkt Streife fahren
Dass die ZUE Düsseldorf-Süd, wie das umgebaute Hotel dann offiziell heißt, benötigt wird, machte Abteilungsleiter Chris Patrick Kruse anhand einiger Zahlen deutlich: So sei die Zahl der Geflüchteten, die 2023 nach NRW kamen, im Vergleich zum Vorjahr um 57 Prozent gestiegen. Konkret seien das rund 25.000 Menschen gewesen. „Das ist richtig viel“, ordnete Kruse ein.
Und diese Flüchtlinge müsse man eben adäquat unterbringen. „Wir wollen Notunterkünfte, wie es sie 2015 und 2016 in Turnhallen gab, verhindern. Auch, um das Vereinsleben nicht einzuschränken.“ Das Problem: Das Land selbst hat keine eigenen Immobilien, um die Geflüchteten unterzubringen. „Wir waren daher sehr froh, dass der Betreiber des Mercure-Hotels an uns herantrat“, erklärt Kruse. Ein weiterer Vorteil: Das Hotel könnte ohne große Vorlaufzeit bezogen werden.
Kontakt zur Bezirksregierung Düsseldorf
Bürgerinnen und Bürger, die eine Frage speziell zur Flüchtlingsunterkunft in Hassels haben, können sich an die Bezirksregierung wenden.
Per Mail an: ZUE-Duesseldorf-Sued@brd.nrw.de, telefonisch unter 0211/4754823 oder online unter: www.brd.nrw.de.
Eine Anwohnerin kritisierte hingegen die Standortwahl der ZUE. „Hassels und Reisholz sind soziale Brennpunkte. Ich wohne seit 36 Jahren hier und in den letzten 20 Jahren hat sich das hier nicht gut entwickelt“, sagte sie. Ein anderer Anwohner sorgt sich um die Sicherheit der griechisch-orthodoxen Kirche, die sich unmittelbar neben der neuen Flüchtlingsunterkunft befindet.
Jan Baumann, Leiter der Polizeiinspektion Düsseldorf-Süd, versuchte diese Ängste zu nehmen. Er kündigte verstärkte Polizeipräsenz rund um die ZUE an. „Wir werden dort vermehrt Streife fahren – auch Polizisten in Zivil werden unterwegs sein.“ Apropos Sicherheit: Die ZUE hat einen eigenen Sicherheitsdienst, der tagtäglich rund um die Uhr vor Ort sein wird. Zudem gibt es Eingangs- und Ausgangskontrollen.
Nach den angepeilten drei Jahren soll die Flüchtlingsunterkunft – Stand jetzt – zurück in ein Hotel umgewandelt werden.
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