Düsseldorf. Bundesverwaltungsgericht bestätigt: Düsseldorfer Großmarkt muss schließen. Schon vorher hat die Stadt mit Abriss begonnen – Händler verzweifelt.
- Der Düsseldorfer Großmarkt muss schließen
- Noch ein paar Tage zuvor ging der Streit zwischen Stadt und Händlerschaft in die nächste Runde
- Die Stadt hatte begonnen, den Eingang des Düsseldorfer Großmarktes zurückzubauen – obwohl der Rechtsstreit noch nicht final abgeschlossen war
Mehr als 80 Jahre lang war der Düsseldorfer Großmarkt eine Anlaufstelle für viele Händler aus ganz NRW. Nun ist endgültig klar: Der beliebte Markt wird ab Ende des Jahres Geschichte sein. Im Juli 2023 entschied das Oberverwaltungsgericht, dass der Großmarkt ab dem 31. Dezember 2024 geschlossen werden darf – ganz zum Leidwesen der Händler, die vor Ort ihr Obst und Gemüse verkaufen. Am Mittwoch (24. April) bestätigte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig das Urteil in letzter Instanz.
Zum Hintergrund: Im Juli 2021 entschied der Düsseldorfer Stadtrat die Auflösung des Großmarktes als öffentliche Einrichtung zum Jahresende 2024. Die Weichen für die Umstrukturierung des Areals wurden bereits im Jahr 2018 gestellt, als der Rat den Verkauf an die städtische Immobilientochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz AG (IDR) beschloss.
Im Frühjahr 2020 unterzeichneten IDR, die Stadt Düsseldorf und Metro Properties eine Vereinbarung, die neben dem Metro-Campus auch einen möglichen Standort auf dem Großmarkt beinhaltet. Ende 2023 kam dann die Nachricht seitens der Stadt Düsseldorf an die Händler auf dem Gelände, dass die Mietverträge aller Händler zum 31. Dezember 2024 nicht verlängert werden.
Großmarkt Düsseldorf: Metro soll auf das Gelände
Das Ziel: Nach der Auflösung des Großmarktes ab Jahresende 2024 soll das Gelände unter anderem an den Großhändler Metro gehen und auf dem Platz in Unterrath ein sogenannter „Cash&Carry-Markt“ entstehen. Nach dem Beschluss begann ein Rechtsstreit zwischen den Gemüse- und Obsthändlern des Großmarktes und der Stadt.
Das Oberverwaltungsgericht bestätigte die Pläne der Stadt und gab dem Rat somit freie Bahn – in der Begründung hieß es damals, dass die Hallen auf dem Areal nicht mehr den heutigen Standards entsprechen und die Einrichtung die Funktion zur Daseinsvorsorge verloren habe.
Nach der Entscheidung hatten die Händler des Großmarkts Revision eingelegt. Nun entschied das Bundesverwaltungsgericht in letzter Instanz und bestätigte am Mittwoch (24. April) die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster. Damit heißt es: Der Düsseldorfer Großmarkt wird ab Ende Dezember offiziell Geschichte sein.
Großmarkt-Streit ging in die nächste Runde: Stadt startete Abriss
Über einen Plan B und eine mögliche neue Fläche könne Achim Weber von der Agentur „16 Meter“, die für das Marketing der Händlergenossenschaft zuständig ist, zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen. Noch sei nichts spruchreif, genaueres werde erst in vier bis fünf Wochen feststehen.
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Erst ein paar Tage vor dem letzten Urteil ging der Großmarkt-Streit in die nächste Runde: Laut Großmarkthallen Düsseldorf eG, die Genossenschaft der Händler am Großmarkt, habe die Stadt in der Nacht zu Montag (22. April) bereits mit den Abrissarbeiten am Eingang des Areals begonnen – ohne Vorankündigung oder Absprache. Händler und auch Kunden des Düsseldorfer Großmarktes seien „zutiefst schockiert und verunsichert“ gewesen.
Großmarkt-Aus in Düsseldorf: „Stehen fassungslos vor den Trümmern“
„Wir stehen fassungslos vor den Trümmern eines einst florierenden Gewerbes“, erklärte Peter-Josef Eßer, Vorstandssprecher der Genossenschaft. Bei der nächtlichen Aktion habe die Stadtverwaltung den gesamten Eingangsbereich entfernen lassen, dabei das Pförtnerhäuschen, die Schranken, sämtliche Beschriftungen und die Beleuchtung entfernt. Bilder, die den aktuellen Zustand zeigen, liegen unserer Redaktion vor.
„Ohne Vorwarnung und ohne die Möglichkeit, sich darauf vorzubereiten, befinden wir uns jetzt in einer Situation, in der der Zugang zum Großmarkt einem ‚dunklen Loch‘ gleicht. Das gefährdet nicht nur unser Geschäft, sondern vor allem die Sicherheit aller, die hier arbeiten und nachts zum Großmarkt kommen“, so Eßer weiter.
Denn: Die fehlende Beleuchtung stelle für die Geschäftsleute, die mit der Straßenbahn zum Markt kommen, ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko dar. Der Düsseldorfer Großmarkt mit aktuell etwa 50 Händlern öffnet nämlich bereits um 1 Uhr nachts, wenn es draußen noch stockdunkel ist. Die Dunkelheit im Einfahrtsbereich erhöhe die Gefahr, dass sie von anfahrenden Lastwagen übersehen werden.
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Dass die Stadt schon mit dem Abriss begonnen hat, sei laut der Händlergenossenschaft nicht nur ein Schlag ins Gesicht für alle, die täglich hart arbeiten, sondern auch ein deutliches Signal, dass die Stadt es gar nicht mehr abwarten könne, die Großmarkt-Händler loszuwerden. Dass der Rechtsstreit um den Großmarkt zu dem Zeitpunkt nicht final abgeschlossen war, ließ den Unmut der Händlergenossenschaft wachsen.
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Der Vorstandsvorsitzende Peter-Josef Eßer forderte die Stadtverwaltung nach dem Rückbau des Eingangsbereiches zum Handeln auf: „Wir fordern Oberbürgermeister Keller auf, umgehend Klarheit zu schaffen und eine Lösung zu finden, die allen Beteiligten Sicherheit und Existenzgrundlage garantiert. Noch haben wir bestehende Mietverträge bis 2024.“
Düsseldorfer Großmarkt: Stadt weist Vorwürfe des überraschenden Abrisses von sich
Die Stadt erklärte in einer Antwort nach dem Abriss, dass der Rückbau der bisherigen Pforte erforderlich gewesen sei, weil unter anderem für den Blumengroßmarkt eine neue öffentliche Straße samt Kanalbauarbeiten notwendig sei und zeitnah gebaut werden solle. Dazu sei bereits in der vorherigen Woche (15. bis 17. April) das Pförtnerhaus an der Hauptpforte des Düsseldorfer Großmarktes abgerissen worden.
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Den Vorwurf, dass es sich bei dem Abriss um eine Nacht- und Nebelaktion gehandelt hätte, wies die Stadt auf Anfrage der NRZ von sich: „Hierbei handelt es sich um keine unangekündigte Maßnahme, sondern die Notwendigkeit des Abrisses wurde allen Beteiligten, insbesondere den Markthändlern, in zwei Versammlungen bereits im letzten Jahr angekündigt und vorgestellt.“
Laut Stadtsprecher sollte der Abriss bereits im Dezember 2023 durchgeführt werden. Schließlich schrieb die Stadt, dass die „Rückbaumaßnahme unabhängig von dem laufenden Gerichtsverfahren“ erforderlich gewesen sei.
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